Bahnverkehr ICE-Billigtickets lohnen sich nicht immer

Die Fahrzeit mit den schnellsten ICE von Mannheim nach Frankfurt beträgt rund 35 Minuten. Ein Regional-Express braucht fast dopp
Die Fahrzeit mit den schnellsten ICE von Mannheim nach Frankfurt beträgt rund 35 Minuten. Ein Regional-Express braucht fast doppelt so lang.

In dieser Woche gibt die Deutsche Bahn ein Kontingent von einer Million Fernzug-Tickets frei, die knapp 10 Euro kosten. In manchen Fällen können das interessante Schnäppchen sein. Die Pfälzer Ost-West-Hauptstrecke ist dabei allerdings ein Sonderfall.

Normalerweise kosten die preisgünstigsten Supersparpreis-Tickets 17,90 Euro. In der Zeit bis zum 31. März bietet die Deutsche Bahn (DB) nun Tickets an, die nur 9,90 Euro kosten, mit Bahncard sogar nur 7,40 Euro. Kinder bis 14 Jahre können dabei kostenlos mitgenommen werden, wenn sie auf der Fahrkarte eingetragen sind.

Supersparpreis-Tickets sind generell nur im gebuchten Zug gültig und können nicht storniert werden. Letzteres ist angesichts des niedrigen Preises bei den 9,90-Euro-Tickets kein großes Problem. Es gibt die Tickets allerdings nur in begrenzten Kontingenten für relativ kurze Strecken. Dazu gehören aber immerhin Verbindungen von Ludwigshafen nach Stuttgart und von Homburg nach Mannheim. Da die Tickets in der betriebswirtschaftlichen Logik der DB dazu dienen, freie Kapazitäten auszulasten, sind sie meist nicht für Verkehrsspitzenzeiten wie etwa am Freitagnachmittag zu bekommen.

Wie lohnend die Tickets sind, hängt nicht zuletzt davon ab, ob Fernzüge auf der betreffenden Strecke einen deutlichen Fahrzeitvorteil gegenüber Regionalzügen bieten.

RE ist von Kaiserslautern nach Mannheim ähnlich schnell

Auf der Strecke von Kaiserslautern nach Mannheim ist das nur in geringem Maße der Fall, weil hier mit dem RE1 ein Regional-Express (RE) fährt, der fast genau so schnell ist wie die Fernzüge. Wenn man für eine Fahrt von Kaiserslautern nach Mannheim und zurück jeweils ein Ticket für 9,90 Euro ergattert, ergibt sich ein Fahrpreis von 19,80 Euro. Falls Hin- und Rückfahrt am selben Tag stattfinden, kostet ein VRN-Tagesticket für diese Strecke 17,80 Euro. Mit dem VRN-Ticket kann man nicht in Fernzügen fahren, sondern nur im RE und in der (deutlich langsameren) S-Bahn. Hauptvorteil ist aber, dass man, anders als mit den 9,90-Euro-Tickets, nicht auf einen bestimmten Zug festgelegt ist. Bei Abwägung von Vor- und Nachteilen spricht in diesem Fall außer Komfort-Aspekten relativ wenig für die 9,90-Euro-Tickets. Das gilt natürlich erst recht, wenn man ein Deutschlandticket besitzt und im RE ohne weitere Kosten fahren kann.

Großer Fahrzeitvorteil von Mannheim nach Frankfurt

Anders sieht es auf der Strecke von Mannheim nach Frankfurt aus. Hier ist die ICE-Fahrzeit mit rund 35 Minuten oft nur etwa halb so lang wie mit einem Regional-Express (RE), weil sowohl der RE60 über Darmstadt als auch der RE70 über Biblis zahlreiche Zwischenhalte bedienen. Außerdem liegt Frankfurt außerhalb des VRN-Gebiets und die Tickets für eine Fahrt mit dem RE sind deshalb deutlich teurer. Die einfache Fahrt ohne Bahncard-Ermäßigung kostet mit dem RE 25,80 Euro. Hier bietet die Variante mit dem 9,90-Euro-Ticket also große Vorteile, wenn es möglich ist, sich auf einen bestimmten Zug festzulegen.

Noch größer ist der Fahrzeitvorteil der Fernzüge dank der durchgehenden Hochgeschwindigkeitsstrecke für die Fahrt von Mannheim nach Stuttgart. Tickets für 9,90 Euro gibt es hier allerdings nur für wenige Intercity-Züge, etwa die morgendlichen EC 213 (Mannheim ab 7.11 Uhr) und IC 2011 (Mannheim ab 7.51 Uhr). Für eine Fahrt im ICE kosten die „Supersparpreis-Aktion“ betitelten Tickets in der Regel 14,90 Euro.

9,90-Euro-Tickets auch für Strecke Homburg–Mannheim

Supersparpreis-Tickets für 9,90 Euro nach Stuttgart gibt es auch für den derzeit einzigen Fernzug, der in Ludwigshafen hält , den EC 213 (Ludwigshafen ab 7.05 Uhr). Für diesen Zug gibt es auch 9,90-Euro-Tickets von Homburg (ab 5.57 Uhr) nach Mannheim. Das Gleiche gilt für die beiden Züge ICE 1557 (ab 6.50 Uhr) und ICE 563 (ab 8.49 Uhr).

Der EC 213, der auch in Landstuhl (ab 6.10 Uhr) hält, und regulär von Saarbrücken nach Graz fährt, wird in der Pfalz von vielen Reisenden nicht zuletzt als direkte Frühverbindung nach München und Salzburg geschätzt. Seit nach dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die Zuggarnitur stellen, ist es allerdings gehäuft zum Fehlen von Wagen oder sogar zum Ausfall des ganzes Zuges gekommen.

Die 9,90-Euro-Tickets lassen sich bis zu sechs Monate vor der Reise buchen. Möglich sind also jetzt schon Buchungen für die Zeit ab dem 17. Juli, wenn die Riedbahn von Mannheim nach Frankfurt wegen der geplanten Generalsanierung gesperrt ist. Dann fällt die Abwägung von Vor- und Nachteilen allerdings etwas anders aus. Wegen einer zeitraubenden Umleitung ist die ICE-Fahrzeit von Mannheim nach Frankfurt dann oft ähnlich lang wie mit dem RE.

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