Wirtschaft Auto-Test Lada Vesta SW Cross: Wie ein Russe das Herz im Sturm erobert

Potzblitz! Da nimmt man einen Lada mit nicht gerade überschäumenden Erwartungen in Empfang und kann nach der Testphase überzeugt sagen: Der Vesta Kombi im leichten Abenteuerdress hat das Herz im Sturm erobert. Wie meist bei allen Liebesgeschichten, so hat auch der rustikale Russe ein paar Schönheitsfehler.

Das Überraschungsmoment ist auf der Seite des Wagens mit dem Segelschiff im Markenzeichen. Denn entgegen verstaubter Vorurteile ist die Karosserie gefällig und modern gezeichnet – nicht nur an Bug und Heck fällt manche zackige Linie auf. Auch an den Flanken gibt es schicke Sicken. Die rundum ausgeführte Kunststoffummantelung sowie die Unterfahrschutzbleche vorn und hinten lassen den leicht erhöhten Kombi in Cross-Ausführung reizvoll dastehen.

Was er kann

Ob als Limousine oder Kombi gibt es den Vesta einzig mit dem 102 PS/75 kW starken 1,6-Liter-Benziner. Damit ist er für alltägliche Strecken gut motorisiert. Selbst bei gespitzten Ohren überzeugte der laufruhige Motor in jeder Situation. Das fünfstufige, automatisierte Schaltgetriebe (AMT) hat bei uns allerdings neben Nickbewegungen auch zu Stirnrunzeln geführt. Klar, es ist angenehm, sich ohne lästiges Kuppeln durchs Verkehrsgetümmel zu schlängeln und nur den Gas- und Bremsfuß zu bewegen. Aber selbst mit einem beherzten Kick-down war die automatische Schaltung nur zeitlich sehr verzögert bereit, aus den Puschen zu kommen. Immerhin: Mittels manueller Schaltgasse gelang es ein wenig flinker.

Eine kleine Liebeserklärung nötigt uns das gut ausgelegte Fahrwerk ab. Respekt, wie die zahlreichen Unebenheiten entlang der Straßen weggesteckt wurden! Mit einer Bodenfreiheit von 20 Zentimetern kann der Cross-Vesta überdies auch Hindernisse im Gelände überwinden.

Wie’s innen zugeht

Die Gestaltung und Verarbeitung ist für diese Fahrzeugklasse tadellos. In der höchsten Ausstattung namens Luxus sind Annehmlichkeiten wie Rückfahrkamera, Navigations- und Multimediasystem samt berührungsempfindlichem Sieben-Zoll-Bildschirm an Bord. Selbst in der Basisversion gibt es unter anderem elektrische Fensterheber, Klimaautomatik, gekühltes Handschuhfach, Berganfahrhilfe, Reifendruckkontrollsystem, Parksensoren hinten und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen. Der Sitzkomfort geht in Ordnung, im Fond herrscht genug Bein- und Kopffreiheit, der Kofferraum fasst durchschnittliche 480 Liter. Praktisch: ein doppelter Ladeboden für Krimskrams.

Was er kostet und verbraucht

In der Standard-Ausführung kostet der Lada Vesta SW ab 13.490 Euro, als Cross geht’s ab 16.590 Euro los. Unsere Luxus-Version samt AMT steht ab 18.890 Euro in der Preisliste. Gewiss: kein Pappenstiel – aber mit mindestens dreijähriger Garantie. Wer also eine Alternative zu einem vergleichbaren Gebrauchten anderer Hersteller in Betracht zieht, könnte durchaus zum Russen greifen. Der Normverbrauch beträgt 6,8 Liter Super pro 100 Kilometer (CO2: 156 g/km). Wir notierten den Testverbrauch mit nur 0,2 Litern über der Norm.

Aus unserem Testtagebuch

Manchmal verläuft die Grenze zwischen nervigen und amüsanten Gegebenheiten etwas unscharf. Letzteres traf für uns beim Vesta-Navi zu: Es startet grundsätzlich mit kyrillischen Buchstaben. Wir haben darüber stets gelächelt und mit einem Fingerdruck aufs gewohnte lateinische Alphabet umgeschaltet.

Plus und Minus

Modernes Design, laufruhiger Vierzylinder-Benziner, gut abgestimmtes Fahrwerk, günstiger Preis. – Schwerfälliges automatisiertes Getriebe, nur eine Motorisierung.

Autogramm

Lada Vesta SW Cross Luxus AMT,

Typ: Kombi; Preis: 18.890 Euro; Länge: 4,42 Meter; Breite: 1,79 Meter; Höhe: 1,54 Meter; Radstand: 2,64 Meter; Leergewicht: 1350 kg; Zuladung: 380 kg; Tankinhalt: 55 Liter; Kofferraum: 480 Liter; Sitze: 4+1; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1596 ccm; Leistung: 102 PS/75 kW bei 5800 U/min; max. Drehmoment: 148 Nm bei 4200 U/min; Getriebe: Automatisierte Fünfgangschaltung; Spitze: 180 km/h; 0 auf 100 km/h: 14,4 Sekunden; Normverbrauch: 6,8 Liter Super, CO2: 156 g/km, Abgasnorm: Euro 6d-Temp; Testverbrauch: 7,0 Liter.

Kein Billigheimer-Eindruck.
Kein Billigheimer-Eindruck.
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