Bahnverkehr Hält der ICE von Berlin nach Paris in Kaiserslautern?

Von Kaiserslautern fahren in der Regel vier direkte Hochgeschwindigkeitszüge pro Tag nach Paris.
Von Kaiserslautern fahren in der Regel vier direkte Hochgeschwindigkeitszüge pro Tag nach Paris.

Ab Ende 2024 soll erstmals ein direkter ICE von Berlin nach Paris fahren. Dafür sind allerdings noch einige knifflige Probleme zu lösen. Viel Wirbel gibt es derzeit vor allem im Elsass und im Saarland um die Frage, über welche Strecke der Zug fahren soll – groteske Missverständnisse inklusive.

Im Elsass ist die regionale Tageszeitung „Dernières Nouvelles d’Alsace“ voll mit Forderungen regionaler Politiker, dass der erste ICE von Berlin nach Paris über Straßburg fahren müsse – nicht zuletzt mit dem Argument, dass sich dort der Sitz des Europaparlaments befindet. In diesen Chor stimmt auch der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe ein, die auf dem Weg liegen würde, wenn der Zug über Straßburg fährt.

Empörung hat im Elsass teilweise ausgelöst, dass der Zug über Frankfurt fahren soll – völlig unnötigerweise, denn der Weg über Frankfurt und Mannheim schließt keineswegs aus, dass der Zug auch über Straßburg fährt.

Umgekehrt sorgen nun die Forderungen nach einer Fahrt über Straßburg für Aufregung im Saarland, weil eine Entscheidung für den Weg über Straßburg bedeuten würde, dass der Zug nicht in Saarbrücken und Kaiserslautern hält.

Fahrzeit knapp acht Stunden

Die Deutsche Bahn (DB) und die französische Staatsbahn SNCF halten sich bisher bedeckt und verweisen darauf, dass die Planungen noch nicht abgeschlossen sind. Klar ist immerhin, dass der Zug erst mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 eingeführt wird. Hoffnungen auf einen früheren Termin sind spätestens geplatzt, seit entschieden wurde, dass die Riedbahn von Mannheim nach Frankfurt in der zweiten Jahreshälfte 2024 fünf Monte lang für eine Generalsanierung total gesperrt wird.

Offiziell dementiert wird nun die zeitweise kolportierte Fahrzeit zwischen den beiden Hauptstädten von nur sieben Stunden. Die DB spricht nun offiziell von rund acht Stunden. Realistisch ist allenfalls ein Wert von knapp acht Stunden, bei dem sozusagen die 7 vor dem Komma steht.

Slots auf Engpassstrecken sind nicht leicht zu finden

Wenn es nach DB und SNCF geht, wird die Direktverbindung wohl dadurch entstehen, dass bereits existierende Zugläufe zusammengefasst werden, ohne dass zusätzliche Züge gefahren werden müssen, für die sich auf Engpasstrecken wie Frankfurt–Mannheim immer schwerer geeignete Fahrplantrassen finden lassen. Dabei bietet es sich an, einen Zug der ICE-Linie 15 von Berlin nach Frankfurt, der unterwegs nur in Halle und Erfurt hält, mit einem Zug von Frankfurt nach Paris zu kombinieren. Ohne größere Komplikationen möglich ist das aber wahrscheinlich erst mit der Einführung eines neuen Fahrplankonzepts auf der extrem dicht befahrenen Strecke von Fulda nach Frankfurt.

Dieses neue Konzept bedingt den Einsatz von beschleunigungsstarken Triebwagen im Regionalverkehr, die wohl erst ab Ende 2025 zur Verfügung stehen. Wie dieses Problem gelöst werden könnte, ist bisher nicht absehbar. Bei den derzeitigen Fahrzeiten kommt der Zug aus Berlin in Frankfurt erst drei Minuten nach der Abfahrt des Zugs nach Paris an. Eine denkbare Variante ist, dass der Zug von Berlin nach Paris für eine Übergangszeit nicht den Frankfurter Hauptbahnhof anfährt, sondern stattdessen in Frankfurt Süd hält. Für Reisende von und nach Frankfurt wäre das allerdings ein großes Ärgernis.

Sicher ist, dass von Berlin nach Paris vorerst kein TGV fährt, sondern ein ICE, weil zunächst nur die ICE der Baureihe 407 zusätzlich zur Leit- und Sicherungstechnik für den Einsatz auf der französischen Hochgeschwindigkeitsstrecke LGV Est auch die Ausrüstung für die Schnellstrecke von Erfurt nach Halle bekommen.

Zug in günstiger Zeitlage fährt über Kaiserslautern

Eine für Reisende attraktive Zeitlage wäre eine Abfahrt des Direkt-ICE in Berlin etwa um 9 Uhr und eine Ankunft in Paris gegen 17 Uhr in der Fahrplanlage der heutigen Züge ICE 575 und TGV 9552. Dieser TGV von Frankfurt nach Paris fährt über Kaiserslautern und Saarbrücken. Er müsste durch einen ICE ersetzt werden. Eine Fahrt über Straßburg statt Saarbrücken wäre theoretisch möglich. Dafür spricht, dass die Fahrzeit über Straßburg etwas kürzer ist. Allerdings müsste dann wohl ein Zug in einer anderen Zeitlage, der heute Straßburg bedient, stattdessen über Saarbrücken fahren, weil die DB wohl nach Möglichkeit vermeiden will, dass die Strecke durchs Saarland einen Zug verliert. Ob es zu einem solchen Tausch kommt oder vielleicht doch zusätzliche Züge gefahren werden, wird wohl nicht zuletzt davon abhängen, wie wichtig der französischen Regierung die Führung dieses Zuges über Straßburg ist.

Über den gerade in Straßburg offensichtlich sehr wichtigen Prestige-Aspekt hinaus wäre der Hauptvorteil für die Elsass-Metropole, dass sie so eine Direktverbindung nach Berlin bekommen würde, die es bisher nicht gibt. Auch in Kaiserslautern und Saarbrücken würde man sich sicher über einen weiteren Direktzug nach Berlin freuen. Beide Städte haben allerdings normalerweise schon einen Direkt-ICE in die Bundeshauptstadt. Wegen Auswirkungen von monatelangen Bauarbeiten auf der Schnellstrecke Fulda–Kassel fährt dieser Direktzug allerdings derzeit bis Mitte Dezember nicht.

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