Wirtschaft Opel: Neuer Chef kommt von Renault

Kommt: Uwe Hochgeschurtz
Kommt: Uwe Hochgeschurtz

Beim Autobauer Opel nimmt ein neuer Chef Platz am Steuer. Der bisherige Deutschland-Chef des Konkurrenten Renault, Uwe Hochgeschurtz, soll die Traditionsmarke mit dem Blitz ab dem 1. September führen. Der bisherige Vorstandschef Michael Lohscheller habe sich entschieden, eine Aufgabe außerhalb des Stellantis-Konzerns anzunehmen, hieß es.

Stellantis-Chef Carlos Tavares dankte Lohscheller, dass er zusammen mit den Opel-Mitarbeitern ein starkes, nachhaltiges Fundament für das Unternehmen geschaffen habe. „Dieser beeindruckende Turnaround ebnet nun den Weg für eine weltweite Expansion der Marke.“

Der vorherige Opel-Finanzchef Lohscheller war 2017 an die Spitze des Unternehmens gekommen, nachdem Stellantis-Vorgänger PSA das Unternehmen von General Motors übernommen hatte. Lohscheller organisierte den Umbau des Unternehmens, bei dem ohne betriebsbedingte Kündigungen Tausende Arbeitsplätze gestrichen wurden. Die drei Standorte Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach blieben bestehen, während große Teile des Entwicklungszentrums sowie das Testzentrum in Dudenhofen bei Frankfurt verkauft wurden.

Rückkehr in schwarze Zahlen geschafft

In einer Botschaft an die Mitarbeiter verwies der 52 Jahre alte Lohscheller am Dienstag auf einen kumulierten Gewinn von 2,5 Milliarden Euro aus den vergangenen drei Jahren. Unter der Leitung des früheren Eigners General Motors hatte Opel mit seiner britischen Schwestermarke Vauxhall fast zwei Jahrzehnte lang nur Verluste eingefahren. „Die Restrukturierung war nicht einfach, aber alternativlos“, erklärte der scheidende Chef in seiner Botschaft. Opel habe sich verkleinert und Stellen auf ein angemessenes Level abgebaut. „Und damit haben wir nachhaltig Zehntausende Jobs gesichert – nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern auch bei unseren Handelspartnern und Zulieferern.“ Opel soll nach Unternehmensankündigungen bereits im Jahr 2028 als vollständig elektrische Marke in Europa auftreten. Zudem ist eine weitere Expansion auf internationale Märkte einschließlich China geplant.

Der neue Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz blickt auf mehr als 30 Jahre Berufserfahrung im Automobil-Geschäft zurück, die er bei Ford, Volkswagen und Renault sammelte. Für den französischen Konkurrenten arbeitete er seit 2003 und war zuletzt Chef der Vertriebsregion Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH). Zudem war der 58-Jährige noch im Juni als Vizepräsident des Auto-Importeurverbandes VDIK bestätigt worden, dem Opel nicht angehört. Er soll auch dem Top-Executive-Team an der Konzernspitze angehören, in dem Lohscheller zuletzt nicht mehr vertreten war.

IG Metall hofft auf ruhigere Zeiten

Die Gewerkschaft IG Metall setzt auf ruhigere Zeiten: „Nach dem Wechsel an der Spitze von Opel muss endlich Ruhe im Unternehmen einkehren“, erklärte der Chef des Bezirks Mitte, Jörg Köhlinger. „Wir hoffen auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Herrn Hochgeschurtz. Er kennt die Automobilindustrie und sollte die Zukunftsfragen zusammen mit den Arbeitnehmervertretern angehen. Wir sind dazu bereit.“

Für das geschrumpfte Stammwerk in Rüsselsheim mit noch gut 10.000 Beschäftigten, von denen viele noch in Kurzarbeit sind, ist der neue Astra der Hoffnungsträger. In der eigentlichen Produktion steigt die Mitarbeiterzahl um 300 auf 2400, wenn im Spätherbst der Betrieb in zwei Schichten anläuft. Dass zudem ein Schwestermodell der Konzernmarke DS in Deutschland vom Band läuft, hat den französischen Gewerkschaften gar nicht gepasst, zeigt aber, dass Rüsselsheim im Stellantis-Produktionsverbund kostenmäßig mithalten kann.

Der scheidende Opel-Chef Michael Lohscheller betont die grundsätzliche Bedeutung des Kompaktmodells auch in Zeiten des SUV-Booms: „Der Astra ist eines der meistverkauften Modelle der Marke Opel. Entsprechend wichtig ist die neue Generation für uns – vor allem auch, weil wir den Astra mit dem Plug-In-Hybrid in das Zeitalter der Elektromobilität führen.“ Der Produktionsstart ist für den November geplant, so dass die Autos Anfang nächsten Jahres im Handel erhältlich sind. Das wird dann bereits der Ex-Renault-Manager Uwe Hochgeschurtz als Lohschellers Nachfolger verantworten.

Geht: Michael Lohscheller
Geht: Michael Lohscheller
Im Rüsselsheimer Opel-Stammwerk sind die Produktionsanlagen modernisiert worden. Hoffnungsträger für das Werk ist der neue Astra
Im Rüsselsheimer Opel-Stammwerk sind die Produktionsanlagen modernisiert worden. Hoffnungsträger für das Werk ist der neue Astra.
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