Wissen Obst aus der Tiefkühltruhe: Nicht immer gesund

Bei Kontrollen seien immer wieder tiefgekühlte Früchte entdeckt worden, die Noroviren enthielten.
Bei Kontrollen seien immer wieder tiefgekühlte Früchte entdeckt worden, die Noroviren enthielten. Foto: dpa

Tiefgekühlte Beeren können mit Krankheitserregern belastet sein, warnen Verbraucherschützer.

Obst aus der Tiefkühltruhe ist praktisch: So kann man auch dann einen Blaubeerkuchen backen oder eine rote Grütze kochen, wenn die Früchte gerade keine Saison haben. Gern gibt man tiefgekühlte Himbeeren im Sommer auch in Sekt oder Cocktails. Oder die Beerenmischung landet im Joghurt, Müsli oder im Mixer, wo sie zum Milchshake oder Smoothie püriert wird. Gewaschen wird das aufgetaute Obst in der Regel nicht, bevor es weiterverarbeitet wird. Und das ist schlecht, sagt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Denn die Früchte können mit Krankheitserregern wie Hepatitis-A-Viren belastet sein. Oder mit Noroviren, die heftigen Brechdurchfall auslösen können. 2012 zum Beispiel wies das Robert-Koch-Institut Noroviren in Tiefkühl-Erdbeeren aus China nach. Die Früchte waren zuvor im Essen zahlreicher Schul- und Kindergartenkantinen in Ostdeutschland gelandet, woraufhin Tausende Kinder und Jugendliche erkrankten. Tiefgekühlte Himbeeren, die in die Europäische Union importiert werden, stammen laut dem BVL zu über 60 Prozent aus Serbien. 40.000 Tonnen liefert das Land derzeit jährlich an die EU. Bei Kontrollen seien immer wieder tiefgekühlte Früchte entdeckt worden, die Noroviren enthielten. Die Krankheitserreger können auf unterschiedlichen Wegen an das Obst gelangen: über verunreinigtes Bewässerungswasser, falsche Düngung oder mangelnde Hygiene beim Personal, das die Früchte erntet und weiterverarbeitet.

Hitze tötet Erreger ab

Um eine Infektion zu vermeiden, empfiehlt das Bundesamt daher, tiefgekühlte Beeren zumindest kurz zu erhitzen – gerade dann, wenn sie nicht zu Marmelade, Kompott oder Kuchen weiterverarbeitet werden. Das sei vor allem für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem wie Kleinkinder und Ältere, aber auch für Schwangere wichtig. Frisches Obst sollte man vor dem Verzehr immer gründlich waschen, um Zoonosen zu vermeiden. Als Zoonosen bezeichnet man Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übergehen können. Solche Erreger sind zum Beispiel Salmonellen, Escherichia coli (E. coli), Campylobacter, Listerien, Toxoplasmen und Yersinien. Rinder, Schafe und Schweine, aber auch Haustiere wie Hunde scheiden einige dieser Erreger über den Kot aus, wodurch sie in die Umwelt gelangen und auch auf pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen können. Besonders hoch ist die Gefahr, mit solchen Mikroorganismen in Kontakt zu kommen, bei Erdbeeren, die nahe am Boden wachsen. 2013 hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 825 Erdbeerproben aus dem Einzelhandel und von Erzeugerbetrieben untersucht. Salmonellen und E. coli konnten die Experten in keiner der Proben nachweisen. 0,3 Prozent der Proben aus dem Einzelhandel waren mit Campylobacter belastet, 1 Prozent aus dem Einzelhandel und von Erzeugerbetrieben mit Listerien.

Reste von Pflanzenschutzmitteln auf frischem Obst

Ein Auge hat das BVL aber nicht nur auf Keime, sondern auch auf Pflanzenschutzmittel, mit denen Beerenobst belastet sein kann. In den vergangenen Jahren habe man pro Jahr 750 Proben frischer Erdbeeren untersucht, berichtet das Bundesamt. 2017 etwa konnten in 90 Prozent aller Proben Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen werden. Bei drei Viertel der untersuchten Ware wurde mehr als ein Spritzmittel gefunden – in einigen Fällen waren es sogar 17 unterschiedliche Wirkstoffe. Über den gesetzlichen Grenzwerten lagen 2017 genau 0,4 Prozent der Proben, im Jahr 2016 waren es 0,8 Prozent. Besser als konventionell angebaute Früchte schnitten im Test Bio-Erdbeeren ab. Hier enthielten 25 Prozent der Proben Rückstände von Chemikalien, Überschreitungen der Höchstwerte gab es nicht. Bei Himbeeren und Heidelbeeren testet das Bundesamt im Jahr zwischen 120 und 260 Proben. 2016 wiesen Himbeeren zu 1,5 Prozent zu hohe Pestizidrückstände auf, Heidelbeeren zu 1,9 Prozent. Ein Jahr später waren es bei beiden Beerensorten nur noch 0,8 Prozent. Messbare Rückstände fanden sich in zwei Drittel der Proben. Mehrfachrückstände gab es sowohl bei Himbeeren als auch Heidelbeeren bei über der Hälfte der Proben.

Johannisbeeren unter der Lupe

„Etwas schlechter“ sieht es laut den Verbraucherschützern bei Johannis- und Brombeeren aus, von denen jeweils 200 Proben untersucht wurden. In den vergangenen Jahren wurden die gesetzlichen Höchstwerte für Rückstände in 5 bis 10 Prozent der Fälle überschritten. Reste von Pflanzenschutzmitteln fanden sich in 90 Prozent der getesteten Früchte – meistens von mehreren Wirkstoffen. Im Labor unter die Lupe genommen haben die Forscher nicht nur frisches Obst, sondern auch Tiefkühlware, zum Beispiel Johannisbeeren. Zu hohe Rückstände fanden sie hier in 16,3 Prozent der Proben – ein deutlich höheres Ergebnis als bei der Frischware. Was außerdem auffiel: Bei den meisten Waren ließ sich die Herkunft nicht ermitteln, da es keine rechtliche Verpflichtung gibt, das anzugeben. Grund zur Panik besteht laut dem Bundesamt aber nicht. Eine Überschreitung der Höchstgehalte bedeute nicht automatisch eine direkte Gesundheitsgefahr für die Verbraucher. Dafür seien in der Regel sehr viel höhere Konzentrationen nötig. Niemand weiß allerdings, ob manche Substanzen nicht indirekte Wirkungen haben oder ob sich Abbauprodukte im Körper anreichern.

Zoonosen: Vom Tier zum Menschen

Als Zoonosen bezeichnet man Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übergehen – zum Beispiel über nicht gewaschenes Obst und Gemüse oder nicht durchgegarte Eier, Milch- und Fleisch. Bekannte Zoonoseerreger sind Salmonellen und Campylobacter, die Fieber und Durchfall auslösen. Das Darmbakterium E. coli kann zu Durchfall- und Harnwegserkrankungen führen und in schlimmen Fällen auch zu einer Blutvergiftung (Sepsis). 80 bis 90 Prozent der Menschen, die sich mit Toxoplasmen infizieren, merken es nicht – die Infektion verläuft meist ohne Symptome. Nur in wenigen Fällen zeigt sich eine Art Grippe. Aber: Eine Erstinfektion kann bei Schwangeren vor allem in den ersten drei Monaten zu schweren Schäden am Embryo oder sogar einer Fehlgeburt führen, warnt das Robert-Koch-Institut. Das Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt erhöhen auch Listerien, die Fieber, Muskelschmerzen, Erbrechen und Durchfall auslösen. Menschen mit einem intakten Immunsystem erkranken laut dem Institut nur selten an einer Listeriose. Da Listerien fast überall in der Umwelt vorkommen, können auch pflanzliche Lebensmittel belastet sein, zum Beispiel vorgeschnittene, abgepackte Salate. Daher: Obst und Gemüse stets waschen. Ebenfalls über verunreinigte Nahrungsmittel, insbesondere Fleisch, gelangen Yersinien in den Körper. Eine Infektion kann sich auf vielfältige Weise zeigen: Möglich sind Durchfall, Erbrechen, Fieber, Rachenentzündungen und Grippesymptome.

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