Frankfurt „Movie Money“ – Falschgeld der neuen Art

Eigentlich nicht zu übersehen: die Bezeichnung „Movie Money“ auf der Vorderseite …
Eigentlich nicht zu übersehen: die Bezeichnung »Movie Money« auf der Vorderseite …

Es steht „Movie Money“, also „Film-Geld“, auf den Geldscheinen – und trotzdem fallen Menschen im Alltag auf die Blüten herein. Diese nachgeahmten Banknoten, die als Spielgeld oder Requisite für Film und Theater beworben werden, bereiten Experten zunehmend Sorgen.

Ausgerechnet einen Strafbefehl wollte ein Mann beim Amtsgericht in Erfurt mit Falschgeld bezahlen. Der 52-Jährige hatte dafür sogenanntes „Movie Money“ dabei, das zum Beispiel von Schauspielern benutzt wird. Der Schwindel flog an der Zahlstelle des Gerichts auf. Doch nicht immer wird der Betrug mit dieser Art von Falschgeld sofort aufgedeckt. Dabei sind die Nachdrucke eigentlich leicht auszumachen, wie Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann sagte: „Es steht sogar ,Movie Money’ auf der Vorderseite oder ,Prop copy’ auf der Rückseite.“ Es handele sich bei den Geldscheinen um einfache Druckfälschungen ohne Sicherheitsmerkmale.

Die häufig aus Fernost stammenden veränderten Banknotenabbildungen werden Experten zufolge seit der zweiten Jahreshälfte 2019 zur Täuschung im Zahlungsverkehr eingesetzt. Der Trend beim „Movie Money“ habe sich im ersten Halbjahr 2020 verstärkt, „obwohl die Menschen in der Corona-Krise weniger Geld ausgeben“, teilte Beermann, das für Bargeld zuständige Mitglied des Bundesbank-Vorstandes, mit. Er appellierte an die Verbraucher und Geschäftsleute, insbesondere beim Zehner und Zwanziger genau hinzusehen. Fünfziger oder noch höheren Stückelungen prüften die Menschen wohl automatisch intensiver, vermutete Beermann.

Zu kaufen bei Amazon oder Ebay

Der Anteil der gefälschten Zehner und Zwanziger am Gesamtaufkommen der Blüten stieg von 34 Prozent im zweiten Halbjahr 2019 auf inzwischen 46 Prozent. Insgesamt zogen Polizei, Handel und Banken in Deutschland in den ersten sechs Monaten 2020 gut 34.100 Blüten aus dem Verkehr. Das waren 24 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2019, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag berichtete. Vor allem der Anstieg des „Filmgeldes“ trieb die Falschgeldzahlen nach oben. Bereinigt um die Zahlen für „Movie Money“ wurden 23.300 Blüten registriert.

Das „Filmgeld“ wird auf Internetplattformen, unter anderem bei Amazon oder Ebay, beworben – dort läuft es auch unter den Rubriken Scherzartikel oder Souvenirs. Wer die Scheine in Verkehr bringt, macht sich jedoch strafbar. So verhaftete das bayerische Landeskriminalamt im Mai einen 24-Jährigen. Bei ihm wurden 145.000 Euro Falschgeld beschlagnahmt. Dabei handelte es sich um „Prop-copy-Banknoten“, die der Verdächtige im Internet erworben und deutschlandweit weiterverkauft haben soll.

Auf die Sicherheitsmerkmale achten

Die Notenbanken im Euro-Raum haben seit 2013 eine zweite Serie von Euro-Scheinen mit neuen Sicherheitsmerkmalen in Umlauf gebracht. Vor allem das durchsichtige Porträtfenster und die Smaragdzahl, die beim Kippen des Scheins die Farbe ändert, sollen Fälschern die Arbeit erschweren. Bei den im vergangenen Jahr ausgegebenen neuen 100- und 200-Euro-Scheinen gibt es zudem ein „Satelliten-Hologramm“, in dem sich kleine Euro-Symbole bei einem leichten Drehen bewegen.

„Wenn keiner auf die Sicherheitsmerkmale achtet, nützen aber auch die besten Sicherheitsmerkmale nichts“, sagte Beermann mit Blick auf das „Movie Money“. Trotz des Anstiegs im ersten Halbjahr ist das Risiko, in Deutschland mit Falschgeld in Berührung zu kommen, indes nach wie vor sehr gering. „Rechnerisch entfallen pro Jahr rund acht falsche Banknoten auf 10.000 Einwohner“, sagte Beermann. Der geschätzte Schaden durch die Blüten lag im ersten Halbjahr bei 1,6 Millionen Euro und entsprach damit etwa dem Niveau des Vorjahreszeitraumes.

Keine europaweiten Zahlen

Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Falschgeldentwicklung gibt es wegen Corona nicht. „Die Bundesbank hat während des Lockdowns ihre Filialen am Laufen gehalten, und die Experten im Nationalen Analysezentrum der Bundesbank in Mainz waren weiter im Einsatz. In einigen Ländern des Euroraums war das nicht der Fall“, erläuterte Beermann. Deshalb liegen keine europaweiten Angaben vor.

… und der Aufdruck „Prop copy“ auf der Rückseite eines 10-Euro-Scheines. Diese englische Bezeichnung steht für Falschgeld.
… und der Aufdruck »Prop copy« auf der Rückseite eines 10-Euro-Scheines. Diese englische Bezeichnung steht für Falschgeld.
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