Wirtschaft Santander rettet Pleitebank

Spaniens Großbank Santander hat gestern zum symbolischen Preis von 1 Euro die Pleitebank Banco Popular übernommen. Öffentliche Hilfsgelder sollen nicht fließen, versicherten die spanischen und europäischen Bankaufsichtsbehörden.

Die Finanzmärkte hatten schon länger das Vertrauen in Spaniens Banco Popular verloren. Berichte über Milliardenverluste aus Immobiliengeschäften sorgten dafür, dass die Aktienkurse des sechsgrößten Bankhauses der Nation in den Keller rutschten. Hinter den Kulissen wurde hart verhandelt, um einen Zusammenbruch zu vermeiden, der die iberische Wirtschaft erschüttert hätte. Für die rettende Lösung müssen die mehr als 300.000 Aktionäre der Banco Popular bluten: Ihre Anteilsrechte sind nichts mehr wert, sie verlieren ihre Investitionen, da der Kapitalwert des heruntergewirtschafteten Bankhauses heute bei Null liegt. Die Konten und Depots der 4,6 Millionen Banco-Popular-Kunden sind sicher und gingen in den Bestand der Santander-Bank über. Die Santander-Gruppe, nach Börsenwert zweitgrößtes Geldhaus Europas, schwingt sich mit der Notübernahme zum Marktführer Spaniens auf. In Portugal, wo die Banco Popular ebenfalls präsent war, wächst Santander zur größten Privatbank. Santander-Chefin Ana Patricia Botín sagte, dass man die Eingliederung und Sanierung des notleidenden Konkurrenten mit einer Kapitalerweiterung von 7 Milliarden Euro finanzieren werde. Das frische Geld soll vor allem in die Rücklagen fließen, um Abschreibungen aus den faulen Immobilienanlagen der Banco Popular abzufedern. Die Bank, die 1800 Filialen und 12.000 Beschäftigte hat, soll toxische Werte aus Krediten und Immobilien in Höhe von 37 Milliarden Euro mitschleppen. Rund die Hälfte dieser Altlasten will Botín schnell abstoßen. Die im letzten Moment abgewendete Pleite der Banco Popular wirft ein Licht darauf, dass Spaniens Finanz- und Immobilienkrise noch nicht überwunden ist. Spaniens Bankenbranche musste in 2012 mit einem Notkredit von 41 Milliarden vom Euro-Rettungsfonds gestützt werden. Die Banco Popular beantragte damals keine Hilfe, obwohl die faulen Werte – wie man heute weiß – schon die Bilanz belasteten. Vermutlich werden Gerichte entscheiden müssen, ob Managementfehler oder Bilanzmanipulationen zum Absturz der Bank beitrugen.

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