Wirtschaft Die SSD-Tricks der Festplatten-Hersteller

Raffinierte Hybridtechnik: Die SSD von Enmotus benutzt einen Mix aus schnellen, teuren und günstigeren Speicherzellen.
Raffinierte Hybridtechnik: Die SSD von Enmotus benutzt einen Mix aus schnellen, teuren und günstigeren Speicherzellen.

Eine SSD mit einem Terabyte Speicher mag 100 oder 250 Euro kosten. Was steckt hinter diesen immensen Preisunterschieden?

Für SSD gilt wie für die überholten klassischen Festplatten: Sie sollen schnell, sicher und günstig sein. Die Sicherheit hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Hersteller Western Digital gibt beispielsweise für eine SN750-SSD mit 2 TB Fassungsvermögen eine Schreibmenge von 1200 Terabyte an, also das 600-fache des Speichervolumens. Selbst wer täglich Videos bearbeitet und dabei 100 Gigabyte an Daten neu schreibt, kann daher mit einer mittleren Haltbarkeit von 12.000 Tagen, also umgerechnet knapp 33 Jahren rechnen. Das sollte beruhigen.

Tempo und Preis werden vor allem von der speziellen Speichertechnologie und den verbauten Chips und Controllern bestimmt. Da werfen Hersteller mit Abkürzungen wie SLC, TLC, QLC und MLC um sich. Dahinter versteckt sich die Angabe, wie viele Bits, also Informationen, in einer Speicherzelle, abgelegt werden. Bei einer SLC (Single Level Cell) ist es ein Bit, bei den anderen Techniken drei, vier oder allgemein mehrere Bits. Die sicherste und teuerste Technik ist die SLC-Speicherung mit einem Bit. Werden zwei, drei oder vier Bit in einer Zelle gespeichert, wird diese zum einen häufiger genutzt, zum anderen muss die Controller-Technik aufwendiger sein. Häufige Nutzung reduziert die Haltbarkeit, mehr Kontrolle schmälert die Geschwindigkeit. So kann man sich also merken: Die schnellsten und hochwertigsten SSD nutzen SLC. Das heißt aber nicht, dass man sich als privater Rechnernutzer vor den anderen Techniken hüten muss. Für den Hausgebrauch ist die Mehr-Bit-Speicherung sowohl schnell als auch sicher genug. Bei Servern und Unternehmensrechnern wird dagegen eher auf SLC gesetzt.

Hersteller tricksen aber auch noch anders: Hochleistungs-SSD bekommen beispielsweise einen schnellen Arbeitsspeicher, wie er auch ansonsten im Rechner zum Einsatz kommt, zusätzlich eingebaut. Dort werden Daten vorgehalten, die oft abgerufen werden. Einem Arbeitsspeicher macht das nichts aus.

Kontroll-Chip sorgt für die richtige Verteilung

Wieder anders gehen Hybrid-SSD mit gemischter Speichertechnik vor. So nutzt eine neue SSD von Enmotus, die Fuze-Drive-SSD, zwei Speichertechniken parallel. Ein kleinerer Bereich arbeitet mit schneller 1-Bit-Speicherung (SLC), der Rest mit günstiger MLC-Speicherung. Daten, die oft genutzt werden, kommen in den SLC-Bereich, alles andere in den langsameren Speicher. Die Optimierung bei der Auswahl der Daten übernimmt ein Kontroll-Chip mit künstlicher Intelligenz, der permanent die Art der Datennutzung im Blick behält und für die richtige Verteilung sorgt.

Wer sich eine der neuen Spielekonsolen von Sony oder Microsoft zulegen will, wird meist auch über eine ergänzende SSD zum verbauten Speicher nachdenken. Spiele für die Playstation 5 oder die Xbox Series X nehmen schließlich immer mehr an Speicherplatz ein. 50 Gigabyte sind Standard, 150 Gigabyte nicht die Ausnahme und 200 Gigabyte („Call of Duty: Modern Warfare“) aktueller Spitzenreiter. Da ist eine nominell ein Terabyte bietende interne SSD schnell ausgereizt. Da eine SSD-Erweiterung an die Software der Konsole angepasst sein muss, sind für die Gaming-Konsolen nur speziell konfigurierte SSD geeignet. Microsoft hat vor wenigen Tagen eine 1-TB-SSD für die Series S oder Series X zum stolzen Preis von 240 Euro vorgestellt. Die Spielergemeinde ist nicht amüsiert; der standardmäßige Einbau größerer SSD wäre angemessen – nicht nur bei Konsolen, auch bei Rechnern, bei denen immer noch ohne Not beim Speicherplatz gespart wird.

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