Rheinpfalz Ludwigshafen: Stadt will Mehrwegsystem für Coffee to Go

Sollen aus dem Stadtbild verschwinden: achtlos weggeworfene Pappbecher.
Sollen aus dem Stadtbild verschwinden: achtlos weggeworfene Pappbecher.

Die Stadt Ludwigshafen möchte ein Mehrwegsystem für Coffee to Go unterstützen. Möglichst viele Unternehmen und Geschäfte sollen daran teilnehmen – das sagt Ellen Schlomka vom Klimaschutzbüro. Auf RHEINPFALZ-Anfrage signalisieren einige Bäckereien bereits Interesse. Im Frühjahr soll es einen Runden Tisch geben – wohl auch mit Vertretern der Nachbarstädte.

2,8 Milliarden Einwegbecher werden in Deutschland pro Jahr für Heißgetränke verbraucht. Das schätzt die Deutsche Umwelthilfe. Das sind etwa 320.000 Becher pro Stunde. Dadurch entstünden jedes Jahr etwa 40.000 Tonnen Müll. Auch in Ludwigshafen und im Rhein-Pfalz-Kreis sieht man die Pappbecher zertreten auf Fußwegen liegen, plattgedrückt auf Grünstreifen und – im besten Falle – neben vielen anderen in Mülleimern. Das Klimaschutzbüro Ludwigshafen möchte das Problem verringern und hat im Umweltausschuss Mitte Oktober angekündigt, in der Stadt ein Mehrwegbechersystem etablieren zu wollen. Funktionieren kann das nur – so sagte es auch Klimaschutzkoordinatorin Ellen Schlomka in der Sitzung –, wenn möglichst viele Cafés, Bäckereien, Tankstellen und Kioske dabei sind.

Kunden müssen mitmachen

„Wir machen mit, das ist klar“, sagt Peter Görtz. Er ist Geschäftsführer der Bäcker Görtz GmbH, die mittlerweile knapp 160 Bäckerei-Filialen in der gesamten Region betreibt. In Städten, in denen es bereits ein Mehrwegsystem gebe, ist Görtz bereits dabei – etwa in Neustadt und Mannheim. In allen Filialen würden die Mitarbeiter aber bereits jetzt mitgebrachte Becher der Kunden befüllen – außerdem biete das Unternehmen auch einen eigenen Mehrwegbecher zum Verkauf an. Peter Görtz gibt aber zu bedenken: Das System funktioniere nur, wenn die Kunden dauerhaft mitmachen. Viele würden die Becher kaufen und „nur in den seltensten Fällen ein zweites Mal befüllen lassen“. Dadurch werde eher Abfall produziert als vermieden. Diesem Argument stimmt Schlomka im Grundsatz zu. „Wir müssen die Bürger mit ins Boot holen“, sagt sie. „Der Becher muss oft benutzt werden, damit es sich rentiert.“ Werde das Trinkgefäß regelmäßig zu Hause vergessen, sei die Idee hinfällig. Neben Görtz wollten wir noch mit weiteren Ludwigshafener Bäckerei-Ketten über das Thema sprechen – dort war jedoch auch auf mehrmalige Anfrage kein Ansprechpartner für die RHEINPFALZ zu erreichen. Dafür nimmt Ulf Lanzet den Telefonhörer ab. Die Bäckerei Lanzet sitzt in der Friesenheimer Benzstraße und hat daneben noch eine Filiale in der Kreuzstraße im selben Stadtteil. „Auch wir werden uns wahrscheinlich diesem System anschließen“, sagt der Chef. Schließlich kämen auch zu ihm immer mehr Kunden, die ihren eigenen Becher mitbringen. Coffee to Go werde viel verkauft. Als die Idee vor etwa 15 Jahren aufkam, habe er sich das nicht vorstellen können, fand es „komisch“, dass Leute ihren Kaffee unterwegs trinken. Inzwischen verkauft er rund 50 Becher mit Heißgetränken pro Tag. „Und da kommt jeweils noch ein Plastikdeckel oben drauf“, betont er.

Stadt als Moderator

Die Stadt Ludwigshafen möchte nicht selbst als Betreiber des Systems auftreten. Stattdessen sieht sie sich als Moderator und Berater. Außerdem bietet sie laut Schlomka an, die Einführung eines Systems mit Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten. Doch letztlich ist es Sache der einzelnen Bäckerei, des einzelnen Cafés, ein Unternehmen für ein solches System zu beauftragen, sagt Schlomka und betont: Sinnvoll wäre, dass sich alle Beteiligten auf ein einheitliches System einigen. Nur dann können Kunden ihre Becher an einer Stelle befüllen lassen und an anderer wieder abgeben. Das erst mache die Sache richtig attraktiv. Und: „Wir bemühen uns, die umliegenden Städte miteinzubeziehen.“ Diese Aussage wird Elias Weinacht freuen. Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Kreistagsfraktion reagierte auf die Ankündigung der Stadt Ludwigshafen mit einem Plädoyer dafür, auch den Rhein-Pfalz-Kreis in ein System einzubinden. Viele Bäckereien hätten Filialen in den umliegenden Städten und im Kreis. Zahlreiche Menschen arbeiteten in den Städten, wohnten aber im Kreis. „Wir sind eigentlich eine gemeinsame Region. An dem Ziel Mehrwegbechersystem sollten wir also auch gemeinsam arbeiten“, sagt Weinacht.

Runder Tisch im Frühjahr

Wie geht es weiter? „Wir sind mit dem Klimamanagement anderer Kommunen in Kontakt“, sagt Schlomka. Im Frühjahr soll es einen Runden Tisch geben. Dazu werden nicht nur Vertreter der Kommunen, sondern auch der Unternehmen eingeladen. Dabei sollen sie über bestehende System-Alternativen informiert werden. „Man muss nicht immer das Rad neu erfinden“, sagt Schlomka. Solche Alternativen werden auch in einer Studie geprüft, die das Umweltbundesamt beauftragt hat. Die Ergebnisse, die wohl Ende November erscheinen, werde man sich genau ansehen. Das Thema sei wichtig – vor allem, um den Müll in der Stadt zu verringern.

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