Interaktive Medienkunst „The Artwork as a Living System“ in Karlsruhe

Berührung führt zu virtuellem Wuchern: „Interactive Plant Growing“ (1993).
Berührung führt zu virtuellem Wuchern: »Interactive Plant Growing« (1993).

In dieser Schau wird der Betrachter selbst zum Schöpfer: Während er die Exponate, lebende Pflanzen, berührt, entstehen Bilder auf einer Leinwand. Auch kleine Wesen erschaffen können die Besucher im Karlsruher ZKM.

Pflanzen streicheln! Zu den Installationen, die schon in den Anfangsjahren des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien das Publikum faszinierten und zu interaktivem Tun reizten, gehört das Arrangement „Interactive Plant Growing“ von Christa Sommerer und Laurent Mignonneau. Es besteht aus echten, lebenden Topfpflanzen in säulenartigen Kübeln. Berührt man Farn, Efeu oder Palme, beginnt auf einer großen Leinwand eine virtuelle Flora zu wuchern – trickreiche elektronische Vernetzung der Pflanzgefäße mit einem computerbasierten System macht’s möglich. Fasst man jedoch den Kaktus an, wird der künstliche, computergenerierte Dschungel ausradiert ...

Kunstwerk als lebendiges System

Unter dem Titel „The Artwork as a Living System“ – das Kunstwerk als lebendes System – widmet das ZKM dem österreichisch-französischen Künstlerpaar nun eine Retrospektive. Gezeigt werden 14 teils großformatige interaktive Installationen, die Sommerer und Mignonneau seit den frühen 1990er-Jahren entwickelten. Der Betrachter wird hier zum Schöpfer, der nicht nur virtuelle Urwälder wachsen, sondern, zum Beispiel, über eine spezielle Schreibmaschine, den „Life Writer“, auch winzige Insektenwesen entstehen lassen kann.

„Panorama der Phantasie“

„,The Artwork as a Living System’ ist mehr als eine Wunderkammer, mehr als ein Terrarium, mehr als ein Aquarium, sie zeigt Fabelwesen, künstliche Kreaturen, ein bisher ungesehenes Panorama der Phantasie und technischer Ingeniosität“, begeistert sich ZKM-Direktor und Kurator Peter Weibel, bei dem Sommerer und Mignonneau ehedem an der Frankfurter Städelschule studierten. Man verlasse diese Ausstellung „um ästhetische, ludische und kognitive Erfahrungen und Erkenntnisse reicher“, führt Weibel weiter aus. Wobei es eben nicht allein um den spielerischen Reiz dieser Installationen geht: Sie vermitteln zugleich eine Ahnung von der Komplexität von Ökosystemen, von den Zusammenhängen des Lebens.

Ergänzend zu zwei weiteren Ausstellungen

Die Retrospektive von Christa Sommerer und Laurent Mignonneau fügt sich ein in das diesjährige Großthema des Medienmuseums, das sich um Evolution und um Medien mit lebensähnlichem Verhalten dreht. „The Artwork as a Living System“ ergänzt also die Ausstellungen „Bio-Medien“ und „The Beauty of Early Life“.

Christa Sommerer und Laurent Mignonneau: „The Artwork as a Living System“ – bis 31.7., Karlsruhe, Zentrum für Kunst und Medien, Lorenzstraße 19, Mi-Fr 10-18 Uhr, Sa, So

11-18 Uhr, Info: www.zkm.de

Ökosystem aus animierten computergrafischen Papierfliegern: Installation „A-Volve“ (1995/2021).
Ökosystem aus animierten computergrafischen Papierfliegern: Installation »A-Volve« (1995/2021).
Schreibmaschine des Lebens: „Life Writer“ (2006).
Schreibmaschine des Lebens: »Life Writer« (2006).
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