Eisenberg „Wir werden in Ruli gebraucht“

Etwas bewegen und Menschen helfen zu können − daraus zieht der Vorstand des Kaiserslauterer Vereins „Krankenhaus Ruanda“ seine Motivation für das Engagement in dem afrikanischen Land. Das neueste gelungene Projekt: die Errichtung von Häusern für Waisen und Patenkinder.

Für den Verein „Krankenhaus Ruanda“ ging 2014 ein Jubiläumsjahr zu Ende. Die 25-Jahr-Feier in Kaiserslautern und im afrikanischen Ruanda war dem Gründer des Krankenhauses in Ruli nicht vergönnt. Helmut Schmitt, der den Verein im Jahr 1989 in Kaiserslautern ins Leben gerufen hatte, starb bereits 2011. Seither werden die Geschicke des 450 Mitglieder zählenden Vereins von Präsidentin Erika Hauß-Delker aus Eisenberg, einer langjährigen Wegbegleiterin von Helmut Schmitt, geleitet. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ zogen Hauß-Delker und ihr Vize Rudi Blauth eine erfreuliche Bilanz der Vereinsarbeit. Die zweiwöchige Jubiläumsreise Ende September nach Ruli mit 21 Teilnehmern hat bei den beiden Vorstandsmitgliedern unvergessliche Eindrücke hinterlassen. Gefeiert wurde mit Vertretern der ruandischen Regierung, der Kirche, der deutschen Botschaft, der Partnerschaft Rheinland-Pfalz/Ruanda und Mitarbeitern des Krankenhauses. „Es ist uns bislang gelungen, das Lebenswerk von Helmut Schmitt in seinem Sinn weiterzuführen und mit Leben zu erfüllen“, verweist Hauß-Delker auf zahlreiche Aktivitäten, die den Menschen in Ruli zugutekamen. Im Mittelpunkt der Hilfe steht die fachärztlich medizinische Versorgung. Das Krankenhaus in Ruli gehöre zwischenzeitlich zu einem der besten Distriktkrankenhäuser, ergänzt die Vorsitzende. Durch vier ehrenamtliche Einsätze von Fachärzten aus Deutschland für Augen- sowie Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen, ergänzt durch OP-Schwestern und Optiker, konnten rund 600 Patienten behandelt, wenn notwendig operiert und mit Brillen versorgt werden. „Die fachärztliche Versorgung in Ruanda ist erst im Aufbau. Noch fehlt es an Augen- und HNO-Ärzten.“ Der Einsatz deutscher Mediziner bedeutet für die Ärzte in Ruli gleichzeitig eine Möglichkeit der Aus- und Weiterbildung in der Facharztausbildung. Während die Augenärzte nicht nachkommen, Operationen am Grauen Star vorzunehmen, bringt sich Hauß-Delker als Optikerin ein und hilft bei der Anfertigung von Brillen für die Patienten. Zur erfolgreichen Behandlung von Kindern mit Wasserköpfen konnten dem Kinderchirurgen der Klinik 70 Ventile übergeben werden. Die Ventile, die den Druck im Kopf senken, werden den kleinen Patienten implantiert. „So haben die Kinder eine gute Chance, fast ohne Behinderung groß zu werden“, berichtet Blauth. Der staatlich verordneten Schließung des Waisenhauses in Ruli begegnete der Verein mit der Errichtung von vier nach dem Namen des Vereinsgründers genannten Schimitti-Häusern. „Für etliche Kinder und Jugendliche konnten nach der Schließung des Hauses im Umfeld von Ruli keine Angehörigen gefunden werden“, erläutert Hauß-Delker. So entstand die Idee, diesen Waisen und Patenkindern ein neues Zuhause zu bieten. In den Schimitti-Häusern wohnen zwischenzeitlich 24 Kinder und junge Erwachsene. Wichtig sei es, dass sie lernen, Verantwortung füreinander zu übernehmen. Froh ist der Vorstand über die Wiedereröffnung der Krankenpflegeschule. Dank 20 Computern, Laptops und 300 Lehrbüchern, die der Verein im Wert von 27.000 Euro finanziert hat, steht einem erfolgreichen Abschluss des ersten Schülerjahrgangs nichts mehr im Weg. Neben Mitgliedsbeiträgen finanziert sich der Verein Krankenhaus Ruanda über Benefizveranstaltungen, wie die „Ruanda Classics“, einem Golf-Charity-Turnier, das im August 2014 auf dem Gelände des Golfclubs Barbarossa mit 76 Teilnehmern in Mackenbach stattfand. Eine weitere wichtige Einnahmequelle neben Spenden ist der Verkauf von Taschen und Beuteln aus afrikanischen Stoffen, die in Ruli von Afrikanerinnen gefertigt werden. Das seit 2008 laufende Patenschaftsprogramm kommt heute 100 Kindern zugute. Sie werden von deutschen Pateneltern betreut. Eine Patenschaft sichert den jungen Ruandesen einen Schulbesuch und medizinische Betreuung. Die Motivation für ihr ehrenamtliches Engagement nehmen Hauß-Delker und Blauth aus der Tatsache heraus, etwas bewegen und Menschen helfen zu können. „Die Menschen freuen sich und sind sehr dankbar. Wir werden in Ruli gebraucht“, sagt Hauß-Delker.

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