Wirtschaft Möbelhersteller CS Schmal: Pleite trotz voller Auftragsbücher

Die vom früheren Eigentümer stillgelegte Produktion bei CS Schmal läuft wieder. Das gibt den 417 Mitarbeitern Hoffnung. Was hing
Die vom früheren Eigentümer stillgelegte Produktion bei CS Schmal läuft wieder. Das gibt den 417 Mitarbeitern Hoffnung. Was hingegen zur Zahlungsunfähigkeit geführt hat, bedarf der Aufarbeitung.

«Waldmohr.» Beim insolventen Möbelhersteller CS Schmal in Waldmohr läuft die Produktion wieder. Der vorläufige Insolvenzverwalter Paul Wieschemann sucht nun nach einem Investor, der die Firma mit ihren 417 Beschäftigen fortführt. Mindestens ebenso interessant wie die Frage nach der Zukunft ist allerdings die nach der jüngeren Vergangenheit. Denn vieles deutet darauf hin, dass Kurzzeit-Eigentümer Gramax Capital ein ziemlich übles Spiel gespielt hat, wie Recherchen der RHEINPFALZ ergeben haben.

Wieschemanns Hauptaugenmerk liegt derzeit darauf, die von Gramax-Gesellschafter und CS-Schmal-Geschäftsführer Achim Pfeffer stillgelegte Produktion des Möbelherstellers wieder hochzufahren und vor allem das Vertrauen sowohl der Lieferanten als auch der Kunden wiederherzustellen. Beide Etappenziele hat er knapp drei Wochen nach Beginn des Insolvenzverfahrens erreicht. Es wird seit wenigen Tagen wieder im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet, auch der Nachschub mit Rohmaterial kommt wieder in Gang, nachdem viele Lieferanten wegen unbezahlter Rechnungen nichts mehr nach Waldmohr gebracht hatten. CS Schmal war mangels Beitragszahlung schon vor Monaten aus der Versicherung geflogen, die Lieferanten vor Zahlungsausfällen schützt, und daher nur gegen Vorkasse beliefert worden. Inzwischen sei er „mit dem Gros der Lieferanten einig“, sagte Wieschemann. Wieschemann hat auch, wie er der RHEINPFALZ bestätigte, mittlerweile eine Agentur eingeschaltet, die nach einem Investor für die Firma mit einem Jahresumsatz von rund 60 Millionen Euro Ausschau halten soll. Die Sondierungen seien noch ganz am Anfang, erste Kontakte habe es aber schon gegeben. Der künftige Eigentümer wird, geht es nach Wieschemann, aber keinesfalls erneut Gramax heißen. Innerhalb von CS Schmal ist ohnedies die Stimmung gekippt, nachdem immer mehr pikante Details ans Tageslicht kommen über das Unternehmen mit Sitz in München und in der Schweiz, das CS Schmal im Sommer 2016 der Germersheimer Nolte-Gruppe abgekauft hat. Viele fühlen sich an das erinnert, was Gramax im vergangenen Jahr mit einer Neuerwerbung in Frankreichs Südwesten gemacht hat. Dort hatte Gramax eine Holzfabrik mit Namen Darbo SAS übernommen. Ein gutes Jahr später war der Hersteller von Spanplatten pleite, 131 Mitarbeiter standen auf der Straße. Inzwischen läuft ein Gerichtsverfahren sowohl gegen Gramax als auch den früheren Eigentümer Multinational Sonae Industria. Letzterer, so der Vorwurf der Kläger, soll Gramax sogar dafür bezahlt haben, die Firma zu übernehmen – um sich dann einige Monate später mit der Insolvenz hohe Abfindungen an die Mitarbeiter zu sparen. Erste Unterlagen, zu deren Offenlage die beiden Partner per Gerichtsentscheidungen gezwungen worden waren, bestätigen laut Kläger-Anwalt den Vorwurf. Ausgesprochen merkwürdig war auch das Gebaren von Gramax-Mitgesellschafter Achim Pfeffer in Waldmohr. So hat er nach RHEINPFALZ-Informationen nur wenige Monate nach der Übernahme verfügt, dass CS Schmal, finanziell nicht auf Rosen gebettet, dem neuen Eigentümer ein Darlehen in Höhe von rund 2 Millionen Euro gewährt; ohne dingliche Sicherung und angeblich zahlbar an die drei Tage nach der Übernahme in München gegründete Gramax Invest GmbH. Weil der langjährige Schmal-Mitgeschäftsführer Günter Ebmeyer sich diesem Vorgang in den Weg zu stellen versuchte, habe er gehen müssen, berichten Insider. Pfeffer war von da an alleiniger Geschäftsführer. Insolvenzverwalter Wieschemann will sich zu dem Darlehen auf Anfrage nicht äußern. Doch ist ein Insolvenzverwalter gehalten, gegebenenfalls Darlehen zurückzufordern. Da passt es ins Bild, dass die noch junge Gramax Invest GmbH in dieser Woche laut RHEINPFALZ-Informationen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt haben soll. Beim Insolvenzgericht in München ist dazu weder eine Bestätigung noch ein Dementi zu erhalten – eine grundsätzliche Haltung des Gerichts, solange es keinen Beschluss gegeben habe. Nicht minder merkwürdig ist ein anderes Vorgehen. Bereits im vergangenen Jahr hat Pfeffer das Gros der Maschinen von CS Schmal an eine Leasingfirma verkauft und umgehend zurückgeleast. Wohin der Erlös geflossen ist, ist derzeit noch unklar. Bis heute gibt es zwar einen nichtöffentlichen Bericht der unabhängigen Wirtschaftsprüfer – das notwendige Testat für die Bilanz 2016 haben sie allerdings verweigert. Insider verweisen aber auf „ein hohes Geschäftsführer-Gehalt“, das sich Pfeffer zugestanden habe; und auf jede Menge Honorare, die CS Schmal an Berater aus dem Gramax-Umfeld gezahlt habe. Pfeffer ist in seinem Firmengeflecht auch Geschäftsführer der LP Accounting & Consulting GmbH in Frankfurt. Glaubt man Insidern, dann hatte Pfeffer einen ähnlichen Deal wie für die Maschinen auch für die Immobilien von CS Schmal im Waldmohrer Industriegebiet geplant, war aber am Widerstand der Gläubigerbanken gescheitert. Daraufhin ließ er am 6. Oktober 2016 zwei Grundstücke je mit einer Grundschuld über 1 Million Euro belasten, wie aus dem Grundbuch hervorgeht. Gläubiger: die Nolte Holzwerkstoff GmbH & Co KG in Germersheim. Die Vermutung liegt nahe, dass über diese Eintragung der mutmaßliche Kaufpreis abgedeckt werden sollte, den dann nicht Gramax, sondern CS Schmal an Nolte zahlen muss. Weder Nolte Holzwerkstoffe noch die Nolte-Gruppe reagierten auf RHEINPFALZ-Bitten um ein Gespräch. Auch Gramax will trotz mehrerer Anfragen nichts sagen. Kommentar

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