Fragen und Antworten Ukraine-Krise belastet deutsch-russischen Handel

Erdgas gehört zu Russlands wertvollsten Exportgütern.
Erdgas gehört zu Russlands wertvollsten Exportgütern.

Die Beziehungen sind ohnehin angespannt, nun eskaliert die Situation. Der deutsch-russische Handel ist insbesondere für Russland von großer Bedeutung, wird aber bereits seit geraumer Zeit von den zunehmenden Spannungen überschattet. Ein Überblick.

Welche Bedeutung hat Deutschland für die russische Wirtschaft?
Obwohl die Handelsbeziehungen bereits seit der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 belastet sind, entfielen 2020 noch 7,4 Prozent des gesamten russischen Außenhandels auf Deutschland, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) errechnet. Insgesamt ist der Außenhandel Russlands mit Deutschland rückläufig: 2013 betrug das Handelsvolumen rund 75 Milliarden Dollar (etwa 66 Milliarden Euro), 2020 waren es noch rund 42 Milliarden Dollar.

Wie sieht es für Europa aus?
Auf europäischer Ebene zeigt sich ein ähnlicher Trend: 2013 betrug das gesamte Warenhandelsvolumen zwischen Russland und der EU 393 Milliarden Dollar, sieben Jahre später waren es noch rund 192 Dollar. Die EU war damit jedoch weiterhin der wichtigste Handelspartner der Russischen Föderation; der Anteil am gesamten Handelsvolumen Russlands betrug rund 34 Prozent.

Welche Handelsbeziehungen sind außerdem wichtig für Russland?
Ein zunehmend wichtiger Handelspartner Russlands ist China: 14,7 Prozent der russischen Exporte gingen 2020 in die Volksrepublik, 2013 waren es erst 6,8 Prozent. Auch die Importe nahmen von 16,9 Prozent im Jahr 2013 auf 23,7 Prozent 2020 zu. Im Falle einer weiteren Eskalation der Ukraine-Krise könnten die russisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen für Russland weiter an Relevanz gewinnen.

Welche Bedeutung hat Russland für die deutsche Wirtschaft?
Relevant für Deutschland sind insbesondere die Erdgaslieferungen aus Russland. Laut Angaben des Energiekonzerns BP stammten 2020 rund 55 Prozent der deutschen Erdgasimporte aus Russland. Ansonsten spielt Russland für die deutsche Wirtschaft eine eher untergeordnete Rolle: Das Land rangierte 2020 lediglich auf Platz 15 der wichtigsten Exportländer und auf Platz 14 der wichtigsten Importländer für Deutschland. Insgesamt machte der Handel mit Russland 2020 rund 2 Prozent des deutschen Außenhandelsumsatzes aus.

Wie schätzt die deutsche Wirtschaft die aktuelle Lage ein?
Immer mehr deutsche Unternehmen ziehen sich aus Russland zurück. Laut Zahlen der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer (AHK) sank die Anzahl der in Russland tätigen deutschen Firmen 2021 im Vorjahresvergleich um 8 Prozent. Insgesamt waren demnach 3651 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung in Russland registriert. Grund für den Rückzug der Firmen waren laut AHK „die Kriegsangst rund um die Ukraine-Krise, drohende neue Sanktionen und diskriminierende Zwangstests für Topmanager und Ingenieure“. Im Vergleich zu 2011, als die Anzahl deutscher Unternehmen in Russland mit 6300 ihren Höchststand erreichte, sank die Anzahl deutscher Unternehmen um insgesamt 42 Prozent.

Laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) in den Bereichen Automobil, Maschinenbau, Chemie, Pharma und Energie verfolgen deutsche Unternehmen die Entwicklung im Ukraine-Konflikt mit Sorge: Fast die Hälfte der befragten Unternehmen bewertet die aktuelle Lage als „hochbrisant“. Mehr als 90 Prozent der Unternehmen erwarten höhere Einkaufspreise, die auch den Inflationsdruck weiter erhöhen dürften. Die Unternehmen reagieren laut eigenen Angaben mit einer Diversifizierung ihrer Lieferketten: Fast zwei Drittel (64 Prozent) wollen demnach auf alternative Beschaffungs- und Absatzmärkte umsteigen. 13 Prozent wollen außerdem ihre Direktinvestitionen in Russland und der Ukraine genauer unter die Lupe nehmen.

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