Saarbrücken Saarland und Ford schnüren Zukunftspaket für Standort Saarlouis
Zwei Monate sind vergangen, seit sich Ford bei seinen E-Auto-Plänen für Valencia und gegen Saarlouis entschieden hat. Nun wollen der Autobauer und die saarländische Landesregierung an einem Strang ziehen, um eine nachhaltige Perspektive für den Standort und die Beschäftigten zu entwickeln. Sie einigten sich auf eine Vereinbarung für die künftige Zusammenarbeit, der auch das Kabinett am Dienstag zustimmte.
Aktuell arbeiten in Saarlouis noch 4600 Beschäftigte. Im zweiten Quartal 2025 soll die Produktion des Ford Focus auslaufen. In dem Eckpunktepapier geht es nun nicht nur darum, sich auf Voraussetzungen für geeignete Investoren zu einigen, sondern aus Sicht des Landes auch, Zugriff auf das 100 Hektar große Grundstück zu haben, das Ford gehört.
Internationale Anwaltskanzleien eingeschaltet
„Wir können soviel Investoren suchen, wie wir wollen“, sagte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) am Dienstag in Saarbrücken. Doch ohne Verfügungsgewalt über die Fläche werde eine schnelle Nachfolgelösung nicht gelingen. „Insofern bin ich froh, dass es auch dazu jetzt grundsätzliche Verabredungen gegeben hat.“
Für die vertragliche Ausgestaltung seien nun internationale Anwaltskanzleien eingeschaltet, erklärte Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD). Spätestens zum Ende des Jahres sollen die notariell vereinbarten Optionen zum Ankauf der Fläche unterschriftsreif sein. Um welchen Kaufpreis es gehen könne, wollte er nicht sagen. Den werde ein unabhängiger Gutachter festlegen.
Der Standort in Saarlouis sei „hochattraktiv für Investoren aus der ganzen Welt“. Im Interesse der betroffenen Menschen wolle man „ein gutes Paket für die Zukunft“ schnüren. „Das Land hat in diesem Verfahren jetzt eine besondere Rolle, Ford eine besondere Verantwortung gegenüber den Beschäftigten“, sagte Barke.
Verhandlungsteam soll Gespräche führen
Die Vorauswahl der Interessenten erfolgt in einem Lenkungsausschuss, der aus drei vom Saarland und drei von Ford entsandten Mitgliedern besteht. Erfüllt ein potenzieller Investor alle Vorauswahl-Kriterien, untersucht ein Bewertungsteam dessen konkrete Projekte und hilft bei der Entwicklung detaillierter Umsetzungspläne. Dieses Gremium setzt sich aus vom Saarland und Ford ernannten Expertinnen und Experten zusammen. Sobald ein Projekt grünes Licht erhalten hat, führt ein Verhandlungsteam die Gespräche mit dem Interessenten. Einer endgültigen Transaktion müssen sowohl die Entscheidungsgremien von Ford als auch der Ministerrat zustimmen.
Rehlinger räumte ein, dass dieses Verfahren „unfassbar mühsam“ sei. Doch dadurch bestehe die Möglichkeit, frühzeitig mit einem Investor einen solchen Prozess aufzusetzen. Die Alternative sei, bis zum Frühjahr 2025 abzuwarten, dann eine Kaufoption zu haben und dann erst in eine Nachfolgeregelung einzutreten. „Dann hat es aber nicht mehr so viel mit nahtlos zu tun.“
„Wären sicherlich Spitzenreiter“
Auch der Ford-Betriebsrat soll laut Barke in den „Filterprozess“ bei der Auswahl von Kandidaten für eine Nachfolgenutzung einbezogen werden. Letztendlich würden am Ende auch Fragen zu Tarifstrukturen und Beschäftigungsverhältnissen eine zentrale Rolle spielen. „Deswegen kommt den Belegschaftsvertretern eine besondere Bedeutung zu.“
An der Zielmarke „2800 Arbeitsplätze“, die Ford einst für die Produktion von Elektro-Autos genannt hatte, wollte Rehlinger die Bemühungen nicht festmachen. Zwar wisse sie nicht, ob eine Landesregierung in einem vergleichbaren Fall schon einmal so viel Mühe praktiziert habe, zu jedem Schritt das Beste zu erreichen: „Meine Vermutung ist aber, dass wir sicherlich Spitzenreiter wären mit dem, was wir uns jetzt hier vorgenommen haben.“