Wirtschaft Teures Pflaster für mobiles Surfen

Egal wo: Immer mehr Menschen wollen auch unterwegs ins Internet – mit Smartphone, Tablet, Laptop & Co. Wer dabei Filme schaut od
Egal wo: Immer mehr Menschen wollen auch unterwegs ins Internet – mit Smartphone, Tablet, Laptop & Co. Wer dabei Filme schaut oder online spielt, braucht schnell große Datenmengen.

«Heidelberg». Die mobile Datennutzung über Smartphone, Tablet und Co nimmt immer mehr zu. Wer sich allerdings die Tarife für Vielsurfer anschaut, der stellt fest: Deutschland ist das teuerste Pflaster in einem europaweiten Vergleich. Die Hauptursache: wenig Wettbewerb.

Die Deutsche Telekom verlangt für eine unbegrenzte Internet-Flatrate fürs Smartphone hierzulande knapp 200 Euro pro Monat. In anderen Tarifen wird die Surfgeschwindigkeit verringert, nachdem eine bestimmte Datenmenge verbraucht ist. Im Nachbarland Niederlande bietet die Deutsche Telekom dagegen über ihr Tochterunternehmen T-Mobile eine unbegrenzte Daten-Flatrate für nur 35 Euro pro Monat an. Und das ist dort noch nicht einmal das billigste Angebot, wie ein europaweiter Vergleich des Heidelberger Internet-Vergleichsportals Verivox zeigt. In den Niederlanden ist demnach eine Internet-Flatrate fürs Smartphone schon für 25 Euro monatlich zu haben. Verivox erhob die Tarife von Handy-Laufzeitverträgen und Prepaid-Angeboten aller Netzbetreiber in 13 europäischen Ländern. Nicht berücksichtigt wurden die Angebote von Zweitmarken und Service-Providern sowie Rabatt- oder Aktionsangebote. Die untersuchten Länder waren Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Lettland, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz und Spanien. Am billigsten kommen Vielsurfer in Polen weg, wo eine Datenflat schon für 13 Euro pro Monat zu haben ist. Das Telekom-Angebot in Deutschland ist laut Verivox mit seinen 200 Euro das billigste unter den drei hiesigen Netzbetreibern, zu denen noch Vodafone und Telefónica (O2) gehören. Im Europa-Vergleich ist es aber mit Abstand das teuerste. Erst in sieben der 13 untersuchten Länder gibt es überhaupt unlimitierte Internet-Flatrate-Angebote für Smartphones. Selbst in der sonst so teuren Schweiz gibt es sie schon für gut 54 Euro. Nachbar Frankreich hat demnach keine solchen Flatrates, bietet jedoch sehr große Datenpakete zu recht niedrigen Preisen an: zum Beispiel 100 Gigabyte (GB) für 20 Euro. Für Deutschland nennt Verivox hier als Vergleich einen 14-GB-Tarif bei Vodafone an für 72 Euro: Dieses Paket sei damit sogar teurer als eine unbegrenzte Flatrate in sechs europäischen Ländern, so das Vergleichsportal. Fazit bei Verivox: Deutschland habe bei Tarifen mit großen Datenmengen „eindeutig Nachholbedarf“. Einen Trost haben die Verivox-Experten für „durchschnittliche Nutzer“, die nicht mehr als 1 GB Datenvolumen pro Monat brauchen: Hier liegt Deutschland mit den Preisen im Mittelfeld des Ländervergleichs. Dennoch sind die Preisunterschiede erheblich: In Polen kostet der günstigste Tarif für diesen Modellkunden knapp 6 Euro, dafür gibt es aber 10 GB Datenvolumen. In Deutschland liegt das günstigste Angebot bei knapp unter 11 Euro monatlich (ein GB). In Frankreich kostet ein GB knapp 15 Euro in der Schweiz 1,4 GB fast 23 Euro. Der Marktexperte Torsten Gerpott, Inhaber des Lehrstuhls für Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, sieht den wesentlichen Grund für die hohen Preise in der geringen Konkurrenz in Deutschland, wo es nur drei Netzbetreiber gibt: Es gebe hier relativ wenig Wettbewerb und ungünstige Angebotsstrukturen. Es fehle das Enfant terrible, das den Markt aufmische, sagt Gerpott gestern. Die Anbieter schwämmen hier eher stillschweigend nebeneinander her. Kommentar

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