1. FC Kaiserslautern Die Wochenend-Kolumne: Ich bin der Meinung, ...

Der Vergleich hat was. RHEINPFALZ-Leser Bernd Lorentz aus Bolanden hat ihn gezogen, auch ich hatte vor einiger Zeit auf einer Autofahrt zum Betzenberg eben jene Tragikomödie Friedrich Dürrenmatts im Kopf: „Der Besuch der alten Dame“ handelt von einem „unmoralischen Angebot“ (US-Spielfilm mit Demi Moore und Robert Redford) an ihr verarmtes Heimatdorf. Die längst steinreiche Lady bietet dem Dorf viel Geld. Bedingung: Der Mann, von dem sie als Minderjährige ein Kind erwartete und der die Vaterschaft leugnete, soll von der Güllener Dorfgemeinschaft geopfert werden. Große Aufregung. Riesige Gewissenskonflikte. Das ist Literatur, Fiktion. Im wahren Leben hat der Luxemburger Milliardär Flavio Becca seinen Einstieg beim verarmten 1. FC Kaiserslautern ebenfalls von einer Bedingung abhängig gemacht, forderte und bekam den Rücktritt Michael Littigs, dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Beiratsmitglied. Becca sah in Littig einen Quertreiber und Gegner seiner Hauptverhandlungspartner – dem Beiratsvorsitzenden Patrick Banf und den Geschäftsführern Martin Bader und Michael Klatt. Seit dieser Woche ist Beccas Einstieg formell besiegelt, der FCK hofft auf nun finanziell und sportlich bessere Zeiten. Es bleiben tiefe Wunden. Fußball-Romantiker schlucken. Die FCK-Fangemeinde ist in den vergangenen brisanten Wochen in mindestens zwei Lager gespalten worden. Die rein rational vorgehende Seite sieht die 25 Millionen Euro, die der steinreiche Luxemburger Multi-Unternehmer (Immobilien, Leopard-Energy-Drink, Lavazza-Kaffee) dem mit 20 Millionen Euro verschuldeten Fußball-Drittligisten konkret zugesichert hat. Nicht schwer zu rechnen, dass ein solches finanzielles Schwergewicht her muss, um dem einst so stolzen FCK zumindest noch ein paar Jährchen Profifußball zu gestatten. „Opfer“ Littig war zu spät dran. Auf den letzten Drücker präsentierte er ein Alternativ-Angebot der Lauterer Unternehmer Hans Sachs und Klaus Dienes, die zunächst nicht mal namentlich genannt werden wollten. Das war der eine Haken. Der andere: Auch die „Regionalen“ stellten eine Forderung – einen Beiratssitz gegen schon zehn Prozent der FCK-Anteile, somit Stimmrechte. Im Ausgliederungsentwurf, den die Mitglieder am 3. Juni 2018 mit 92,13 Prozent Zustimmung genehmigten, stand: „Ein Investor erhält das Recht, sofern er mindestens 20 Prozent der Stimmrechte an der GmbH & Co. KGaA hält, ein Mitglied des dann einzurichtenden Beirats (...) zur Wahl vorzuschlagen.“ Die Halbierung der 20-Prozent-Hürde zu fordern, war gegenüber den Mitgliedern nicht in Ordnung. Vor allem auch gegenüber der nicht nur rationalen Fraktion, die mit Fußball überwiegend Freude, Freizeit und Emotionen verbindet. Aus der Sicht des Unterhaltung suchenden Publikums helfen Investoren mit ihrem Geld, hochklassigen Sport zu ermöglichen. Die meisten Kapitalgeber sind keine Horrorgestalten. Sie wollen – wie wir alle – Geld verdienen. Sie sind Ausdruck der Marktwirtschaft und oft große, reiche Fans. So wird auch Becca beschrieben. Dietrich Mateschitz ist bei vielen Anhängern nicht wohlgelitten. Aber der Milliardär begeistert Freunde schönen Fußballs mit dem Produkt RB Leipzig, heute Pokalfinalgegner der Bayern. Alle bejubeln den FC Liverpool, seine Fans und Jürgen Klopp – möglich macht das alles auch US-Investor John W. Henry. Und wie geht es mit dem FCK weiter? Die Frage wühlt viele Fans auf. Man wird es erst in zwei, fünf, acht Jahren sagen können. Investor Becca, Geschäftsführung und Trainer Sascha Hildmann wollen dafür kämpfen, dass alle beim FCK auf ein Happy End hoffen können. Nicht wie beim „Besuch der alten Dame“: In Güllen wurde die Gasse für Claire Zachanassians Ex-Geliebten immer enger. Schließlich lag er tot am Boden. Littig indes machte Becca den Weg frei. Ob das dem FCK langfristig hilft, wissen wir erst in ein paar Jahren.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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