Luftverkehr Hoher Abschluss bei Lufthansa bannt Streikgefahr

Zumindest beim Bodenpersonal der Lufthansa ist die Gefahr weiterer Streiks gebannt.
Zumindest beim Bodenpersonal der Lufthansa ist die Gefahr weiterer Streiks gebannt.

Mit einem weit überdurchschnittlichen Tarifabschluss hat die Lufthansa den Tarifkonflikt mit ihrem Bodenpersonal beigelegt.

„Das Ergebnis beinhaltet einen Inflationsausgleich und zusätzlich eine Reallohnerhöhung“, jubelte Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle am späten Donnerstagabend. Auch die Lufthansa scheint nicht unglücklich zu sein über den Tarifvertrag, der Beschäftigten in der unteren Lohngruppe knapp 20 Prozent mehr Geld bringt. Personalvorstand Michael Niggemann lobt das Konstrukt aus hohen Sockelbeträgen und späteren prozentualen Erhöhungen. „Es war uns wichtig, die unteren und mittleren Einkommensgruppen überproportional zu berücksichtigen. Damit werden wir der sozialen Verantwortung für unsere Beschäftigten gerecht und sichern unsere Attraktivität als Arbeitgeber.“

In der Luftverkehrsbranche konkurriert der MDax-Konzern nämlich mit vielen anderen um die knappen Arbeitskräfte, muss aber bis Ende nächsten Jahres 10.000 zusätzliche Stellen besetzen. Gemeinsam mit den Passagieren braucht Lufthansa nun ebenfalls bis Ende 2023 keine weiteren Streiks des Bodenpersonals mehr zu fürchten. Gelingt es nun noch, die streikbereiten Piloten der Vereinigung Cockpit zu befrieden, dürfte Lufthansa wieder stabil in der Gewinnzone fliegen.

Auch in anderen Niedriglohnbranchen hohe Abschlüsse

Absichtsvoll hatte Verdi der Lufthansa vorgerechnet, dass kleine Dienstleister etwa für das Check-In beim Gehalt deutlich nachgelegt und Lufthansa in einzelnen Job-Profilen überholt haben. Ganz ohne Streiks konnten Steigerungen von bis zu 26 Prozent durchgesetzt werden, häufig ausgehend von sehr niedrigen Niveaus.

Der frühere Leiter des gewerkschaftlichen WSI-Tarifarchivs, Reinhard Bispinck, zieht Vergleiche zum Gastgewerbe und anderen Niedriglohnbranchen. Auch dort habe es in den vergangenen Monaten zweistellige Tarifabschlüsse gegeben, um den gravierenden Personalmangel in den Griff zu bekommen. Auch bei Floristen, Gebäudereinigern oder in der Zeitarbeit wurde deutlich nachgelegt, um einen Abstand zum gesetzlichen Mindestlohn einzuhalten, der im Oktober auf 12 Euro in der Stunde steigt. Aldi bietet längst 14 Euro und auch bei Lufthansa muss nach dem Abschluss niemand mehr für weniger als 13 Euro Stundenlohn arbeiten, versichert das Unternehmen.

Lohnsteigerung in mehreren Stufen

Für das Bodenpersonal hatte Verdi bei einer Laufzeit von zwölf Monaten Gehaltssteigerungen von 9,5 Prozent verlangt, mindestens aber 350 Euro im Monat. Herausgekommen sind nun in 18 Monaten mindestens 325 Euro plus eine weitere Steigerung von 2,5 Prozent. Der erste Festbetrag von 200 Euro monatlich wird rückwirkend ab dem 1. Juli 2022 gezahlt, ab dem 1. Januar 2023 gibt es weitere 2,5 Prozent, mindestens aber 125 Euro monatlich. Ab Juli 2023 kommt dann noch einmal eine prozentuale Erhöhung von 2,5 Prozent hinzu ohne Mindestbetrag. Die Laufzeit endet am 31. Dezember 2023.

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