Wirtschaft Kommentar: Affront gegen Stammkunden

Die Bahn bemüht sich seit einiger Zeit, die Bahncard 50 attraktiver zu machen. Die Verschlechterungen bei Paris-Reisen passen dazu überhaupt nicht.

Lange Zeit war die Bahncard 50 für das Management der Deutschen Bahn (DB) ein ungeliebtes Kind, das man nach dem Desaster mit dem Preissystem von 2002/03 nur zähneknirschend wieder eingeführt hatte. Die Möglichkeit, auch in stark frequentierten Zügen zum halben Preis zu fahren, ist ein Störfaktor in den Erlösmanagement-Systemen, mit denen die Auslastung von Flugzeugen und Zügen gesteuert wird. Nach einigen Personalwechseln im DB-Management ist inzwischen dort allerdings die Sensibilität dafür gewachsen, dass die Bahncard 50 einen hohen Kundenbindungseffekt hat und vor allem in bestimmten Marktsegmenten für den Wettbewerb mit dem Hauptkonkurrenten Auto unverzichtbar ist. Deshalb wurde die Bahncard 50 dadurch attraktiver gemacht, dass es mit ihr im deutschen Binnenverkehr nun auch 25 Prozent Rabatt auf Sparpreis-Tickets gibt. Im ICE-Verkehr nach Paris haben sich die Konditionen dagegen dramatisch verschlechtert. Über zehn Jahre lang gab es hier mit der Bahncard 50 Rabatte, die zwar nicht so hoch wie im deutschen Binnenverkehr waren, aber doch zu Preisen führten, die auch die Entscheidung etwa für eine relativ spontane Paris-Reise an einem der beliebten langen Frühlingswochenenden erleichterten. Eine Preiserhöhung um über 30 Prozent für ein ICE-Ticket von Kaiserslautern nach Paris ist deshalb ein großes Ärgernis. Bisher sind die DB und die französische Staatsbahn SNCF gut damit gefahren, in den Zügen der gemeinsamen Tochter Alleo Tickets anzubieten, die in etwa der Preissystematik des jeweiligen Heimatlandes entsprechen. Nun will die SNCF aber offenbar auch die deutschen Kunden stärker den Regeln des in Frankreich sehr viel rigideren Erlösmanagements unterwerfen.

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