Rheinpfalz Zwischen Gefahr und Glück

Seit vielen Jahren für den Schutz von Frauen und Kindern aktiv: Silvia Bürger.
Seit vielen Jahren für den Schutz von Frauen und Kindern aktiv: Silvia Bürger.

«Speyer.» Diplom-Pädagogin Silvia Bürger ist seit 25 Jahren im Frauenhaus Speyer tätig. Sie hilft Frauen und deren Kindern, wenn diese Gewalt ausgesetzt sind und Schutz benötigen. Vor acht Jahren hat sie die Leitung des Hauses übernommen. Für dieses wichtige Arbeitsfeld habe sie sich früh entschieden, so Bürger. Statistisch gesehen sei jede vierte Frau von Gewalt in sozialen Beziehungen betroffen.

„Ich wollte gezielt in einem Frauenhaus arbeiten, deshalb habe ich damals mein Hauptstudium direkt auf diesen Arbeitsbereich ausgerichtet“, erzählt die 50-Jährige. Schon in ihrer Studienzeit in Trier und Bielefeld engagierte sie sich beim Notruf und absolvierte eine Ausbildung am Kindersorgentelefon, der „Nummer gegen Kummer“. Es folgten Fortbildungen als Gesprächstherapeutin, als systemische Therapeutin, in der Traumabegleitung, in juristischen und psychologischen Fragen. Nach dem Studium kam Bürger nach Speyer. „Ich möchte Frauen und Kindern, die Gewalt in der Familie erlebt haben, Hilfe, Schutz und meinen Rat anbieten“, nennt Bürger als ihr persönliches Ziel. Zu ihrem Arbeitsalltag gehörten viele koordinierende Aufgaben, allerdings auch sofortige Schutzmaßnahmen. „Kollegiale Supervision“ heiße etwa ein Bereich, zu dem Beratungsgespräche mit den Betroffenen sowie kooperative Gespräche mit Ämtern, dem Jobcenter, Anwälten, Schulen, Kindergärten und der Polizei gehören. Dazu kommt Öffentlichkeitsarbeit, wie Bürger berichtet: „Zu meinen Aufgaben gehört, dass ich für das Frauenhaus Gespräche mit Land, Stadt und Umlandgemeinden führe und dass ich bei Spendern Vorträge über unsere Arbeit halte.“ Ist es schwierig, die Erlebnisse, mit denen sich Frauen an sie wenden, zu verarbeiten? Bürger überlegt und schüttelt den Kopf: „Aufgrund meiner fachlichen Qualifikationen ist es im Regelfall nicht schwierig.“ Die regelmäßigen Beratungen, aber in sehr schweren Fällen auch kollegiale Supervisionen oder Fachgespräche erleichterten die Arbeit. Der Schutz und die Sicherheit der Frauen und Kinder steht für Bürger an erster Stelle. Das könne heikle Situationen mit sich bringen: „Viele Männer sind aggressiv, da hilft uns eine sehr gute Kooperation mit der Polizei“, sagt sie. Gemeinsam werde dann geschaut, was das angemessene Vorgehen sei und welche Kooperationspartner eingeschaltet werden müssten. Teils werde sie in Auseinandersetzungen hineingezogen. „Verbal wurde ich über die Jahre einige Male angegriffen und einmal verfolgt“, so Bürger. „Zu Übergriffen ist es bisher nicht gekommen.“ Dies führte sie vor allem auf das engagierte Verhalten der Speyerer zurück, das sie in mehreren brenzligen Situationen erlebt habe. „Jede Frau, die Gewalt erlebt, benötigt Hilfe und Unterstützung, die nur mittels Empathie, Toleranz, Kulturoffenheit und klarem Eintreten für Gewaltfreiheit gelingt“, betont Bürger. Frauen und ihre Kinder lebten im Mittel etwa 40 Tage im Frauenhaus. Auch nach dem Auszug bleibe der Kontakt meist bestehen. Die Arbeit in ihrem Team und die Wertschätzung der Frauen bescherten ihr täglich Glücksmomente, betont Bürger. Einen psychischen Ausgleich finde sie unter anderem bei Yoga, in ihrer Familie, mit ihrem Hund, im Freundeskreis sowie bei Wanderungen, Reisen und Handarbeit. „Ich habe viele Interessen, ich singe auch im Afrika-Chor, beschäftige mich mit Kalligraphie, mit meinem Garten, und ich lese gerne.“

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