Rheinpfalz Die Begleiter der edlen Tropfen

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Die Auswahl an Ausbildungsberufen – auch in der Pfalz – ist sehr groß. Die Serie Berufe mit Zukunft gibt einmal pro Monat Einblicke in einige dieser Berufsbilder: Auszubildende berichten dabei aus der täglichen Praxis. Im Vordergrund stehen relativ neue Berufsbilder, solche, deren Tätigkeitsfeld und Name mehrfach geändert wurden, sowie eher außergewöhnliche Berufe.

„Guten Wein machen viele. Wir wollen deshalb sehr guten Wein machen“ – die Vorgaben des geschäftsführenden Vorstandes der Winzergenossenschaft Vier Jahreszeiten in Bad Dürkheim, Walter Brahner, sind unmissverständlich. Mit entscheidend sind dabei seine Weintechnologen, die den Gärungsprozess überwachen und als erstes mit dem fertigen Produkt in Kontakt kommen. David Heinze aus Ebertsheim im Landkreis Bad Dürkheim und der Ludwigshafener Pierre Eberle lernen diesen relativ neuen Beruf, der bis vor zwei Jahren noch als Weinküfer firmierte. „Es bewerben sich relativ wenig Leute auf dieses Berufsbild. Das meiste läuft über Kontakte“, erklärte Brahner. Viele Bewerber stammen aus echten Winzerfamilien oder zumindest aus Weindörfern. So wie der 20-Jährige David Heinze. „Als Pfälzer kommt man automatisch mit Wein in Berührung“, lacht er. Zwar haben seine Eltern keinen beruflichen Bezug zum beliebtesten Traubenprodukt, „aber unsere Nachbarn hatten ein Weingut und deshalb war es schon mein Kindheitstraum, einmal selbst Wein anzubauen.“ Mit dem Beruf des Weintechnologen macht er dazu den ersten Schritt. Hier lernt er von der Annahme, Vorbereitung und Verarbeitung der Trauben über Maischen und Most bis zum Ausbau alles was für „sehr gute“ Weine nötig ist. Als ausgelernter Weintechnologe überwacht er außerdem den Gärungsprozess, filtert Hefe und Trübstoffe aus, prüft nach Geschmack, Farbe und Bouquet und füllt den fertigen Wein später in Flaschen ab. Weintechnologen begleiten den Wein auf seinem gesamten Weg und sind die ersten, die mit dem fertigen Produkt in Berührung kommen“, beschreibt Brahner die Tätigkeit. Es ist der Umgang mit einem Naturprodukt. Zeugnisnoten und auch der Schulabschluss spielen deshalb für ihn bei einem Bewerber nur eine untergeordnete Rolle. „Daran sieht man zu wenig. Was für diesen Beruf zählt, sind Lust und Leidenschaft für den Umgang mit Wein.“ Er bestellt Bewerber deshalb lieber zum Probearbeiten in die Winzergenossenschaft ein. „Nach ein, zwei Wochen sieht man dann schon, ob Bewerber und Beruf zueinander passen.“ Immerhin müssen angehende Weintechnologen mit der besonderen Arbeitsatmosphäre klarkommen: „Es ist sozusagen eine Arbeit unter Tage. Man ist das ganze Jahr über im Keller. Das ist im Sommer zwar angenehm kühl, kann aber auch ein wenig aufs Gemüt drücken. „Es ist wirklich schon ziemlich speziell und in einigen Kellern auch ein wenig düster“, konnte Heinze nach seinem ersten Ausbildungsjahr feststellen und hatte für seinen neuen Kollegen Pierre Eberle einen wichtigen Ratschlag: „Man sollte schon aus Sicherheitsgründen nie alleine in einem Keller arbeiten.“ In den letzten Wochen ein wichtiger Ratschlag, denn vor der Lese mussten alle Tanks und Fässer für den neuen Wein außen und vor allem innen gereinigt werden. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dafür auch in die Fässer klettern muss“, staunte der „Neue“, Pierre Eberle. Musste er. „Sauberkeit und Hygiene sind beim Umgang mit einem Lebensmittel schließlich oberstes Gebot“, sagt Brahner. Eine Mahnung, die David Heinze längst verinnerlicht hat. „Vor der Lese wird alles auf Vordermann gebracht und während der Lese geht es hier richtig rund.“ Für ihn ist der Herbst die schönste Zeit des Jahres, auch wenn der Azubi da, selbstverständlich innerhalb der gesetzlichen Grenzen, auch am Wochenende ran muss. „Bei uns kommen in dieser Zeit rund 7000 Tonnen Trauben an. Da muss jeder mithelfen“, sagt der Chef der Winzergenossenschaft. Aber alles halb so wild: „Die eigentliche Lese umfasst etwa 30 Tage, von denen aber nur 15 wirklich extrem sind.“ Und der Rest ist die Überwachung des Gärprozesses im weiteren Jahresverlauf. Erfahrung, aber auch die Liebe zum Produkt spielen auch hier eine entscheidende Rolle. David Heinze bringt zumindest die Begeisterung dafür mit: „Jetzt lerne ich erst einmal den Weintechnologen. Dann sammle ich Berufserfahrung und strebe ein Studium an. Und dann träume ich von meinem eigenen Wingert“. Info: Infos, Links und Videos zu Ausbildungsberufen gibt es auf Planet-beruf.de. Die Beiträge der Serie sind auch online unter Die Rheinpfalz.de/berufsbilder zu finden.

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