Wirtschaft Maikammer: Weingut August Ziegler an Spitze der Pfälzer Top 100

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Auf der Erfolgswelle: Harald (links) und Uwe Ziegler.

Erfolg auf ganzer Linie. Nur so lassen sich all die Auszeichnungen bewerten, mit denen etwa die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft das Weingut August Ziegler seit 2008 jährlich an die Spitze der Top 100 im Land rückt. 20 Jahre in Folge Staatsehrenpreise, wer kann da in der Pfalz mithalten?

Den Brüdern Uwe und Harald Ziegler, die in achter Generation das inzwischen über 300 Jahre alte Weingut leiten, scheint es besonders gut zu gelingen, die Traditionsfahne hochzuhalten, gleichwohl vor Veränderungen am Markt nicht die Augen zu verschließen, vielmehr modernen Weinbau als eine Chance zu begreifen. Ihr Alleinstellungsmerkmal: 15 verschiedene Cuvées stehen auf der Weinliste, dokumentieren die Experimentierfreudigkeit von Uwe Ziegler. Seit 20 Jahren zeichnet er für die Kellerwirtschaft verantwortlich. Bruder Harald, mit 58 Jahren vier Jahre älter, ist zwar auch Winzer, dazu aber Betriebswirt. Er kümmert sich um Vertrieb und Vermarktung. 1997 hat Herwarth Ziegler seinen beiden Söhnen die Verantwortung übertragen. Was aber nicht bedeutet, dass sich der Senior zurückgezogen hat. Mit seinen 87 Jahren streift er sich nach wie vor jeden Tag seinen Arbeitskittel über, etikettiert die Flaschen, kümmert sich um die Kommissionierung. „Es tut gut, ihn um uns zu haben“, sagt Harald Ziegler.

Zum fünften Mal „Winzer des Jahres“

Der Betrieb, in diesem Jahr auch zum fünften Mal mit dem Titel „Winzer des Jahres“ bedacht, bewirtschaftet 22 Hektar Rebfläche in besten Lagen: Gimmeldinger Biengarten und Mandelgarten, Maikammerer Heiligenberg und Kirchenstück, Alsterweiler Kapellenberg. Alleine in Gimmeldingen musste wegen des trockenen Sommers „massiv bewässert“ werden, erläutert Uwe Ziegler. Zwei Drittel der Jahresernte sind weiße Trauben. Der Riesling wird ebenso gepflegt wie die Burgunder-Weinsorten. Ein knappes Fünftel der Jahresernte umfasst die noch oft als Exoten geltenden Früchte, etwa des Cabernet Cubin. Schon sehr früh, 1995, pflanzten die Zieglers ihre ersten Cabernet-Franc-Rebstöcke, warfen nur wenig später auf den Shiraz ein Auge und können sich heute ohne ihren Merlot die Palette der Roten gar nicht vorstellen. Dennoch hat im Weingut im alten Ortskern der Ausbau im Barriquefass seinen Nischencharakter behalten. Dafür darf schon mal ein Chardonnay in dem kleinen Holzfass reifen. Das ist aber nur eine bescheidene Menge angesichts der 180.000 Flaschen, die in der Regel pro Jahr gefüllt werden.

1,2 Millionen Euro Jahresumsatz

Gemeinsam mit zwei festen Mitarbeitern kümmert sich Uwe Ziegler um die Weinberge. Die lange Tradition der Zieglers im Weinbau habe immer auf der Kenntnis der Böden beruht, sagt er. Wo welcher Rebstock steht, welche Geschichte er hat und wie man ihm helfen kann zu gedeihen, das sieht er als Basis seiner Arbeit für den Genuss. Frisch und fruchtig, gerne mit feinem Schmelz, da und dort auch mal mit gefälligen Tanninen. Und das gilt für den Liter-Riesling ebenso wie für die Topgewächse. „Im Keller merkt man dann ganz schnell, was man draußen geschafft hat“, beschreiben die Brüder ihre Gangart, die Bioanbau, wie ihn viele Kollegen praktizieren, nicht vorsieht. „Wir wollen aus dem Vollen schöpfen“, so der Weinmacher. Auch halten die beiden Brüder mit großer Überzeugung an der alten Klassifikation ihrer Weine fest: Kabinett, Spätlese und die übrigen Qualitätsstufen. „Das ist für uns auch eine Frage der Ehrlichkeit“, konstatiert Harald Ziegler. Mit der VDP-Strategie hat er nichts am Hut. Den Weinen lässt der Kellermeister ihre Zeit. Und nicht nur seinen Roten, von denen der Jahrgang 2016 erst jetzt auf den Markt kommt. Der durchschnittliche Hektarertrag pendele sich bei etwa 7000 Litern ein. Die Hälfte des Jahresumsatzes von rund 1,2 Millionen Euro geht auf die Sparte Endverbraucher, wobei 30 Prozent direkt ab Hof vermarktet werden. Deshalb sind auch zwei festangestellte Büromitarbeiter mit im Einsatz.

Voller Zuversicht

Die Saisonkräfte tauschen die Zieglers seit einigen Jahren mit anderen Weingütern aus. „Da haben wir nur gute Erfahrungen gemacht“, betont der Weinmacher. Ein fester Posten ist auch die Gastronomie, die fast 30 Prozent des Umsatzes einbringt. Gut im Geschäft ist das Traditionshaus darüber hinaus bei Firmen, die auf Ziegler-Weine setzen. Der magere Rest gilt dem Export. Voller Zuversicht blicken die beiden Brüder nach vorn. Zwar gehen ihre Töchter noch zur Schule, doch absolvieren Haralds Söhne Frederic und Lucas bereits ihre Winzerausbildung, sind schon im Betrieb eingebunden. Das gibt Hoffnung, dass der Weinbau im Hause Ziegler auch in einem immer sensibler werdenden Markt die bestimmende Größe sein wird. Freilich nur dann, sind sich die beiden Chefs einig, wenn auch in Zukunft Qualitätssicherung vor Expansion geht, wenn es gelingt, die Kunden dauerhaft an das Unternehmen zu binden. „Wir wollen auf keinen Fall austauschbar werden“, lautet das Ziel. Preisbeispiel Das Cuvée Augustus, Jahrgang 2016, kostet 11,50 Euro.

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