Wirtschaft Chinas Autoindustrie: Auf dem Weg zum Vorzeige-Stromer

Ein Luxusfahrzeug der chinesischen Marke Venucia sorgt auf der Automesse in Peking für Aufsehen.
Ein Luxusfahrzeug der chinesischen Marke Venucia sorgt auf der Automesse in Peking für Aufsehen.

Automarkt-Experte Dudenhöffer: Chinesen sind auf dem Weg zur Führerschaft in der Fahrzeug-Industrie

Der größte Autoabsatzmarkt der Welt ist China bereits. Die meisten Fahrzeuge werden ebenfalls in der Volksrepublik hergestellt. Nur mit der Technologie haperte es bei chinesischen Autoherstellern bislang. Dominiert haben die deutschen Autobauer. Doch das könnte sich nun rasch ändern. „China ist dabei, die Industrieführerschaft in der Autoindustrie anzustreben“, meint der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. Die chinesischen Autobauer hätten sich längst zu „veritablen Wettbewerbern im weltweiten Automarkt entwickelt“. Noch vor zehn Jahren seien die Chinesen mit ihren „Reis-Schüsseln“ belächelt worden – „billig, kopiert, lausige Qualität, katastrophale Crash-Tests und abgekupfertes Design“. Doch dieses Bild habe sich dramatisch gewandelt, so Dudenhöffer, der Professor an der Universität Duisburg-Essen ist und pfälzische Wurzeln hat. Dass China Maßstäbe für das Auto von morgen setzt, wird sich auch auf der „Auto China“ bemerkbar machen, die gestern zunächst für Journalisten eröffnet wurde. Fürs Publikum ist die Beijing Motor Show, so der offizielle Name, von 29. April bis 4. Mai geöffnet. Sie ist nach Angaben Dudenhöffers die inzwischen größte und wichtigste Automesse der Welt. Bei der IAA 2017 in Frankfurt seien bereits „deutliche Lücken bei den Automarken wahrzunehmen“ gewesen. Auch die Autoshow in Detroit/USA verliere an Bedeutung. Die Automesse in Peking hingegen trumpfe auf. Sie wird im Zwei-Jahres-Rhythmus im Wechsel mit Schanghai veranstaltet. VW, BMW und Daimler – sie alle verzeichnen vor allem mit SUVs Verkaufsrekorde. In diesem Segment können die chinesischen Autobauer nicht mithalten. Doch die Zukunft liegt in der E-Mobilität. Kein Land investiert derzeit so massiv in die Entwicklung und die Ausweitung der Batterietechnologie wie die Volksrepublik. Sie ist der Schlüssel zur Elektromobilität. „Die bedeutsamen und weltweit größten Produktionskapazitäten für Batteriezellen entstehen in China“, sagt Dudenhöffer. Marken wie Airways, Byton oder WEY können mit Tesla oder Toyota mithalten. Damit diese Innovationen aber nicht nur reine Ausstellungsstücke bleiben, macht die chinesische Führung Dampf. Sie hat verfügt, das ab 2019 jedes zehnte produzierte Auto ein E-Fahrzeug sein muss. Schon jetzt boomt der Verkauf. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurden in China 74.667 Elektro- oder Hybridautos verkauft. Das entspricht einem Zuwachs von 200 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die deutschen Hersteller haben den Trend zwar erkannt. Volkswagen will in Peking in diesen Tagen mit der elektrischen Version des Tiguan GTE punkten. Zudem wird der Wolfsburger Konzern seine neue Elektroflotte I.D. vorstellen. Sie soll in knapp zwei Jahren in China vom Band laufen. Und BMW feiert in Peking die Weltpremiere des iX3, eines vollelektrischen SUV-Geländewagens, der 2020 auf den Markt kommen soll. Mercedes-Benz wiederum bewirbt an seinem Messestand sein Elektroauto EQA. Doch die Deutschen hinken bisher hinterher. „Wir müssen schneller werden“, gibt Herbert Diess zu, der in Peking seinen ersten Auftritt als VW-Vorstandschef hat. Um mit VW bei Elektrofahrzeugen schneller auf dem Markt vertreten zu sein, wird der Elektro-SUV der Submarke „Sol“ vorgestellt – dabei handelt es sich allerdings um eine Kooperation mit dem chinesischen Partner JAC.

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