Hart am Rand Japaner ohne Schlaf: Stets erschöpft

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In der Corona-Krise liegt auch eine Chance: mehr schlafen. Japan entdeckt das gerade.

„Diese seltsame Zeit im Moment hat schon ihre guten Seiten“, gesteht Azusa Yokota. „Endlich kann ich mal ausschlafen.“ Die Japanisch-Lehrerin gibt ihren Unterricht online. Allein dadurch spart sie jeden Tag über eine Stunde, die sie sonst im Berufsverkehr verbringen würde. Seit die Menschen in Japan ab Februar ins Homeoffice geschickt wurden, schläft Azusa Yokota jede Nacht acht Stunden, zwei mehr als zuvor.

Schlafmangel ist in Japan eine Art Volkskrankheit. Wer wenig schläft, gilt als wichtig, fleißig, hart zu sich selbst. Der Spruch „otsukare sama“, den sich Japaner nach getaner Arbeit zurufen, ist ein Beleg dafür. Übersetzt lautet er in etwa: „Sie müssen erschöpft sein.“

Dösen im Dienst

Eine von der japanischen Regierung in Auftrag gegebene nationale Gesundheitsstudie ergab 2016, dass 40 Prozent der Befragten täglich weniger als sechs Stunden schliefen. Die Extremwerte sorgen schon länger für Diskussionen. Angestellte dösen im Dienst einfach mal kurz weg. Das Gesundheitsministerium empfiehlt 30-minütige Nickerchen jeden Nachmittag.

Azusa Yokota jedenfalls möchte ihren neuen Schlafrhythmus gern in die Nach-Corona-Zeit hinüberretten: „Mir geht es jetzt viel besser.“ Allerdings machen auch in der aktuellen Krisenzeit nicht alle Menschen in Japan die neuen Schlaferfahrungen, sagt die Lehrerin. „Ich kenne Menschen, die hätten jetzt zwar mehr Zeit zu schlafen, aber wegen Zukunftssorgen drücken sie nachts kein Auge zu.“

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