Rheinpfalz WM-Film: Per Helikopter zum Golf

LUDWIGSHAFEN. Die deutschen Fußball-Weltmeister haben den Film „Die Mannschaft“ über ihren Weg zum vierten Titel in Brasilien bereits am Montag in Berlin gesehen. Morgen kommt die Dokumentation offiziell in die Kinos. Die Erlöse des rund 90-minütigen Films fließen in gemeinnützige Projekte.

Im Mannschaftsbus nach dem WM-Finale gegen Argentinien, nach dem 1:0-Sieg in der Verlängerung: Die Spieler singen, feiern ausgelassen. „Super-Deutschland, Super-Deutschland.“ Und dann sagt Thomas Müller keck: „Zum nächsten Turnier könnt ihr mich wieder anrufen.“ Gäbe es einen Fußball-Oscar, er ginge an den lustigen Stürmer des FC Bayern München, den es auch als Kellner im Dirndl nach einer verlorenen Golf-Wette und als Bittsteller bei Joachim Löw zu sehen gibt. Schriftlich reicht Müller den Wunsch ein, doch bitte per Helikopter zum Golf fliegen zu dürfen. Es funktioniert! Es sind Szenen wie diese, die den Film tragen.Der Streifen steht – natürlich – in der Tradition von Sönke Wortmanns „Deutschland – ein Sommermärchen aus dem Jahr 2006“. Erste Einschätzung: Der Film ist sehenswert, er hat viele ganz starke Momente, offenbart aber auch einige Schwächen. So wird DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Ende gleich dreimal bei seinen kleinen Ansprachen dokumentiert, vor allem die letzte im Hotel nach dem Coup von Rio de Janeiro ist überflüssig. Manager Oliver Bierhoff kommt in seiner Analyse zu staatstragend daher. Aber klar doch: Das Campo Bahia war ein Schlüssel für den Erfolg der deutschen Mannschaft. Brasilien und die Leute aus Bahia sind nur Staffage, zu Wort von den Brasilianern kommt niemand. Viele Szenen sind überdies aus den WM-Sendungen während des Sommers hinlänglich bekannt. Beispielsweise, wie die deutschen Spieler die brasilianischen nach dem 7:1 im Halbfinale von Belo Horizonte trösten. Oder wie sich Per Mertes-acker am ZDF-Mikrofon nach dem 2:1 gegen Algerien im Achtelfinale irritiert fühlt. „Wat woll’n se?“, fragte er Boris Büchler. Das ist dann nicht mehr so prickelnd, auch wenn es im Sommer wichtig war.   Mit den Toren des unglaublichen Halbfinales beginnt der Film recht bald. Für ihn verantwortlich zeichnen Martin Christ (Kamera), Jens Gronheid (Schnitt) und Ulrich Voigt (DFB-Mediensprecher). Dem Film ist das deutsche WM-Motto „Für einen guten Anfang braucht es Begeisterung, für ein gutes Ende Disziplin“ des früheren BASF-Forschungschefs und Aphoristikers Professor Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger vorangestellt.   Der Streifen erzählt den Weg zum vierten Stern chronologisch. Los geht’s am 21. Mai mit dem Trainingslager in Südtirol, auf der Bühne der Fanmeile am 15. Juli in Berlin endet das Sommermärchen anno 2014. Der Film eckt zu keiner Phase an, geht jedoch kurz auf den Unfall in Südtirol ein, als ein Passant während einer PR-Aktion durch den von DTM-Fahrer Pascal Wehrlein gefahrenen Wagen schwer verletzt wurde.   Sesam öffne Dich. Aus dem Innenleben der Fußball-Weltmeister: Christoph Kramer probiert’s auf der Fähre über den Rio Jão de Tiba als Sänger, scheitert jedoch an Ronan Keatings „When you say nothing at all“. Da hilft auch der Sternenhimmel nicht mehr. Witzig: Die Begegnung von USA-Berater Berti Vogts mit Joachim Löw vor dem direkten Duell und Vogts schlagfertige Frage: „Du suchst einen rechten Verteidiger?“. Überraschend: Die Ansprache im Spielerkreis vor dem Achtelfinale gegen Algerien (2:1) hält keiner der Stammkräfte, sondern Ersatztorhüter Roman Weidenfeller. Ob Einpeitscher Philipp Lahm bewusst war, dass er vor dem Spiel gegen die USA ausgerechnet US-Trainer Jürgen Klinsmanns Worte von 2006 wählte: „Die hauen wir weg!“? Und immer wieder: Das Campo Bahia, relaxen, trainieren, aufs Smartphone schauen. Stern Nummer vier, alles inklusive.

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