Wirtschaft Kampf gegen Gebührendschungel

Dürfen Banken für den SMS-Versand von Sicherheitscodes (Transaktionsnummern) beim Online-Banking Geld nehmen? Diese Frage beschäftigt mittlerweile den Bundesgerichtshof (BGH). Die Klage des Bundesverbands der Verbraucherzentralen gegen die hessische Kreissparkasse Groß-Gerau wirft ein weiteres Schlaglicht auf den Gebührendschungel, mit dem eine wachsende Anzahl von Kontobesitzern zu kämpfen hat.

Zuletzt hatten Entgelte für Abhebungen an Geldautomaten einzelner Sparkassen und Volksbanken für Schlagzeilen gesorgt. Hinzu kommt die Debatte über sogenannte Strafzinsen, also Parkgebühren für Kontoeinlagen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg teilte mit, sie habe der Volksbank Reutlingen wegen der Ankündigung von Negativzinsen in ihrem Preisaushang eine Abmahnung geschickt. Laut dem Dokument vom 17. Mai werden Negativzinsen unter anderem auf Tagesgeldkonten mit Guthaben ab 10.000 Euro fällig. Die Volksbank Reutlingen hatte letzte Woche klargestellt, sie habe „keinerlei Pläne, „Normalsparern“ Negativzinsen zu berechnen“. Der Preisaushang diene „nur dazu, bei neuen Konten und neuen großen Summen reagieren zu können“. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erläuterte, Negativzinsen für Tages- und Festgeldkonten von Privatkunden wären nach ihrer Auffassung rechtswidrig. Laut einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young unter 120 Banken planen ein Drittel der Institute Gebührenerhöhungen. Dessen ungeachtet werben einzelne Institute weiterhin mit kostenlosen Girokonten oder gar Wechselprämien, darunter die Commerzbank. „Während Sparkassen und Volksbanken in ihrer Region meistens Marktführer sind, sieht die Commerzbank jetzt die Chance, Kunden hinzuzugewinnen“, sagt dazu Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehrer an der Frankfurt School of Finance. „Das Girokonto ist der Dreh- und Angelpunkt für weitere Geschäfte, zumal dort wichtige Informationen über Einkommen und Ausgaben des Kunden auflaufen.“ Aus demselben Grund böten auch die Direktbanken ihre meist ausschließlich online verfügbaren Konten kostenlos an. Im Vergleich zu diesen Anbietern hätten Genossenschaftsbanken und Sparkassen durch ihre dichten Filialnetze aber höhere Kosten, gibt Faust zu bedenken. Deshalb führe an Kontogebühren für die meisten Institute kein Weg vorbei. Für wenig sinnvoll hält der Bankenprofessor dagegen Gebühren für einzelne Transaktionen oder Buchungsposten: „Das führt zu Intransparenz und einem Gefühl der Abzocke.“ Ganz ähnlich argumentiert der Bundesverband der Verbraucherzentralen. „Bei der Vielzahl an Einzelposten wird es sehr schwierig einzuschätzen, wie teuer ein Konto eigentlich ist“, sagte Frank-Christian Pauli vom Bundesverband. Obendrein erschwere die Vielzahl an Gebührenmodellen den Vergleich unterschiedlicher Angebote. „Transparenz ist aber sehr wichtig, damit die Verbraucher Marktdruck ausüben können.“ Einen Überblick über 243 verschiedene Kontomodelle bietet die Stiftung Warentest in ihrem online verfügbaren „Produktfinder Girokonto“. Sie nennt darin 23 kostenlose Modelle „ohne Wenn und Aber“, überwiegend von Direktbanken ohne Filialen. Allerdings gibt es weitere 28 Konten, die etwa bei Eingang einer monatlichen Mindestsumme kostenlos sind. Nimmt man noch Konten mit einer Jahresgebühr von maximal 60 Euro hinzu, so steigt die Anzahl der Angebote auf 74. Kommentar

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