Meinung Handys gehören ins Konzert

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Wer Konzerte filmen, Essen fotografieren und Opern auf dem Smartphone verfolgen will, der soll das auch tun dürfen.

Mit der App „Wolfgang“ bekommt der Besucher klassischer Konzerte Informationen zum Werk aufs Handy, während auf der Bühne die Sinfonie erklingt. Damit sind Handys jetzt auch im Konzerthaus angekommen. Und das ist gut so. Jeder soll so genießen und erleben dürfen, wie er es möchte.

Während des Rockkonzerts startet der Musikliebhaber eine Live-Übertragung auf Instagram, statt die langen Haare zum Rhythmus zu schwingen. Während des Zoo-Besuchs fotografiert die stolze Oma den Enkel, statt ihn an die Hand zu nehmen. Und während des Candlelight-Dinners postet der Liebende das Essen auf Facebook, statt es der Liebenden zum Probieren zu geben.

Wir verteilen die Aufmerksamkeit nur anders

Unsere Welt hat durch diese digital begleitete Art des Genießens, des Konsumierens und des Erlebens keine Aufmerksamkeit verloren, wir verteilen sie heute nur anders. Und es ist gut, dass diese Art des Erlebens auch in der Klassik-Welt angekommen ist: Mit der App „Wolfgang“ bekommt der Klassik-Konzertbesucher Informationen zum Werk aufs Handy, während auf der Bühne die Sinfonie erklingt. Menschen dürfen sich über das Handy im Konzertsaal aufregen. Aber nur dann, wenn ihnen das Smartphone des Vordermanns die Sicht auf die Bühne nimmt. Alles andere geht nur denjenigen etwas an, der das kluge Telefon in Händen hält.

In "Wolfgang" stecken vor allem Chancen

Das gedruckte Programmheft ist digital geworden und bietet damit die Chance, ein Publikum in die Konzertsäle zu locken, das früher einen großen Bogen darum gemacht hat. Und macht damit auch denjenigen die klassischen Konzerte zugänglich, die bislang Berührungsängste hatten, denen die Zeit für eine intensive Auseinandersetzung mit dem Werk vorab fehlt. In „Wolfgang“ stecken also vor allem Chancen. Und wer sich über seinen surfenden Sitznachbarn aufregt, kann doch genau das tun, was er von ihm fordert: Auf die Bühne schauen, den Klang genießen und alles andere links liegen lassen.

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