Wirtschaft Gewinnsprung für Lufthansa

Carsten Spohr kam gut gelaunt zur Jahrespressekonferenz. Am Mittwoch hatte der Aufsichtsrat den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa um weitere fünf Jahre verlängert – und gestern konnte er gute Zahlen verkünden.

„Wir sind bestens darauf vorbereitet, die noch anstehende Konsolidierung der Branche in Europa nicht nur mitzumachen, sondern aktiv zu gestalten“, sagte der 51-Jährige mit seinem gewohnt breiten Lächeln. Die Insolvenz des Konkurrenten Air Berlin hat dem Marktführer 2017 zwar durchaus viel zusätzliche Arbeit gebracht, wird sich aber nach Spohrs Ansicht spätestens von 2019 an nicht nur bei Umsatz und Passagierzahlen, sondern auch beim Gewinn spürbar bemerkbar machen. Aber das ist nur das Sahnehäubchen, mit dem Spohr seinen Erfolg krönen möchte. Denn anders als sein Vorgänger Christoph Franz hat der langjährige Lufthanseat bei der Fluggesellschaft wieder auf Vollgas geschaltet. „Es freut mich dabei ganz besonders, dass wir Ihnen pünktlich und passend zum 100-jährigen Bestehen unseres Markensymbols, unseres Kranichs, das bei weitem beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte präsentieren können“, sagte Spohr. Franz hatte in seinen Jahren als Vorstandschef den Konzern kräftig umgekrempelt, aber immer darauf hingewiesen, dass man angesichts der starken Konkurrenz vorsichtig sein müsse. Spohr dagegen, der im Mai 2014 den Chefposten übernommen hat, will in die Offensive gehen. Zwar hat bei der Übernahme von Teilen von Air Berlin nicht alles so geklappt, wie sich das Lufthansa-Management das vorgestellt hatte. Aber trotzdem ist die Strategie des Piloten Spohr aufgegangen, dass nicht nur die Marken-Gesellschaften, wie Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines vom deutlichen Passagierwachstum in der Branche profitieren konnten, sondern dass auch die neue Eurowings, als „Günstig-Tochter“ im Konzern, ihr dynamisches Wachstum fortsetzt – zum Teil auch dank der Air-Berlin-Pleite. Zu Einzelheiten, welche Möglichkeiten sich in der Branche aus seiner Sicht ergeben könnten, wollte sich der Lufthansa-Chef nicht näher äußern. „Über Konsolidierung spricht man nicht, man tut sie“, sagte er nur. Ganz oben auf der Einkaufsliste steht die italienische Fluggesellschaft Alitalia, die im vergangenen Jahr ebenso wie Air Berlin und der britische Ferienflieger Monarch in die Insolvenz gerutscht ist. Die schwierige Regierungsbildung in Italien könnte eine Entscheidung allerdings verzögern, meinte der Lufthansa-Kapitän. Im vergangenen Jahr haben die Insolvenzen, aber auch die nach langem Kampf erzielte Tarifeinigung mit den Piloten der Lufthansa-Gruppe Aufwind gegeben. Der Gewinn legte zum Vorjahr um 70 Prozent auf 2,97 Milliarden Euro zu. Der Umsatz kletterte um 12,4 Prozent auf 35,6 Milliarden Euro. Dennoch bleibt Spohr, zumindest in dieser Hinsicht, vorsichtig. Im laufenden Jahr rechne man zwar mit weiteren Umsatzsteigerungen, allerdings auch mit höheren Treibstoffkosten. Um rund 700 Millionen Euro soll die Kerosinrechnung steigen, auf 5,9 Milliarden Euro. Dem werde man mit weiteren Kostensenkungen begegnen, so Spohr. Gleichzeitig jedoch sollen die Zeichen weiter auf Wachstum stehen, nicht nur bei Eurowings. Allerdings zeichnet sich dabei wegen des Mangels an Piloten und Flugzeugen eine gewisse Bremswirkung ab. „Uns fehlen Piloten und Flugzeuge in gleichem Maße“, sagte Spohr. Wegen der Triebwerksprobleme beim A 320 neo seien derzeit nur zehn statt zwanzig dieser Maschinen bei der Lufthansa im Betrieb. „Wir haben ein schönes Problem: zu viele Passagiere und zu wenige Flugzeuge.“ Mit 130 Millionen Fluggästen transportierte die Lufthansa 2017 so viele Passagiere wie noch nie und eroberte den Spitzenplatz in Europas Luftfahrtbranche von Ryanair zurück. Nils fragt, Kommentar, Aktienchart

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