Möglicher Lieferstopp Produktion in Gefahr: Ohne Gas keine neuen Batterien

Ein Akkupack von MAN, der für den Antrieb in Elektro-Lastwagen eingesetzt werden soll.
Ein Akkupack von MAN, der für den Antrieb in Elektro-Lastwagen eingesetzt werden soll.

Die stark wachsende Batterie-Industrie in Deutschland müsste bei einem russischen Gas-Embargo ihre Produktion sofort einstellen. Man sei sowohl bei Blei- als auch bei Lithiumbatterien auf Gas angewiesen, sagte der Vorsitzende des ZVEI-Fachverbands Batterie, Christian Rosenkranz, am Mittwoch in Frankfurt. Alternativen seien kurzfristig nicht einsetzbar.

Innovative Batterielösungen seien unverzichtbar, um die Energie intelligent zu speichern und verfügbar zu machen, erklärte der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). Größtes Marktsegment werde absehbar die Mobilität sein, die derzeit mit Elektroautos einen starken Markthochlauf erlebe. Auch im Gebäudesektor erwarte man mit dem Ausbau der Photovoltaik einen steigenden Bedarf für Energiespeicher.

Die in Europa angekündigten Produktionskapazitäten für Batterien reichten voraussichtlich, um den erwarteten Bedarf zu decken, sagte Rosenkranz. Fraglicher seien die Versorgung mit Rohstoffen sowie die Nachfrage der Kunden, die stark vom Ausbau der Lade-Infrastruktur abhängig sei. Den bedrohlichsten Engpass bei Rohstoffen sehe er ab 2024 bei Nickel, das bisher größtenteils aus Russland importiert wurde.

Polen vor China

Laut Verband ist der deutsche Batteriemarkt 2021 um 54 Prozent auf rund 9,29 Milliarden Euro gewachsen. Wachstumstreiber war die Lithium-Ionen-Technologie, die um 77 Prozent zulegte. Erstmals wurden mehr Lithium-Ionen-Batterien aus Europa importiert als aus Asien. Größter Lieferant war Polen vor China. Die inländische Produktion sämtlicher Batterie-Typen legte um 53 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro zu. Die deutschen Hersteller stünden für rund ein Drittel des Umsatzes in Europa.

Der bayerische Nutzfahrzeughersteller MAN baut an seinem Standort in Nürnberg unterdessen für knapp 100 Millionen Euro ein neues Werk für Lkw-Batterien. Die Batterien, in den nächsten zweieinhalb Jahren noch manuell gefertigt, sollen von Anfang 2025 an in Großserie aus dem Nürnberger Werk kommen, sagte MAN-Vorstandschef Alexander Vlaskamp am Mittwoch in Nürnberg.

Reichweite bis zu 800 Kilometer

Im Endausbau soll die Produktion auf 100.000 Einheiten pro Jahr hochgefahren werden. Ein schwerer Lastwagen braucht bis zu sechs Einheiten und kommt damit 600 bis 800 Kilometer weit pro Tag – mit einer Zwischenladung während der Ruhezeit des Fahrers. Ab 2026 sollen Reichweiten von 1000 Kilometern pro Tag möglich sein.

Nach Darstellung von MAN sollen bereits Mitte des Jahrzehnts die Betriebskosten für einen Lkw mit E-Antrieb jene eines Diesel-Lasters nicht mehr übersteigen. Spätestens dann werde die Nachfrage nach E-Lastwagen deutlich anziehen.

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