Rheinpfalz Zeit der Umwege ist vorbei

Freie Fahrt auf der Horbergbrücke: Mit einem Bobby-Car-Rennen weihten die Kinder des Kindergartens St. Pius die neue Brücke ein.
Freie Fahrt auf der Horbergbrücke: Mit einem Bobby-Car-Rennen weihten die Kinder des Kindergartens St. Pius die neue Brücke ein.

Mit dem Bau der Behelfsbrücke, dem Abriss des Brücken-Überbaus und der Widerlager hatten im September des vergangenen Jahres die Arbeiten an der Horbergbrücke begonnen. Am Freitag konnte das Bauwerk nun für den Verkehr freigegeben werden. Auf fast eineinhalb Millionen Euro sollen sich die Kosten in der Endsumme belaufen.

Siegfried Werstler von der Bauabteilung der Verbandsgemeinde Rodalben hatte vor der Übergabe eine kleine Chronik zur Vorgeschichte zusammengestellt: Danach hatte die Deutsche Bahn die Horbergbrücke vor 54 Jahren bauen lassen. Sechs Jahre später (1970) übertrug die Bahn die Kosten für die Unterhaltung und die Verantwortung für die Verkehrssicherheit auf die Stadt – mit baldigen Folgen. Denn schon bei einer Brückenprüfung 1979 wurden Schäden an dem Bauwerk ermittelt. Allerdings vergingen 20 Jahre, bis ein Gutachten (des Materialprüfungsamts der Uni Kaiserslautern) die Schadenshöhe erfasste. Ein Sanierungsstau von inzwischen 600.000 – damals noch – Deutsche Mark sollte sich gebildet haben. Aber erst ab 2010, berichtete Bürgermeister Wilhelm Matheis bei der Einweihung, habe der Stadtrat die Instandsetzung durch das Ingenieurbüro SBS (Saarbrücken) vorbereiten lassen. Zu jener Zeit sollten sich die Gesamtkosten für die Instandsetzung auf 323.000 Euro belaufen (2011). Nachdem eine Instandsetzung aufgrund des langen Abstandes von zwölf Jahren zu dem Gutachten laut Auskunft des Landesbetriebs Mobilität (LBM) nicht mehr förderfähig gewesen wäre, erinnerte Matheis, habe der Stadtrat den Neubau der Brücke beschlossen (2012). Dann seien die Preise explodiert, wie der Bürgermeister resümierte. Nach ersten Berechnungen sollten sich die Kosten für den Neubau auf 804.000 Euro belaufen (2014). Bei der Submission ging allerdings als günstigstes Angebot schon die Summe von 1,153 Millionen Euro hervor, deutlich mehr als ursprünglich veranschlagt. Die Finanzierung wackelte, weil der Preis weiter stieg – auf 1,4 Millionen Euro (Februar 2017). Die Stadt stellte nun einen „Aufstockungsantrag“, der Bewilligungsbescheid traf im Juni 2017 ein, wobei sich die zuschussfähigen Kosten auf 1,173 Millionen Euro beliefen, die Fördermittel (75 Prozent) auf 879.000 Euro. Nach aufgeregten Diskussionen vergab der Stadtrat den Auftrag an die Firma Theisinger & Probst, die im August 2017 die Baustelle auf dem Horberg einrichtete. Jetzt aber bestehe Grund zum Feiern, so Matheis. Er hob die Leistung von Siegfried Werstler und Bauleiter Heinz Ernst besonders hervor, die „das Projekt und die Mannschaft stets im Griff gehabt“ hätten. Mike Krummet von der Firma Theisinger & Probst listete ein paar Zahlen auf, die das Ausmaß des Projekts veranschaulichten. Demnach seien beim Bau der Brücke 500 Kubikmeter Beton verarbeitet worden, 85 Tonnen Baustahl und 480 Tonnen Asphalt. „Ein langer Prozess“ sei nunmehr erfolgreich abgeschlossen worden, meinte Andreas Götzinger vom Ingenieurbüro SBS. Der Landtagsabgeordnete Alexander Fuhr (SPD) würdigte die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Land. Ein Projekt wie dieses stelle eine Herausforderung dar, sowohl für die Verantwortlichen und Ausführenden als auch für die Bewohner des Stadtteils, die über Monate mit Einschränkungen zurechtkommen mussten. Indessen sei es zur Verbesserung der Infrastruktur unverzichtbar gewesen. „In Rodalben können wir Brücken bauen“, sagte Verbandsbürgermeister Wolfgang Denzer (SPD). Er äußerte sich anerkennend über die Geduld der Anlieger. Sie hätten Umwege zurücklegen und missliche Umstände hinnehmen müssen, bedingt durch die dem Bau schon vorausgegangene Sperrung der Brücke für den Schwerlastverkehr. Pfarrerin Katja Beiner und Pfarrer Pious segneten das Bauwerk, das Kinder des Kindergartens St. Pius zuerst in Anspruch nehmen durften: für ein Wettrennen mit Bobby-Cars. Ein Loblied hatten sie zuvor schon gesungen. „Gut gemacht, die Brücke ist eine wahre Pracht“, ertönte es aus Kindermund. Schließlich tauchte ein kurzes Feuerwerk die Brücke bei beginnender Dunkelheit ins rechte Licht.

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