Rheinpfalz Zwischen Ängsten und Hoffnungen

Mannheim

. Noch im November forderte Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, eine Obergrenze für Flüchtlinge. Er begründete das damit, dass die Menschen aus Kulturen stammten, „in denen der Hass auf die Juden und die Intoleranz ein fester Bestandteil ist“. Der Zentralratsvorsitzende befürchtete, dass in Deutschland mit den Flüchtlingen neuer Antisemitismus importiert wird. Dass die Realität nicht nur aus den Farben Schwarz und Weiß besteht, zeigte ein gemeinsames Essen beim Fastenbrechen im Mannheimer Stadtteil Jungbusch. Die Fatih-Moschee, die zur Islamischen Gemeinde Milli Görüs (IGMG) gehört, hatte eingeladen – und einer der Ehrengäste war Dan Shaham Ben-Hayun, Generalkonsul des Staates Israel für den süddeutschen Raum. Dabei werden Publikationen aus dem Umfeld der Milli Görüs wie beispielsweise die Zeitung Milli Gazete oftmals mit Antisemitismus in Verbindung gebracht. Der Generalkonsul begann seine Rede damit, dass er die Muslime dafür bewundere, dass sie das Fastengebot einen Monat lang durchhalten könnten. Die Juden hätten einen Tag zu fasten, und sogar damit täten sich viele schwer. Er erzählte auch von seiner eigenen Biografie. „Meine Großeltern waren Flüchtlinge aus Spanien. Als sie damals vertrieben wurden, hat sie das Osmanische Reich aufgenommen. Sie wurden in Saloniki eingesiedelt. Später wanderten sie nach Marokko aus.“ Der Generalkonsul lud in seiner Rede auch die Mannheimer Muslime nach Israel ein. „Ich will, dass dieses Jahr eine muslimische Delegation nach Israel reist. Besuchen Sie ihre Schwestern und Brüder in Israel. 17 Prozent unserer Bevölkerung sind Muslime“, so der Generalkonsul. Der Hintergrund dieser Einladung: Die Stadt Mannheim ist gleichzeitig Partnerstadt der Städte Hebron und Haifa in Israel. Hebron hat eine mehrheitlich muslimische Bevölkerung, Haifa eine jüdische. Die Stadt Mannheim will den Aufbau von Wasseranlagen in Hebron unterstützen. Die islamischen Gemeinden in Mannheim wollen dabei nach Informationen von Bektas Cezik vom Arbeitskreis Islamischer Gemeinden in Mannheim (AKIL) versuchen, eine Brücke zwischen den beiden Städten zu sein und den Prozess des Austauschs aktiv zu unterstützen. Der israelische Generalkonsul hatte mit Blick auf dieses Engagement den Wunsch geäußert, am Fastenbrechen-Essen teilzunehmen und die Gemeinden in Mannheim kennenzulernen. Bekir Altas, Generalsekretär der Milli Görüs, bot in seiner Rede an, dass die islamischen Gemeinden beim Bewältigen der Flüchtlingskrise helfen. Alle Teile der Gesellschaft trügen Mitverantwortung für die Situation. Von jedem Einzelnen werde in Zukunft die Art des Zusammenlebens abhängen. Altas sagte gleichzeitig in Richtung der jüdischen Gemeinden, dass ihre Ängste ernst genommen werden müssten und Milli Görüs bei kritischen Fragen und Bedenken bereit für einen Dialog sei. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) warnte vor der Sprache der Abgrenzung und der Hetze besonders in sozialen Netzwerken. Sprache könne Menschen gegeneinander aufhetzen, so dass am Ende ein Mord stehe. Und: „Wir müssen das Gemeinsame betonen, Kritisches aber durchaus auch ansprechen. Wir müssen in schwierigen Situationen im Dialog bleiben. Wir haben ein gemeinsames Ziel: gestalten. Dafür haben wir die Demokratie.“

x