Wien Corona steckt den Ölpreis an

Prinz Abdelasis bin Salman al-Saud, Energieminister von Saudi-Arabien, kommt zur Konferenz der Organisation erdölexportierender
Prinz Abdelasis bin Salman al-Saud, Energieminister von Saudi-Arabien, kommt zur Konferenz der Organisation erdölexportierender Länder (Opec).

Das Ölkartell Opec will auf den massiven Preisverfall des Rohstoffs als Folge des Coronavirus mit einer deutlichen Kürzung der Förderung reagieren. Die Epidemie schlägt immer mehr auf die Wirtschaft durch. Messen werden reihenweise abgesagt.

Die zuständigen Minister der 14 Opec-Mitgliedsstaaten machten am Donnerstag in Wien deutlich, dass sie eine Kürzung um 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl pro Tag im zweiten Quartal anstreben. Eine Million Barrel pro Tag sollen dabei die Opec-Länder einsparen, die fehlenden 500.000 Barrel die zehn Kooperationspartner, darunter Russland. Ob die Partner zustimmen, ist noch ungewiss. Der Ball liegt nun vor allem bei Russland. Am Freitag wird in der großen „Opec+“-Runde weiter verhandelt.Die angestrebte Kürzung entspräche rund 1,5 Prozent der weltweiten Rohölproduktion und wäre ein deutliches Signal des „Opec+“-Verbundes, der bereits seit drei Jahren versucht, den Ölpreis mit Förderlimits zu stabilisieren. Erst Anfang Dezember 2019 hatten die 24 Länder eine Kürzung um 2,1 Millionen Barrel im Vergleich zu Oktober 2018 beschlossen. Vor allem die Verbreitung des neuartigen Coronavirus ließ in der Folge aber jegliche Wirkung verpuffen.

Trotz des neuen Limits und zusätzlicher Produktionsausfälle in Libyen ist Öl seit Januar deutlich billiger geworden: Zum Jahreswechsel lag der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent bei mehr als 65 Dollar, am Donnerstagmorgen stand er dagegen unter 52 Dollar. Auch die Ankündigung zur erneuten Förderkürzung am Donnerstag ließ den Preis zunächst nicht klettern. Eine Auswirkung der Opec-Beschlüsse etwa auf die zuletzt stark gesunkenen Benzinpreise lässt sich nur schwer vorhersagen.

Immer größere wirtschaftliche Folgen

Die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie werden generell immer schwerwiegender. Italien schwebt deswegen eine zeitweilige Aussetzung der europäischen Schuldenregeln vor, um mehr Mittel mobilisieren zu können. China will vor allem in den stark betroffenen Provinzen die lokalen Regierungen mit mehr Geld unterstützen. Auch Deutschland spürt die Folgen, vor allem die exportabhängige Industrie, der die längste Rezession seit der Wiedervereinigung droht. Der internationale Bankenverband erklärte, das weltweite Wachstum könnte 2020 auf bis zu 1 Prozent abrutschen – das wäre der schwächsten Wert seit der Weltwirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren. Weitere Großveranstaltungen wurden abgesagt, immer mehr Konzerne schließen Büros und lassen Mitarbeiter vorsorglich von zu Hause arbeiten.

In Deutschland werden die Prognosen immer düsterer. Der Industrieverband BDI schreibt das Jahr 2020 wegen der Epidemie ab. „Die Industriekonjunktur dürfte auch im laufenden Jahr in der Rezession verharren und sich zu der längsten seit der Wiedervereinigung ausweiten. Nicht Brexit, nicht Trump, sondern das Coronavirus und seine weltweite Verbreitung haben derzeit den größten negativen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland.“ Die Industrie schrumpfte schon vor dem Virus-Ausbruch sechs Quartale in Folge.

Maschinenbauer leiden

Die deutschen Maschinenbauer rechnen in Folge der Epidemie mit Einbußen bei den Aufträgen und Einschränkungen bei den Lieferketten. Die Auswirkungen würden sich in den kommenden Monaten deutlich in den Orderzahlen widerspiegeln, sagte der Chefvolkswirt des Branchenverbandes VDMA, Ralph Wiechers.

Wegen der Ansteckungsgefahr stehen Reiseanbieter, Hotelbetreiber und Airlines unter Druck. Der angeschlagene britische Regionalflieger Flybe erklärte, er habe den durch die Epidemie verursachten Einbruch der Nachfrage nicht länger verkraften können. „Alle Flüge bleiben am Boden, und das Geschäft ist mit sofortiger Wirkung eingestellt.“ Nach der Absage oder Verschiebung zahlreicher Ausstellungen wurde jetzt auch die Stuttgarter Bildungsmesse Didacta verschoben.

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