Fragen und Antworten Warnhinweise auf Wein und Bier: Irland geht voran

Bei Zigaretten sind Warnhinweise bereits Standard.
Bei Zigaretten sind Warnhinweise bereits Standard.

Kommen auch in Deutschland neue Vorschriften? Handlungsbedarf wird sowohl in Brüssel als auch in Berlin gesehen. Die Hersteller sind alles andere als begeistert.

Wie die Warnhinweise bei alkoholhaltigen Getränken genau aussehen werden, ist noch unklar. Aber dass sie von 2026 an auf allen Flaschen und Dosen gedruckt sein müssen, steht in einem ersten EU-Mitgliedsland fest: Irland geht mit der Kennzeichnung voran.

Was plant Irland genau?
Auf Tabakwaren haben Warnhinweise nach Ansicht der irischen Regierung bereits Wirkung gezeigt. Jetzt sollen auch auf Bier- und Whiskey-Flaschen die Etiketten vor Gefahren wie Lebererkrankungen oder Krebs warnen. Ziel sei eine ausgewogene Entscheidung der Verbraucher.

Wie ist die Situation in anderen EU-Staaten?
Auch anderswo in der EU sind bereits Vorschriften in Kraft. In Frankreich etwa muss bei der Werbung auf Gefahren vor allem für Schwangere hingewiesen werden. Doch Irland werde als erstes Land auf allen alkoholischen Produkten eine Gesundheitskennzeichnung einführen, lobte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai.

Wird auch in Deutschland Handlungsbedarf gesehen?
Der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, dringt auf umfangreichere Einschränkungen bei der Alkoholwerbung und mehr Jugendschutz. Werbung bestimme maßgeblich mit, ob und wie viele Menschen auf Alkohol aufmerksam würden. Das betreffe auch Menschen, die schon ein erhebliches Suchtproblem hätten und sich dadurch noch weniger schützen könnten. Alkoholwerbung müsse zuallererst dort unterbunden werden, wo sie vor allem Kinder und Jugendliche wahrnähmen. Warnhinweise auf Etiketten gingen in die richtige Richtung. Es sei aber mehr nötig.

Was sagen die Hersteller?
Nach Ansicht der Alkoholhersteller reichen die bisherigen Regelungen aus, wie ihre Verbände deutlich machen. Der Konsum von alkoholischen Getränken, insbesondere von alkoholhaltigem Bier, sei seit vielen Jahren rückläufig, betont der Deutsche Brauer-Bund. Auch der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen gehe seit Jahren zurück. Bald werde jeder zehnte in Deutschland gebraute Liter Bier alkoholfrei sein. Das Deutsche Weininstitut sowie der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure setzen wie der Brauverband auf Selbstverpflichtungen.

Wie geht die EU mit dem Alleingang Irlands um?
Die europäischen Wettbewerbshüter, also die EU-Kommission, tolerieren den Alleingang. Die irischen Behörden hätten nachgewiesen, dass die Maßnahmen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhten und dass sie den gesundheitspolitischen Anliegen des Landes Rechnung trügen, sagte eine Sprecherin. Die sich daraus ergebenden Beschränkungen des Binnenmarktes seien verhältnismäßig.

Was sagen die Firmen mit Blick auf den EU-Binnenmarkt?
Der Deutsche Brauer-Bund betont, die Lebensmittelkennzeichnung in der EU sei einheitlich geregelt, und alle Staaten müssten sich daran halten – also auch Irland. Auch der europäische Weinverband CEEV oder der Herstellerverbund Spirits Europe kritisierten unterschiedliche Regeln für den gemeinsamen Markt.

Wird es zu EU-weiten Vorgaben zu Warnhinweisen kommen?
Der Alkoholkonsum in Europa sei weltweit am höchsten, und alkoholbedingte Schäden seien ein großes Problem, heißt es bei der EU-Kommission. „Leider ist das Bewusstsein für schädlichen Alkoholkonsum als Risikofaktor für Krebs in der EU immer noch gering, weshalb sich die Bereitstellung zusätzlicher Informationen für die Verbraucher über schädlichen und übermäßigen Alkoholkonsum als nützlich erweisen kann, um die Gesundheit der Bürger zu schützen.“ Die EU-Kommission wolle zunächst Fakten sammeln. Dem soll auch eine Studie zur Wirksamkeit von Gesundheitsinformationen auf alkoholischen Getränken dienen.

Wird die Bundesregierung schärfere Vorgaben machen?
Der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), begrüßt das Vorgehen Irlands. Er sieht bei seinen Vorschlägen die Bundesregierung am Zug. Er sei mit mehreren Bundesministerien im Gespräch.

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