Museumspädagogik (2) Im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen: Grünes Tor und Kunst aus dem Koffer

Theresia Kiefer packt den gelben Kunst-Koffer aus, in dem sich auch eine Reproduktion der Miro-Wand des Museums findet.
Theresia Kiefer packt den gelben Kunst-Koffer aus, in dem sich auch eine Reproduktion der Miro-Wand des Museums findet.

Ali Mitgutsch, der Erfinder der Wimmelbild-Bücher, hätte seine Freude daran: Im Wilhelm-Hack-Museum können sich die Kleinen mit einem solchen lustigen Bild vom Innenleben des Museums zurechtfinden, lernen, welche Räume und Wege es gibt und warum sie so oder so beschaffen sind. Suchaufgaben helfen. Wo etwa ist Udo, der Hausmeister? Klar, in der Bildmitte schlägt er gerade den Nagel ein, an dem dann ein Bild aufgehängt wird.

Ehrwürdiger Kunsttempel? Elfenbeinturm für Intellektuelle? Von wegen. Im Hack-Museum öffnen sich viele Türen, um Kunst gerade auch für die Kleinen zum Erlebnis zu machen, zu einem Inspirationsraum voller Lernchancen. In den Angeboten der Museumspädagogik schaffe die Kunst beispielsweise Gesprächsanlässe, „indem Kinder beschreiben, was sie sehen und sich so darin üben, sich auszudrücken und Worte dafür zu finden“, erläutert Theresia Kiefer im Raum der „Sprach-Kunst-Werkstatt“, einem Kooperationsprojekt des Museums mit der Wittelsbach-Grundschule. Kiefer ist im Haus zuständig für Kunstvermittlung, erarbeitet Programme und plant die Einsätze der 15 freien Mitarbeiter.

Angebote für junge Menschen gebe es hier reichlich, und sie würden rege in Anspruch genommen, versichert Kiefer, die seit gut 20 Jahren im Wilhelm-Hack-Museum Menschen Kunst näherbringt. Neben jeder Altersgruppe angepassten Führungen gibt es samstags die offenen Ateliers für Sechs- bis Zwölfjährige (14-16 Uhr) – Kiefer: „Das wird unheimlich gut angenommen“ –, die „Klecksstrolche“ für Vorschulkinder (fünf Termine pro Kurs) oder Sommerferienprogramme. Auch Kindergeburtstage können im Museum gefeiert werden. Es gibt Familientage (der nächste: So 25.6., 14-17 Uhr), „Kunst für Groß und Klein“ (18.6., 14-15.30 Uhr) und anderes mehr.

Auf Entdeckungsreise in der Kunst: Ein Mitarbeiter erklärt Kindern ein Werk von Willi Baumeister.
Auf Entdeckungsreise in der Kunst: Ein Mitarbeiter erklärt Kindern ein Werk von Willi Baumeister.

Kunst kommt auch zu den Kindern

Die Kunst kommt auch zu den Kindern. Dafür steht im Keller ein dicker, gelber Koffer bereit voller Material für junge Entdeckerherzen – Nachbildungen von Skulpturen aus dem 3D-Drucker, Werkzeuge für unterschiedliche Kunsttechniken, ein Druck der Miro-Wand, die an der Außenfassade das unübersehbare und einzigartige Kennzeichen des Museums ist, und, natürlich, das Wimmelbild. Damit kommen die Mitarbeiter Theresa Kiefers in Kitas und Schulen. „Der ist viel im Einsatz“, erzählt Kiefer im Materiallager, wo der Koffer deponiert ist. An einer Schule habe sie mittlerweile „gefühlt“ alle Klassen durch, schmunzelt sie. „Für die Kinder ist das auch schön, dass man zuerst nicht sieht, was da drin ist, das Auspacken ist selbst schon spannend“, so Kiefer, die den Koffer mit einer Pädagogin konzipiert hat. Möglich wurde er durch Unterstützung des Museums-Förderkreises.

Nebenan finden sich die großzügigen Räume für Praxis-Projekte wie die offenen Ateliers, ein Saal, wie man ihn vom Kunstunterricht kennt – mit viel Patina. Die Arbeitstische sind noch Erstausstattung, die Arbeitsflächen bunt wie eine Künstlerpalette. Hier kann man zudem direkt ins Freie gehen, wenn das Wetter dazu einlädt.

Auch Erwachsene sind angesprochen

Gedacht ist aber nicht nur an Kinder. Vieles richtet sich gezielt an Erwachsene, und damit sind nicht nur Führungen gemeint. Donnerstags kann man etwa ab 17.30 Uhr bei „Art After Work“ nach Feierabend mit künstlerischen Techniken experimentieren oder sich einmal monatlich donnerstags bei Kaffee und Kuchen zu „Kunstgenuss am Nachmittag“ mit einer Kunsthistorikerin treffen (nächster Termin: 29.6., 15 Uhr). Es gibt Matinee-Konzerte oder die Jazz-Reihe „Ditzners Club“ mit Schlagzeug-Legende Erwin Ditzner. Kunstpädagogische Fortbildungsangebote wenden sich wiederum an Lehrpersonal oder Erzieherinnen und Erzieher.

Und es gibt seit einem Dutzend Jahren ein breites grünes Tor zur Kunst: den „hackmuseumsgARTen“, auf den Teresia Kiefer fühlbar stolz ist, eine grüne Lunge, ein Urwald, ein Hochbeet-Experimentierfeld, ein Kieztreff, der den Platz zwischen Museum und Staatsphilharmonie belebt, ein Ort voller Vielfalt und Ideen – vom einfachen Kräuterbeet bis zum botanischen Kunstwerk, vom Knasti-Projekt bis zum buddhistischen Lehmbackofen oder einem Bibelgärtchen. Eine vitale Oase ist hier entstanden, ein Ort für Feste, Atelierabende, Treffs, Märkte, Gartencafè, mit offener Bühne für kreative Talente – der Programmflyer allein für den Garten ist schon üppig. Kunst ist eben Leben!

Info

Über Programm, Termine, Preise informieren Flyer wie »Kunst erleben!«, »hackmuseumsgARTen 2023«, »Kunst aus dem Koffer«, die im Museum ausliegen, sowie die Website www.wilhelmhack-museum; Telefon 0621 504- 3045/-3411, Anmeldung erforderlich.

Sommerferienprogramm: »Das Museum als Kunst-Labor«, 21.-25.8., 9-16 Uhr, 6-12 Jahre, max. 23 Teilnehmer

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