Wirtschaft Misstrauen gegen chinesischen Hahn-Eigentümer HNA wächst

Der chinesische Mischkonzern HNA, seit dem Frühjahr Mehrheitseigner des Flughafens Hahn und Großinvestor auch in der Schweiz, hat offenbar Geldprobleme. Eine US-Ratingagentur schlägt Alarm. Der HNA-Chef versucht zu beruhigen.

Eigentlich wollten die Manager des chinesischen Mischkonzerns HNA Zuversicht verbreiten. In einer kurzen Pressemitteilung hieß es, für Befürchtungen, die HNA-Gruppe habe einen Liquiditätsengpass, gebe es keinen Anlass. Acht chinesische Banken hätten versichert, dass sie dem Mischkonzern auch weiter Kredite gewähren würden. Ende vergangener Woche folgte dann die Mitteilung, dass die HNA-Gruppe einen Teil ihrer eigenen Anleihen zurückgekauft habe. Auch damit will das Unternehmen beweisen, dass es ausreichend Geld auf der Hand hat. Doch das Misstrauen unter den Anlegern wird immer größer. Seit Wochen sorgt der chinesische Konzern für Schlagzeilen wegen angeblicher Finanzprobleme. Große angelsächsische Banken hätten sich aus der Finanzierung herausgezogen, hieß es. Die „Financial Times“ berichtet von „extrem hohen Zinsen“, die die HNA-Gruppe Geldgebern für zwei Anleihen versprechen musste, um an frische Finanzmittel zu kommen. Die US-Ratingagentur Standard & Poors hat bereits die Bonitätseinstufung gesenkt. Der chinesische Konzern hat sich mit spektakulären Übernahmen einen Namen gemacht. Die HNA-Gruppe ist bei der Hotelkette Hilton eingestiegen, hat dem Land Rheinland-Pfalz die Mehrheitsanteile am Flughafen Hahn im Hunsrück abgekauft und ist mit einem fast 10-prozentigen Anteil als Hauptaktionär bei der Deutschen Bank eingestiegen. In der Schweiz gehört der HNA-Gruppe der weltgrößte Dienstleister für Flughäfen Swissport sowie der Schweizer Flug-Caterer Gategroup. Auch beim Basler Reisehändler Dufry ist das chinesische Unternehmen mit einem Aktienanteil von 20,9 Prozent beteiligt. Das chinesische Unternehmen hat seit 2014 angeblich Unternehmen im Wert von 38 Milliarden Euro gekauft. Firmenchef Adam Tan hat gegenüber chinesischen Medien Finanzierungsprobleme bestritten. Von den rund 120 Milliarden Dollar (gut 100 Mrd Euro), die seinem Konglomerat als Kredit bewilligt wurden, seien noch 45 Milliarden Dollar übrig. „Wir sind natürlich zahlungsfähig“, beteuerte er. Zugleich hat die Konzernleitung offenbar unvollständige Aussagen zur Finanzierung und zur Eigentümerstruktur gemacht. Die Schweizer Übernahmekommission hat als erste ihre Zweifel geäußert und den chinesischen Konzern für seine Intransparenz gerügt. Inzwischen ermittelt auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin gegen die HNA-Gruppe. Und in den USA hat die Cfius, die Behörde, die die Auswirkungen ausländischer Investitionen auf die US-Sicherheit überprüft, Ermittlungen aufgenommen. Obwohl offiziell als Privatunternehmen gelistet, hat die HNA-Konzernspitze inzwischen eingeräumt, dass Chinas regierende Kommunisten die globale Einkaufstour mit einer beträchtlichen Summe mitfinanziert haben. Das ging auch eine Weile gut. Die chinesische Führung hatte chinesische Unternehmen dazu aufgefordert, im Ausland zu investieren. Doch inzwischen sind Peking die vielen Übernahmen nicht mehr geheuer. Nicht nur die HNA-Gruppe, sondern auch andere chinesische Konzerne wie etwa Fosun International oder Wanda stehen wegen ihrer Großinvestitionen im Ausland im eigenen Land in der Kritik.

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