Wirtschaft Ryanair stationiert zunächst zwei Jets in Frankfurt

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Frankfurt. Die Billigfluggesellschaft Ryanair setzt am Frankfurter Flughafen auf schnelles Wachstum. Vier Wochen vor dem ersten Ryanair-Flug vom angestammten Lufthansa-Drehkreuz am 28. März kündigte Airline-Chef Michael O`Leary gestern 20 neue Verbindungen an, darunter in europäische Hauptstädte wie Rom, London und Madrid.

Ab Ende Oktober sollen sieben Ryanair-Maschinen in Frankfurt stationiert sein, die jährlich etwa 2,3 Millionen Kunden transportieren sollen. Mittelfristig rechnet O`Leary mit bis zu 20 Maschinen an dem Standort, der aber weiterhin von hohen Kosten geprägt sei. Ende März stationiert der größte europäische Billigflieger in Frankfurt erstmals zwei Jets, die regelmäßig zu den Sonnenzielen Mallorca, Alicante, Malaga und Faro fliegen sollen. Diese Flüge könnten vom ersten Tag an profitabel betrieben werden, sagte der Ryanair-Chef. Für den Winterflugplan 2017/2018 rechne er hingegen mit Anlaufverlusten in Frankfurt. Schwieriger werde weiteres Wachstum auf der 120 Kilometer entfernten Ryanair-Basis Hahn. Dies liege an der deutschen Ticketsteuer, die Flüge von solchen Flughäfen unverhältnismäßig verteuere. Bei einer Beibehaltung der Steuer sehe er in den kommenden beiden Jahren kaum Wachstum an dem Hunsrück-Flughafen, der voraussichtlich in dieser Woche vom chinesischen Mischkonzern HNA und seinem Pfälzischen Partner ADC übernommen werden soll. In Frankfurt profitiert Ryanair wie andere Anbieter in den ersten drei Jahren von einem Gebührenrabatt, den der Flughafenbetreiber Fraport bei neuen Verbindungen gewährt. Der Hauptkunde Lufthansa wie auch der Ferienflieger Condor hatten die vom Land Hessen genehmigte Preispolitik heftig kritisiert. Der Lufthansa-Konzern will zum Sommer 2018 die eigene Billigtochter Eurowings in Frankfurt an den Start bringen. Er freue sich auf die neue Konkurrenz, sagte O`Leary, weil dann die Kunden die Preise vergleichen und sich für Ryanair entscheiden würden. Eurowings gelte nur beim Lufthansa-Vorstand als Billigflieger. Möglicherweise führt der Lowcost-Boom zu einem schnelleren Ausbau des Frankfurter Flughafens. Der Betreiber Fraport hatte erklärt, Baumaßnahmen für die zusätzlichen Passagiere zumindest zu prüfen. Bis zur für 2023 geplanten Inbetriebnahme des Terminals 3 könnten zwischenzeitliche Erweiterungen notwendig sein. Im Gespräch sind ein weiterer Ausbau des Terminals 2 sowie ein Abfertigungsgebäude in Leichtbauweise im Süden des Flughafengeländes. Ryanair legt wenig Wert auf Komfort. Es komme darauf an, die Leute schnell durch die Kontrollen und in die Flugzeuge zu bekommen, betonte O’Leary. Billigflieger werden in aller Regel auf Vorfeld-Positionen abgefertigt, wohin die Passagiere mit Bussen gebracht werden. O`Leary wandte sich erneut gegen die Übernahme von bis zu 38 Jets der Air Berlin durch den Lufthansa-Konzern, der einzelne Flugzeuge gekauft und an Air Berlin zurückverliehen habe. Das Bundeskartellamt solle den Deal untersagen. Notwendig sei ein einheitliches europaweites Wettbewerbsrecht für die Branche. O`Leary sieht die europäische Airline-Industrie vor einer Konsolidierung. In fünf Jahren würden schwache Gesellschaften wie SAS oder Alitalia zu einem der großen Anbieter wie Lufthansa, Air France oder British Airways gehören. Bei diesen würden wiederum die arabischen Golf-Airlines als Großaktionäre einsteigen. Seine eigene Gesellschaft sieht O`Leary künftig neben dem Direktverkehr als Zulieferer für Langstreckenanbieter. Mit Norwegian seien die Gespräche schon weit gediehen, es gebe aber noch Probleme mit der Verbindung der Informationstechnologie-Systeme. Südwest |dpa/afp

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