Wissen Wohlfühl-Wohnen

Für viele Senioren wird die Treppe zum schier unüberwindbaren Hindernis.
Für viele Senioren wird die Treppe zum schier unüberwindbaren Hindernis.

Eine praktische Wohneinheit im funkelnagelneuen Betreuten Wohnen in der nächsten Kreisstadt oder doch lieber die gewohnten vier Wände mit dem vielleicht zu engen Bad auf dem Dorf? Wie sich Senioren ihr Umfeld vorstellen, hängt von vielem ab. Auch davon, ob man zur Miete wohnt oder im eigenen Häuschen.

Das Thema Wohnen im Alter nimmt seit Jahren breiten Raum in der Diskussion um Städte der Zukunft ein. Schließlich wächst der Anteil der Älteren an der Alterspyramide stetig. Außer praktischen Anforderungen an das Domizil wie beispielsweise Barrierefreiheit ist aber auch ein anderer Punkt von Bedeutung: der Wohlfühlfaktor. Das zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen.

Die eigenen vier Wände haben demnach für ältere Menschen eine besondere Bedeutung. Oft leben sie mehrere Jahrzehnte in der gleichen Wohnung, kennen die Umgebung und sind Teil eines nachbarschaftlichen Netzwerks. Zunehmende Einschränkungen der Mobilität können dazu führen, dass außerhäusliche Aktivitäten seltener werden und die eigene Wohnung Lebensmittelpunkt ist. Und obwohl die eigene Wohnung überwiegend nicht ihren Bedürfnissen entspricht, zeigen sie sich mit ihrer Wohnsituation zufrieden. Dabei spielen gute nachbarschaftliche Verhältnisse sowie die Vertrautheit mit der eigenen Wohnung und der Wohnumgebung eine bedeutende Rolle. Dies zeigen Analysen mit Daten des Deutschen Alterssurveys.

Um die Anpassung der Wohnungen an die Wohnbedürfnisse älterer Menschen ist es generell schlecht bestellt. Nach Zahlen des Deutschen Alterssurveys (DEAS) berichtet im Jahr 2017 zum Beispiel jede siebte Person im Alter ab 65 Jahren (15 Prozent) über starke Einschränkungen in der Mobilität und hat Schwierigkeiten, eine Treppe zu benutzen. Der Anteil erhöht sich mit steigendem Alter. Besonders problematisch ist das für jene, die auf Gehhilfen angewiesen sind.

Große Probleme gibt es mit der Badausstattung

In der Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen betraf das fast jeden Zehnten der Befragten (9 Prozent), in der Altersgruppe ab 80 Jahren etwa jede dritte Person (34 Prozent). Aber: nur etwa ein Drittel, nämlich 31 Prozent, der Personen mit Mobilitätsproblemen lebt in einer Wohnung, die stufenlos zu erreichen ist.

Große Probleme gibt es nach wie vor auch hinsichtlich einer altersgerechten Badausstattung, bei außerhäuslichen Fortbewegungsmöglichkeiten, bei wohnortnahen Einkaufsmöglichkeiten und gesundheitlichen Versorgungsstrukturen wie Ärzten und Apotheken.

Trotz der Vielzahl dieser Probleme bewerten ältere Menschen ihre eigene Wohnsituation im Durchschnitt eher positiv. Und obwohl gerade die „alten Alten“ (80 Jahre und älter) am stärksten von Mobilitätseinschränkungen und -barrieren betroffen sind, fällt ihre durchschnittliche Bewertung kaum negativer aus als bei den „jungen Alten“ (65- bis 79-Jährige).

Starke emotionale Verbundenheit mit Wohnung

Ein möglicher Grund dafür ist die emotionale Verbundenheit der älteren Menschen mit ihrer Wohnsituation. Gut drei Viertel (77 Prozent) von ihnen berichten über die vielen Erinnerungen, die sie mit ihrer Wohnung verbinden. Hinsichtlich der Wohngegend sind es sogar 90 Prozent. Insgesamt wird die Wohnsituation umso positiver bewertet, je intensiver eine emotionale Verbundenheit mit ihr besteht.

Vertiefende statistische Analysen zeigen im Detail: Zur Miete Wohnende bewerteten ihre Situation im Durchschnitt schlechter als Personen im Haus- oder Wohnungseigentum. Eine altersgerechte, barrierefreie Ausstattung der Wohnung hat einen positiven Effekt auf die Bewertung der Wohnsituation, ebenso eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Umgekehrt führt ein Mangel an wohnortnahen gesundheitlichen Versorgungsstrukturen zu einer schlechteren Bewertung. Eine starke emotionale Verbundenheit der älteren Menschen mit ihrer Wohnung und ihrem häuslichen Umfeld gleicht eine negative Bewertung der objektiven Mängel weitestgehend aus. Das gilt auch für die nachbarschaftlichen Beziehungen: Besteht ein enger Kontakt zu den Nachbarn, so fällt die Bewertung positiver aus.

Emotionale Faktoren spielen große Rolle

Die Analyse führt vor Augen: Außer den objektiven Wohnbedingungen beeinflussen auch soziale Faktoren die Bewertung der Wohnsituation. Sind diese sozialen und emotionalen Faktoren positiv, fühlen sich ältere Menschen trotz mangelnder objektiver Wohnbedingungen in ihren eigenen Wänden wohl und sind oft sesshaft.

Für die Politik verweisen die Ergebnisse auf die Notwendigkeit, Möglichkeiten zu schaffen, die es älteren Menschen erlauben, ihren Lebensabend im gewohnten Umfeld zu verbringen. Dazu gehören außer einem altersgerechten Umbau der Wohnung auch das Schaffen wohnortnaher Hilfsangebote.

Erweist sich ein Umzug als unvermeidbar, sollte dafür Sorge getragen werden, dass ältere Personen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Denn große Bedeutung kommt den nachbarschaftlichen Beziehungen zu. Gerade die Nähe zu den Nachbarn kann außer konkreten Hilfen im Alltag auch Gefühle von Einsamkeit und sozialer Isolation mildern, insbesondere dann, wenn der Kontakt zu Freunden und zur Familie eingeschränkt ist.

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