Wirtschaft Weingut Bassermann-Jordan prägt pfälzische Weinkultur

Teilen sich seit fast 20 Jahren die Verantwortung im Deidesheimer Weingut Bassermann-Jordan: Gunther Hauck (links), der Kaufmann
Teilen sich seit fast 20 Jahren die Verantwortung im Deidesheimer Weingut Bassermann-Jordan: Gunther Hauck (links), der Kaufmann, und Ulrich Mell, der Weinprofi.

«Deidesheim.» Es gibt pfälzische Weingüter, die von sich behaupten können, die Weinkultur einer ganzen Region geprägt zu haben. Bassermann-Jordan gehört dazu. Mit dem Namen des Geheimen Rates geht eine knapp 300 Jahre alte Geschichte einer Dynastie mit Pioniergeist einher. Das so erworbene Renommee ist dem Management heute eine große Verpflichtung.

Schon sehr früh konzentrierte sich das Weingut mit einer Rebfläche von 50 Hektar vor allem auf den Riesling, der im Deidesheimer Grainhübel, im Forster Jesuitengarten oder auch im Ruppertsberger Reiterpfad gut gedeiht. Die Riesling-Trauben decken 85 Prozent des Jahresertrags. Ulrich Mell verhilft den Bassermann-Weinen seit fast zwei Jahrzehnten zu besonderer Klasse. Er teilt sich fast ebenso lange die Geschäftsführung mit Gunther Hauck, der den Vertrieb der Weine auf den deutschen Markt ausgerichtet hat. Fachhändler zwischen Hamburg und München nehmen gern die Flaschen mit den Jugendstil-Etiketten ins Sortiment. Die fruchtig-würzigen, leicht verspielten Rieslinge mit wenig Restsüße sind gefragt. 80 Prozent der Jahresproduktion, erläutert das Führungsduo, gehen in den Handel. So bezieht die BASF-Kellerei als einer der heute größten deutschen Weinfachhändler seit ihrer Gründung 1901 die typischen Bassermann-Rieslinge. Das Unternehmen sei so gut aufgestellt, betont Hauck, dass er es sich auch mal leisten könne, wählerisch zu sein. Das gelte nicht für die renommierten Kreuzfahrtschiffe oder die Businessclass der Lufthansa. Dort steht der Riesling von der Mittelhaardt schon lange auf der Weinkarte. Gelistet ist das Weingut ebenso im Kaufhaus des Westens in Berlin oder im Ratskeller in Bremen. Exportweine gehen vor allem in den Norden, nach Skandinavien, England oder in die Niederlande. Besonders geschätzt werden auch die vielen Privatkunden, die immer wieder gerne die Deidesheimer Kirchgasse aufsuchen. Deshalb hat die Eigentümerin, die Neustadter Unternehmensgruppe Niederberger, zu der auch die Weingüter Buhl und Winning in Deidesheim gehören, eine Erweiterung der Vinothek geplant. „Wir halten gerne den Kontakt zu unseren Direktkunden“, versichert Mell, der mit seinem zehnköpfigen Team auch die Weinmanufaktur, den Abfüllbetrieb in Bassermann-Jordan-Regie, betreibt. Dort werden zugekaufte Trauben oder Beeren aus Pachtbewirtschaftung auf rund 50 Hektar ebenfalls verarbeitet. Auch die Erben von Erika Köth haben sich Bassermannschem Können anvertraut und den Ölberg in Königsbach, Weinberg der ehemaligen Kammersängerin, in Mells Obhut gegeben. Die Deidesheimer Macher wissen sehr wohl, was sie Ludwig-Bassermann-Jordan, einem der Mitbegründer des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), schuldig sind. So begnügen sie sich auf den eigenen Rebflächen mit einem Ertrag von kaum mehr als 4500 Litern pro Hektar. Nur erstklassiges Lesegut geht in die Produktion, betont Mell. Er setzt seit Jahren auf einen naturnahen und ökologischen Weinanbau. Zur biodynamischen Bewirtschaftung gehört vor allem auch vorbeugender Pflanzenschutz und „viel anspruchsvolle Handarbeit“. Alleine dies biete ihm die Voraussetzung für einen schonenden Ausbau. Modernste Kellereitechnik in den großen Produktionshallen in Niederkirchen könne aber nicht die Sorgfalt im Außenbetrieb ersetzen. Ulrich Mell ist fast jeden Tag draußen und inspiziert seine Rebstöcke. Mell ist es wichtig, an der Tradition, am kulturellen Erbe der Bassermannschen Pioniere im Weinbau festzuhalten: So steht auf der Weinliste ein Riesling „ancestrale“, der, opulent und kräftig, gereift ist wie vor 200 Jahren unter der Regie von Andreas Jordan: Im Holzfass auf einem Feinhefelager. Traditionsbewusstsein gilt auch für die edelsüßen, feinfruchtigen Weine, die schon im 19. Jahrhundert den Bekanntheitsgrad des Hauses steigerten. Demnächst werden ein Grauer Burgunder und ein Gewürztraminer abgefüllt, die nach alter Väter Sitte in einer Ton-Amphore ausgebaut wurden. Besonderes Steckenpferd des Kellermeisters ist aber Sekt nach Champagner-Manier. „Unsere Weichen sind auf Zukunft gestellt.“ Davon sind Gunther Hauck und sein Kollege von der Produktion überzeugt. Ein Gesamtumsatz „von deutlich über 4 Millionen Euro“ im vergangenen Jahr lässt sie optimistisch nach vorn blicken. Der Riesling trocken „Auf der Mauer“, Jahrgang 2016, kostet 19 Euro.

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