Einkommen Leichtes Plus bei Reallöhnen

Im Gastgewerbe stiegen die Nominallöhne gegenüber dem Vorjahresquartal um 12,6 Prozent.
Im Gastgewerbe stiegen die Nominallöhne gegenüber dem Vorjahresquartal um 12,6 Prozent.

Die Einkommen der Arbeitnehmer in Deutschland sind im 2. Quartal des Jahres erstmals seit zwei Jahren real wieder leicht gestiegen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Dienstag lagen die Nominallöhne im betrachteten Zeitraum um 6,6 Prozent über denen des Vorjahreszeitraums – der höchste Anstieg seit Beginn dieser Zeitreihe vor 15 Jahren. Da die Preise um 6,5 Prozent anzogen, ergibt sich daraus ein leichtes reales Plus von 0,1 Prozent. Reale Lohnsteigerungen waren zuletzt im zweiten Quartal 2021 zu verzeichnen – das Plus betrug damals 3,2 Prozent.

In den Jahren 2022 und 2021 waren die realen Einkommen jeweils gesunken. 2022 betrug das Minus 4 Prozent, was insbesondere an der hohen Inflation lag. Das war der stärkste Rückgang in einem Jahr seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008.

Höchster Anstieg bei geringfügiger Beschäftigung

Eine Ursache für die jüngsten realen Zuwächse ist den Wiesbadener Statistikern zufolge die sogenannte Inflationsausgleichsprämie. Diese kann bis zu 3000 Euro betragen und ist steuer- und abgabenfrei. Auch die Erhöhung des Mindestlohns im Oktober vergangenen Jahres auf 12 Euro pro Stunde habe sich positiv auf das gesamtwirtschaftliche Lohnwachstum ausgewirkt.

Der höhere Mindestlohn trug auch mit dazu bei, dass bei geringfügig Beschäftigten mit 9,7 Prozent der höchste Nominallohnanstieg zu verzeichnen war. Die höhere Verdienstgrenze für Minijobs, die seit vergangenem Oktober bei 520 Euro liegt, spielte ebenfalls eine Rolle. Bei Vollzeitbeschäftigten hingegen stiegen die Nominallöhne im zweiten Quartal lediglich um 6,3 Prozent, woraus ein leichtes reales Minus resultiert.

Aufholprozess in von Corona stark betroffenen Branchen

Besonders stark nach oben gingen die Nominallöhne in Branchen, die von Einschränkungen und Schließungen während der Corona-Pandemie stark betroffen waren. So lag das nominale Einkommen im Gastgewerbe im zweiten Quartal diesen Jahres um 12,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Zweistellige Zuwachsraten verzeichneten die Statistiker auch in den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung (11,9 Prozent) sowie bei Verkehr und Lagerei (10 Prozent), wozu auch die Luftfahrt zählt.

Wirtschaftskrise erfasst den Arbeitsmarkt

Unterdessen macht sich die krisenhafte wirtschaftliche Entwicklung immer deutlicher am Arbeitsmarkt bemerkbar. Der Abschwung habe sich in Deutschland „festgesetzt“, das hinterlasse mittlerweile auch Spuren am Arbeitsmarkt, sagte am Dienstag Enzo Weber, der beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) den Bereich „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ leitet. Weber äußerte sich mit Blick auf das neue Arbeitsmarktbarometer des IAB. Mit 100,5 Punkten ist dieser Frühindikator für Entwicklungen am Arbeitsmarkt im August auf den niedrigsten Wert seit drei Jahren gesunken. Dieser Wert liegt nur noch wenig über der sogenannten neutralen Marke von 100.

Das zeigt aus Sicht des IAB, dass die Aussichten am Arbeitsmarkt zunehmend verhalten gesehen werden. Vor allem werde mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit gerechnet. Diese Erwartung drückt sich in jener Komponente des Barometers aus, die prognostiziert, wie sich die Arbeitslosigkeit entwickeln wird: Sie ist im zu Ende gehenden Monat um 0,6 auf 97,5 Punkte gefallen.

Beschäftigung steigt immer noch an

Auch die zweite Komponente, die die weitere Entwicklung der Beschäftigung abschätzt, sank im August um 0,5 Punkte auf 103,5 – es wird also immer noch damit gerechnet, dass die Beschäftigung weiter ansteigt. „Der Arbeitsmarkt ist in Mitleidenschaft gezogen, steht aber immer noch deutlich besser da als die Konjunktur“, interpretierte Enzo Weber die neuen Zahlen.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer basiert auf Daten, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) monatlich bei allen lokalen Arbeitsagenturen abfragt.

An diesem Donnerstag legt die BA die Arbeitsmarktzahlen für August vor. Im Juli war die Anzahl der Arbeitslosen bundesweit um 62.000 auf 2,62 Millionen gestiegen.

wirtreallohn
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