Film Vom Kinderstar zur Charakterdarstellerin: Cornelia Froboess wird 80

Künstlerin mit vielen Gesichtern und Talenten: Cornelia Froboess.
Künstlerin mit vielen Gesichtern und Talenten: Cornelia Froboess.

Cornelia Froboess blickt auf eine jahrzehntelange Karriere zurück. Ihren größten Hit aber landete sie bereits als Siebenjährige mit „Pack die Badehose ein“. Am Samstag wird sie 80 Jahre alt.

Vom Kinderstar der Nachkriegszeit entwickelte sich Cornelia Froboess zum westdeutschen Teenie-Idol, bevor sie ihrer Karriere eine neue Richtung gab: Froboess ließ den Schlager hinter sich und wurde zur geachteten Bühnen- und Filmschauspielerin.

Geboren wird Froboess am 28. Oktober 1943 in Wriezen an der Oder, aber eigentlich ist sie Ur-Berlinerin. Zur Welt kommt sie dort nur, weil ihre hochschwangere Mutter sich während des Zweiten Weltkriegs dort vor Bombenangriffen in Sicherheit bringt. Froboess wächst im Berliner Bezirk Wedding auf. Das ist der „Berliner Göre“ auch nach Jahrzehnten noch anzuhören, Berlinerisch beherrscht sie perfekt.

Hit aus der Feder des Vaters

Der Gassenhauer „Pack die Badehose ein“, mit dem sie 1951 in Berlin über Bühnenauftritte und den Rundfunk berühmt wird, stammt aus der Feder ihres Vaters. Gerhard Froboess ist Komponist und Musikverleger, also Profi. Die Eltern begleiten „Die kleine Cornelia“ bei anschließenden Tourneen und Schallplattenaufnahmen als Manager. Mit ihrer kessen Art ist das gelockte Mädchen der Kinderstar im Nachkriegsdeutschland, sie trifft einen Nerv.

Als Teenager baut sie darauf auf. Als „Conny“ wird Froboess in den späten 50er- und frühen 60er-Jahren zum Teenie-Idol. Im Petticoat und an der Seite des deutschen „Elvis“ Peter Kraus tanzt sie sich durch Unterhaltungsfilme, es ist die Zeit des Rock’n’Roll. Sie bleibt aber weiterhin auch dem Schlager treu. Mit „Zwei kleine Italiener“ folgt ein zweiter Superhit. Mit dem Lied nimmt sie 1962 am Grand Prix d’Eurovision teil und belegt den sechsten Platz. Der Song wird zum Klassiker. Ein Leben als Schlagerstar aber möchte Froboess nicht führen. Sie liebäugelt mit der Schauspielerei.

Keine Zeit mehr für Schlager

„Vielleicht hat die frühe Popularität dazu geführt, dass ich inkognito sein wollte“, erzählt sie sehr viel später einmal in einem Interview. „Und so kamen mir Theater und Figuren gelegen, um mich dahinter zu verbergen.“ Ein Schlussstrich unter ihre Karriere als Sängerin sollte das ursprünglich zwar gar nicht sein, aber die Dinge entwickelten sich so. „Ich hatte so viele Theaterpläne und so viele Figuren zu spielen, dass ich nicht mehr dazu kam, andere Dinge zu tun.“ Unangenehm sei es ihr bis heute jedenfalls nicht, wenn sie auf „Pack die Badehose ein“ angesprochen werde, betont sie 2014. „Ist doch schön – ich halte das für ein Markenzeichen.“

Nach zwei Jahren Schauspielausbildung konzentriert sich Froboess auf die Bühne, wo sie das Publikum in klassischen Rollen begeistert. Sie lernt ihren Mann, den österreichischen Regisseur und Intendanten Hellmuth Matiasek kennen, den sie 1967 heiratet. Gemeinsam ziehen sie nach München, das Paar bekommt zwei Kinder.

Fassbinder dreht mit ihr

Froboess spielt zwischen 1971 und 2001 als Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele Rollen wie Minna von Barnhelm und Maria Stuart. Dann geht sie ans Bayrische Staatsschauspiel in München, wo sie noch bis 2011 tätig ist. Gleichzeitig dreht Froboess immer wieder Fernsehfilme. Außerdem moderiert sie Fernsehshows, so zwischen 1978 und 1982 „Jahre unseres Lebens“ im ZDF. Auch in Kinoproduktionen ist sie zu sehen. Kultregisseur Rainer Werner Fassbinder etwa engagiert sie 1982 für „Die Sehnsucht der Veronika Voss“. In den 80er- und 90er-Jahren spielt Froboess in der ARD-Vorabendserie „Praxis Bülowbogen“ an der Seite von Günter Pfitzmann. 1995 erhält sie den Bayerischen Filmpreis für ihre Darstellung in „Der Tag der Abrechnung – Der Amokläufer von Euskirchen“, in der sie die Mutter des Täters spielt.

2010 gehört Froboess auch zur Wettbewerbsjury der Berliner Filmfestspiele Berlinale. Im selben Jahr wird ihre Hauptrolle im Fernsehdrama „Die Schwester“ von Regisseurin Margarethe von Trotta, in der sie eine verbitterte alte Frau spielt, viel beachtet. Auch danach übernimmt sie noch hin und wieder Rollen, etwa im „Tatort“ oder in den Jugendkinofilmen der „Ostwind“-Reihe. Öffentlich aber tritt sie immer seltener in Erscheinung. 2021 erhält sie den Ehrenpreis des Deutschen Schauspielpreises für ihr Lebenswerk, im Jahr darauf stirbt ihr Mann. Seither ist es weitgehend ruhig um die Künstlerin mit den vielen Gesichtern und Talenten.

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