1. FC Kaiserslautern Terrence Boyd: Ein Botschafter auf der Ersatzbank

Symbolbild? Terrence Boyd liegt am Boden. Der Nürnberger Schlussmann Christian Mathenia hat die Notbremse gezogen und Boyd die C
Symbolbild? Terrence Boyd liegt am Boden. Der Nürnberger Schlussmann Christian Mathenia hat die Notbremse gezogen und Boyd die Chance auf einen Treffer geraubt.

Terrence Boyd ist Sympathieträger und Galionsfigur des FCK. Doch nun muss er sich mit einer neuen Rolle auseinandersetzen. Eine knifflige Aufgabe.

Nein, Dirk Schuster mag nicht von einem Umbruch sprechen. Und doch ist auch dem Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern sehr wohl bewusst, dass durch die Güte der Sommerzugänge und dem gestiegenen Konkurrenzdruck manch ein Profi des Öfteren außen vor bleibt, der maßgeblich am Aufschwung des Pfälzer Fußball-Ensembles partizipiert hat. Hendrick Zuck etwa, den Schuster am Freitag ausdrücklich für seine Trainingsleistungen lobte, Philipp Hercher oder – Terrence Boyd.

Mit 13 Toren avancierte der US-Amerikaner in der zurückliegenden Runde zum besten Torschützen des FCK, er war „die Überlebensversicherung im Sturm“, wie Schuster sagt; nun pflegt er das Dasein eines Reservisten. „Die Situation ist für ihn nicht einfach“, sinnt Schuster, „wir haben ihm gesagt, dass er ein bisschen Geduld braucht, dass er sich hundertprozentig fit machen muss, dass er vor allem aber im Kopf nicht verkrampfen darf und die Lockerheit der letzten Saison wieder rüberbringen muss.“ Leichter gesagt als getan.

Vier Ballkontakte, drei Fouls

Neun Minuten. Das ist auf dem Fußballfeld keine lange Zeit, um sich zu beweisen. Etwas zu bewegen. Dem Trainer Kopfzerbrechen zu bereiten. Ihm Fragezeichen ins Oberstübchen zu pflanzen. Neun Minuten blieben Terrence Boyd im mit 1:1 zu Ende gegangenen Südwestklassiker beim Karlsruher SC, als Dirk Schuster ihn für den wieder einmal sehr auffälligen, aber längst entkräfteten Ragnar Ache aufs Geläuf beorderte.

Kurzeinsatz in Karlsruhe: Terrence Boyd (rechts) im Duell mit Philip Heise.
Kurzeinsatz in Karlsruhe: Terrence Boyd (rechts) im Duell mit Philip Heise.

Boyd hatte vier Ballkontakte, spielte drei Pässe, blieb ohne Torabschluss, produzierte in der Kürze der Zeit aber drei Fouls. Er wirkte reichlich übermotiviert. „Ey, es ist ein Derby“, sagte Boyd dazu mit ein paar Tagen Abstand, „es ist alles gleich hektisch, muss schnell gehen. Ich wollte für mich sagen können, dass ich alles reingeschmissen habe.“ Es gibt Spieler, die sind die geborenen Joker. Boyd gehört nicht zu dieser Gattung. Er braucht den Flow, muss ein Gefühl für eine Partie entwickeln. Neun Minuten reichen dafür bei Weitem nicht aus.

Lob für Ache

Trotz des aus seiner persönlichen Warte unbefriedigend verlaufenen Spiels in Karlsruhe fällt auf, dass die Laune des 32-Jährigen langsam wieder besser wird. Eine Frohnatur war Boyd seit Wochen nicht mehr. Von Ungefähr kam der Blues nicht. In der Vorbereitungszeit legte ihn eine Kniereizung mehrere Wochen „auf Eis“, er ging mit einem deutlichen Rückstand an Fitness in die Spielzeit. Ohne optimale Physis konnte er sich der neuen Konkurrenz in Person von Ragnar Ache nicht erwehren. Außerdem agiert Ache auf eine Art und Weise, die keinen Zweifel daran lässt, dass er im Augenblick der Platzhirsch im Sturmzentrum ist.

Sechs Spiele, fünf Tore, das ist eine großartige Quote des aus Frankfurt gekommenen Stürmers. Boyd ist kein Egomane, ohne Unterlass lobt er Aches Performance in den höchsten Tönen und streicht heraus, dass Dirk Schuster gar keinen Grund habe, ihn selbst Ache vorzuziehen. Dennoch nagt es an ihm, plötzlich außen vor zu sein. In der vergangenen Spielzeit war ein Stammplatz garantiert. Nun scheinbar ein Platz auf der Bank.

„Du kannst jetzt nicht einfach abhauen“

In der letzten Woche der Transferperiode kam Boyd aus einem weiteren Grund ins Grübeln. Ein anderer Verein machte ihm schöne Augen. Dem Vernehmen nach ein Klub aus dem Ausland. Der Stürmer dementiert dies nicht. „Es gibt immer mal Anfragen, das beschäftigt dich dann“, sagt Boyd ohne Konkretisierung.

Glücklicherweise sei es aber gar nicht so weit gekommen, dass er wirklich eine Entscheidung habe treffen müssen. Ein konkretes Angebot, das Gesprächsbedarf hervorgerufen hätte, habe nicht vorgelegen, lässt der 1. FC Kaiserslautern wissen; zudem habe man Boyd eh nicht abgeben wollen.

So wünschen sich die Fans Terrence Boyd – jubelnd im Tornetz.
So wünschen sich die Fans Terrence Boyd – jubelnd im Tornetz.

Boyd selbst gelangte schließlich zu der Erkenntnis, dass ein Abschied der falsche Schritt sein würde. „Ich dachte mir: Du kannst jetzt nicht einfach abhauen, nur weil es mal ein bisschen schwieriger ist. Wir können stolz sein, was wir uns hier aufgebaut haben, ich kann das auch. Zu bleiben, das ist die richtige Entscheidung.“ Er wisse, was er noch in sich habe – und dass er der Mannschaft helfen könne. Er wisse, was er am FCK habe – und was der FCK an ihm.

Wermutstropfen im Jubelkelch

Nach seiner Vertragsunterschrift Anfang 2022 wurde Boyd in Windeseile zur Galionsfigur, zu einem Sympathie- und Werbeträger, und er sieht sich auch nach dem Karriereende bei den Roten Teufeln, sofern der Verein das möchte. In welcher Rolle, darüber hat er sich ernsthaft noch keine Gedanken gemacht. Immer mal wieder jedoch schwirrt ihm der Begriff „Jugendtrainer“ durch den Kopf. Musik aus der Zukunft.

Die Gegenwart beschert ihm und seinen Mannschaftsgefährten an diesem Sonntag das Heimspiel gegen Hansa Rostock (ab 13.30 Uhr, Liveblog auf rheinpfalz.de). Im Hinrundenduell der vergangenen Saison erzielte Boyd beim 2:0-Erfolg beide Treffer. Im Freudenkelch schwamm indessen ein dicker Wermutstropfen: Boyd wurde rassistisch beleidigt.

Langsames Wachstum bevorzugt

Nach zwei Niederlagen zum Start ist der FCK seit fünf Pflichtspielen unbezwungen, vier Siegen inklusive Pokal folgte der Teilerfolg in Karlsruhe. Zehn Punkte bedeuteten vor diesem Spieltag Platz sieben. Terrence Boyd vermag längst noch nicht zu sagen, was für die Roten Teufel in dieser Runde möglich ist. Er bevorzugt ein gesundes, langsames Wachstum, auch tabellarisch. Und vielleicht wächst Terrence Boyd ja auch – langsam wieder in seine alte Rolle. „Wir haben bei ihm das Gefühl, dass er sich dem Leistungslevel des letzten Jahres immer mehr nähert“, sagt Dirk Schuster.

Sieht Boyd auf gutem Wege: Trainer Dirk Schuster.
Sieht Boyd auf gutem Wege: Trainer Dirk Schuster.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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