Wirtschaft Bilfinger fordert von Ex-Managern Millionen

«Mannheim». Der Mannheimer Industriedienstleister Bilfinger SE fordert von zwölf ehemaligen Vorständen einen dreistelligen Millionenbetrag, wie gestern bekannt wurde. Der Grund: Sie hätten keine ausreichenden Anti-Korruptionsregeln aufgestellt.

Zwar sei das Thema Korruption während ihrer Amtszeit noch nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit gewesen wie heute, sagte der Berater des Konzerns, der frühere FBI-Direktor Luis Freeh, in Mannheim. „Doch schon zu dieser Zeit hat es einen Verhaltenskodex gegeben, nach dem die Zahlung von Schmiergeldern an Regierungsmitglieder verboten war.“ In die geforderte Summe fließen Kosten ein, die das Unternehmen zusätzlich zu vorhandenen, aber ungenügenden Compliance-Systemen zahlen musste. Diese Systeme sollen die Einhaltung von Regeln gegen Korruption und Bestechung sicherstellen. Die Vorwürfe betreffen auch den Ex-Ministerpräsidenten von Hessen, Roland Koch (CDU). Koch, der Bilfinger von 2011 bis 2014 leitete, hatte die Vorwürfe schon früher als substanzlos zurückgewiesen. Der Konflikt um angebliche Pflichtverletzungen zwischen 2006 und 2015 vor allem in Afrika und Asien beschäftigt bisher keine Gerichte. Das auf den Bau, die Wartung und Reparatur von Anlagen der Prozessindustrie spezialisierte Unternehmen und die Ex-Vorstände verhandeln laut Freeh noch. Inzwischen habe das Unternehmen mit rund 36.000 Mitarbeitern beim Thema Compliance den Stand vergleichbarer Wettbewerber erreicht, sagte Freeh, der seit drei Jahren als Compliance-Berater für Bilfinger arbeitet. Das US-Justizministerium hatte wegen einer Schmiergeldaffäre in Nigeria im Jahr 2003 ein Verfahren gegen Bilfinger und ein US-Unternehmen eingeleitet. Bilfinger zahlte Ende 2013 in den USA 32 Millionen Dollar (27,5 Mio Euro) und verpflichtete sich, ein funktionierendes Compliance-System aufzubauen, das von einem Monitor überprüft wird, dem Rechtsanwalt und Anti-Korruptionsexperten Mark Livschitz. Er nahm 2013 seine Arbeit auf. Damit wurde die Strafverfolgung ausgesetzt. 2015 zeigte er sich unzufrieden mit dem Stand des Verhaltenskodexes und plädierte für eine verlängerte Beobachtung. Daraufhin stellte Bilfinger Freeh ein. Seit damals hat das Unternehmen 100 Millionen Euro für die Sicherstellung der Regeltreue ausgegeben. „Der Vorstand nimmt das Thema sehr ernst, und ich glaube, dass das Unternehmen Ende dieses Jahres grünes Licht des Monitors für gutes Compliance erhält“, sagte Freeh. Das letzte Wort habe dabei das US-Justizministerium. Zur Kündigung einer internen Chefermittlerin durch das Unternehmen, über die das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet hatte, wollte sich der 68-Jährige nicht äußern. Der Vorgang werde in einem Arbeitsgerichtsprozess aufgearbeitet.

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