Fragen und Antworten China will keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr finanzieren

Kohlekraftwerk im chinesischen Shuozhou.
Kohlekraftwerk im chinesischen Shuozhou.

:Die Ankündigung des chinesischen Staatschefs Xi Jinping lässt keinen Spielraum für Interpretationen: China werde keine neuen Kohlekraftwerke im Ausland mehr bauen. Die Entscheidung ist von großer klimapolitischer Tragweite.

Was hat China versprochen?
Xi kündigte an, dass China keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr finanzieren werde. Unklar blieb aber der Zeitplan dafür. Xi: „China wird seine Unterstützung für andere Entwicklungsländer bei der Entwicklung von grünen Energien und Energien mit einem geringen CO2-Ausstoß verstärken und keine neuen Kohlekraftwerke im Ausland bauen“, sagte der Staatschef unlängst vor der UN-Vollversammlung in New York.

Was bedeutet das für den Kampf gegen die Klimakrise?
Sowohl Japan als auch Südkorea – die beiden anderen großen staatlichen Finanziers von Kohleprojekten – haben bereits angekündigt, ihre Unterstützung für den Bau von Kohlemeilern im Ausland bis zum Ende dieses Jahres zu beenden. „China stand alleine an dieser Front“, sagt der Klimaanalyst von Greenpeace China, Li Shuo. Die Hoffnung sei nun, dass auch private Investoren nachfolgen.

Global gesehen ist Chinas Kohle-Fußabdruck im Ausland allerdings relativ klein: 13 Prozent der Mittel für Kohlekraftwerke weltweit kamen von 2013 bis Mitte 2019 aus China, wie das Global Development Policy Center der Boston University herausarbeitete. Das bedeutet, dass 87 Prozent der Gelder für Kohlekraftwerke in Entwicklungsländern von anderen Geldgebern stammen.

Wer finanziert die Kohlekraftwerke dieser Welt?
Private Banken und institutionelle Investoren aus Japan, den USA und Großbritannien finanzieren einen Großteil der Kohlekraftwerke in Entwicklungsländern. Vor allem japanische Geschäftsbanken waren mit 76 Milliarden Dollar (65,5 Mrd Euro) wichtige Geldgeber dafür. Sie finanzierten fast ein Viertel aller Kohlekraftwerke in Entwicklungsländern.

Aus den USA stammen weitere 68 Milliarden Dollar, hauptsächlich von privaten Geldgebern, die somit 21 Prozent der Kohlekraftwerke finanzieren. Aus Großbritannien stammen 7 Prozent der Finanzierungskredite. Staatliche Banken aus China investierten zwischen 2014 und 2019 mehr als 50 Milliarden Dollar in Kohleprojekte im Ausland.

Wird sich China an seine Zusagen halten?
Mit seiner Zusage reagiert China auch auf Kritik, dass seine Kohleprojekte im Ausland den globalen Klimazielen zuwiderlaufen. Das Land hat nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums seit Beginn des Jahres keine neuen Kohleprojekte mehr finanziert, auch nicht im Rahmen des Infrastrukturprojekts Neue Seidenstraße.

Allerdings ist weiterhin unklar, ob sich private chinesische Investoren ebenfalls aus Kohleprojekten zurückziehen werden, oder ob die Zusage nur für staatliches Geld gilt. Offen ist auch, inwiefern Projekte betroffen sind, die sich derzeit in der Planungs- oder Bauphase befinden.

Wird China auch im eigenen Land auf Kohleverstromung verzichten?
Die chinesische Regierung hat angekündigt, noch vor 2030 die CO2-Emissionen zu reduzieren. Bis 2060 soll das Land CO2-neutral sein. Doch China, das bevölkerungsreichste Land der Erde und der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen, investiert auch weiterhin massiv in die Kohlekraft. 2020 wurden Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 38,4 Gigawatt ans Netz genommen. Laut einem Bericht der Expertengruppe Carbon Tracker plant das Land zudem 368 neue Kraftwerke mit einer Kapazität von 187 Gigawatt.

Nach 2026 will die chinesische Regierung die Kohleverstromung im eigenen Land zurückfahren. „Aber es gibt keine Obergrenze, wie viel Treibhausgase China ausstoßen kann, bis es beginnt, die CO2-Emissionen zu reduzieren“, erläutert Yuan Jiahai von der North China Electric Power University in Peking. „Das bedeutet, dass es bis dahin so viel Treibhausgase ausstoßen kann, wie es will.“

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