Geldanlage Aufatmen oder Atempause an den Börsen?

Der Griff zu Gold gilt als sichere Geldanlage. Der Preis kann aber stark schwanken.
Der Griff zu Gold gilt als sichere Geldanlage. Der Preis kann aber stark schwanken.

Der Angriff Russlands am Donnerstagmorgen auf die Ukraine hat die internationalen Aktienmärkte unter Druck gesetzt. Doch am Freitag haben sie sich schon wieder erstaunlich erholt. Verbraucher, Sparer und Anleger fragen sich dennoch besorgt: „Was wird aus meinem Geld?“

Welche Folgen haben steigende Rohstoffpreise für Verbraucher?
Die Inflation in Deutschland und im Euro-Raum wird bereits seit geraumer Zeit von deutlich gestiegenen Energiepreisen in der Folge der weltweiten Konjunkturerholung angeheizt. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine stiegen die Rohstoffpreise weiter: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseeölsorte Brent kostete am Donnerstag erstmals seit 2014 wieder mehr als 100 Dollar. Auch andere Rohstoffe wie Weizen verteuerten sich auf dem Weltmarkt. Steigende Rohstoffpreise landen in der Regel beim Verbraucher, weil Produzenten höhere Einkaufspreise ganz oder teilweise weitergeben.

„Die Inflationsrate wird wohl zumindest kurzfristig noch weiter ansteigen, vor allem über eine weiter steigende Energierechnung für die Verbraucher“, sagte DZ-Bank-Chefvolkswirt Michael Holstein. „Das schwächt deren Kaufkraft und erhöht die Kosten auch für die Unternehmen.“

Als Reaktion auf gestiegene Energiepreise hat die Regierungskoalition ein Entlastungspaket beschlossen. Ab Juli entfällt die Ökostrom-Umlage. Für Pendler ist ab dem 21. Kilometer eine um 3 Cent höhere Pauschale von 38 Cent rückwirkend zum Jahresbeginn vorgesehen. Ob die Maßnahmen ausreichen, ist umstritten. Steigende Verbraucherpreise treffen einkommensschwächere Haushalte besonders hart.

Was bedeutet die Inflationsentwicklung für Sparguthaben?
Für Sparer sind steigende Teuerungsraten bitter. Nach Berechnungen der zur Commerzbank gehörenden Comdirect verloren Sparer in Deutschland im vergangenen Jahr 80 Milliarden Euro wegen niedrig verzinster Einlagen. Im vierten Quartal 2021 lag der Realzins – also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate – bei minus 4,93 Prozent. Auf der Suche nach besser verzinsten Alternativen sollten sich Anleger allerdings nicht von außergewöhnlich hohen Gewinnversprechen blenden lassen. Oft stecke Betrug dahinter, warnt die Finanzaufsicht Bafin. Investments in Kryptowerte wie Bitcoin, Ether und Co. seien hoch spekulativ und ebenso riskant. Es drohe möglicherweise der Totalverlust des eingesetzten Geldes, warnt die Bafin.

Wie wird die Europäische Zentralbank (EZB) reagieren?
Andere große Notenbanken wie die US-Fed und die Bank of England haben nach Jahren des Flutens der Märkte mit billigem Zentralbankgeld umgesteuert. Seit der Sitzung des EZB-Rates Anfang Februar herrscht auch unter Europas Währungshütern Einigkeit, dass man die hartnäckig hohe Inflation nicht aussitzen kann. Mit einer Anhebung der Zinsen könnte die EZB gegensteuern.

Allerdings haben sich Europas Währungshüter darauf festgelegt, vor einem Zinsschritt zunächst die milliardenschweren Anleihenkäufe einzustellen. Volkswirte erwarten, dass der EZB-Rat bei seiner nächsten geldpolitischen Sitzung am 10. März eine Entscheidung in Richtung Ausstieg aus dem ultralockeren Kurs treffen wird. Große Schritte sollten aber nicht erwartet werden – erst Recht nicht jetzt, wo die Zuspitzung des Konflikts um die Ukraine als weitere Belastung für die von der Pandemie gebremste Wirtschaft hinzukommt.

Wie haben sich bisher Krisen auf Börsen ausgewirkt?
Die Aktienmärkte rund um den Globus gingen nach dem Angriff auf die Ukraine auf Talfahrt. „Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Es herrscht Krieg in Europa“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Eine oft zitierte Börsenweisheit lautet allerdings: „Politische Börsen haben kurze Beine“. Will sagen: Die Politik vermag es nicht, die Kapitalmärkte dauerhaft in die eine oder andere Richtung zu lenken. Allerdings kletterte der Deutsche Aktienindex (Dax) am Freitag zeitweise wieder um über 3 Prozent.

„Politische Krisen wirken sich in aller Regel belastend auf die Börsen aus. Wie stark und wie lange, hängt vom Verlauf der jeweiligen Krise ab“, sagt die Chefin des Deutschen Aktieninstituts, Christine Bortenlänger. Das Aktieninstitut weist immer wieder auf historische Daten hin, wonach sich langer Atem beim Investment in Aktien in der Regel auszahle.

Wie sicher ist Gold in Krisenzeiten?
Das Edelmetall gilt vielen Anlegern als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten. Es verliert trotz Preisschwankungen seinen Wert nie ganz. Der Nachteil: Für Gold gibt es weder Zinsen noch Dividenden. Die Rendite lässt sich letztlich nur aus einem steigenden Goldpreis erzielen.dpa

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