Meinung Bahn-Elektrifizierung: Fake News vom Verkehrsminister

Will etwas für den Schienenverkehr tun, ist dabei aber nicht in allen Details sattelfest: Bundesverkehrsminister Volker Wissing.
Will etwas für den Schienenverkehr tun, ist dabei aber nicht in allen Details sattelfest: Bundesverkehrsminister Volker Wissing.

Bundesverkehrsminister Wissing kündigt im Zusammenhang mit der Riedbahn-Sanierung die Elektrifizierung von „Nebenstrecken“ an. Das wäre zwar schön, stimmt aber leider nicht.

Als Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) Anfang Februar während eines Besuchs bei SAP in Walldorf von einem Journalisten auf die Probleme im deutschen Schienennetz angesprochen wurde, erklärte er zutreffend, warum die für 2024 angekündigte Generalsanierung der Riedbahn so hohe Priorität hat. Er betonte auch, bevor die Bauarbeiten dort beginnen könnten, seien Vorbereitungen andernorts nötig. Derzeit würden deshalb „Nebenstrecken elektrifiziert und ertüchtigt, damit sie Umleiterverkehr aufnehmen können“.

Richtig daran ist, dass eine solche Elektrifizierung potenzieller Umleitungsstrecken hochgradig sinnvoll wäre. Falsch ist leider, dass dies tatsächlich geschieht – etwa bei der dafür vor allem in Frage kommenden Alsenzbahn. Das ist nicht Wissing anzulasten, weil ein solches Projekt einen langen Vorlauf hat und er erst seit gut einem Jahr im Amt ist. Sehr sattelfest in der Materie wirkt der Bundesverkehrsminister mit derartigen Äußerungen allerdings nicht.

Wissings Falschaussage verdeutlich den Kontrast zwischen dem, was eigentlich nötig wäre, und der tristen Realität. Es gab zwar mehrfach Anläufe für eine Elektrifizierung der früher schon einmal für den Nord-Süd-Verkehr sehr bedeutenden Alsenzbahn, ernsthaft in Angriff genommen wurde sie aber nie. Deshalb muss jetzt, wo die Strecke dringend gebraucht wird, eine Verlegenheitslösung mit Dieselloks improvisiert werden. Dieser Fall sollte Anlass sein, bei der Bahn-Elektrifizierung das in den vergangenen Jahrzehnten Versäumte endlich anzupacken. Vielleicht trägt der Fauxpas des Ministers dazu bei, diesem Thema im Bundesverkehrsministerium endlich die gebührende Beachtung zu verschaffen.

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