Rheinpfalz Winterzeit heißt Urlaubszeit

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WALDFISCHBACH-BURGALBEN. Den Winter mögen Greenkeeper auch. Denn Winterzeit heißt für die Spezialisten in Sachen Pflege grüner Rasensportflächen in der Regel Urlaubszeit. Meist kümmern sich Greenkeeper um Golfplätze. Deren Pflege erfordert im Winter nicht den intensiven Aufwand wie in den Vegetationszeiten Frühjahr und Sommer. „Während der Saison hat eine Arbeitswoche sieben Tage und in der Regel sollte man auch 24 Stunden erreichbar sein. Im Winter lassen sich die Überstunden dann abbauen“, erklärt Dennis Michallek. Er ist Greenkeeper, hat sich schon in der Fußball-Bundesliga und auf verschiedenen Golfplätzen – zuletzt in der abgelaufenen Golfsaison beim GC Pfälzerwald in Waldfischbach-Burgalben – um sporttaugliches Grün gekümmert. Dass er sich mal hauptberuflich mit Greenkeeping befassen würde, „war nicht geplant“, gesteht der 25-Jährige, der ursprünglich aus Gerolstein stammt. Spaßeshalber werde über Greenkeeper ja gesagt, „dass sie ihr Leben lang ihr Geld mit Rasenmähen verdienen“, sagt Michallek lachend. Dem sei nicht so. „Aber ich muss gestehen, damit hat es bei mir angefangen“, ergänzt er schmunzelnd. Michallek hatte gerade Abitur gemacht, einen Ausbildungsplatz als Chemielaborant sicher, als bei einem Fußballspiel der Head-Greenkeeper des Golfclubs Eifel mitspielte und erzählte, dass er Hilfe brauche. Michallek trat den Ferienjob im Golfclub an, entdeckte seine Berufung und machte daraus seinen Beruf: Greenkeeper. Chemielaborant wurde er nie. Dass zu seinem Beruf Rasenmähen gehört – auf dem Golfplatz werden die Grüns beispielsweise vier bis sechs Mal pro Woche gemäht, die Abschlagsflächen und Fairways, die kurz gehaltenen Flächen zwischen Abschlag und Grün drei Mal wöchentlich – sei klar, „aber ein Greenkeeper muss noch viel mehr kennen und können“, sagt Michallek. Rasenkunde gehört dazu: welche Grassorte für welchen Bereich und welche Belastungen. Es geht um die richtigen, den Anforderungen entsprechende Schnitthöhen. Muss gewalzt werden, ist eine immer wieder auftauchende Frage. Welche Pflegemaßnahmen sind übers Jahr vorzunehmen? Wie lässt sich der Nährstoffgehalt im Boden verbessern, wo kann auf Chemie verzichtet werden, welcher Dünger wird wann eingebracht – das sind Fragen, mit denen sich Greenkeeper auseinandersetzen müssen. Ziel ist es, Fehler auf den Spielflächen zu vermeiden, was nicht immer möglich ist. „Wir sind nun mal in der Natur tätig“, sagt Michallek. Treten Fehler auf, „gilt es Maßnahmen zu finden, um die Fehler zu beheben“, sagt er. Auf einem Golfplatz geht es auch um die Pflege des Gehölzes, der Wasserflächen. „Da gibt es noch mal Unterschiede zum Greenkeeping beim Fußball“, sagt Michallek. Jeden Greenkeeper beschäftigt der Maschinenpark, mit dem er arbeitet. Von der Motorsäge über verschiedene Rasenmäher bis hin zum Traktor. Mit diesem sollte sich ein Greenkeeper auskennen, wissen, welche Maschine er wann wo einsetzen kann, und auch wissen, wie eine Maschine zu pflegen ist. Sinnvoll sei, sagt Michallek, wenn beim Greenkeeper die Begeisterung für den Sport da sei, für den er die Spielfläche bereite. „Ein Golfer oder Fußballer beurteilt die Spielfläche beim Spielen möglicherweise ganz anders als der Greenkeeper, der darüber fährt oder läuft“, weiß Michallek. Er spielt gerne Golf und Fußball. Spiele der Greenkeeper selbst Golf, „kann er sich besser vorstellen, was den Golfern am Herzen liegt“. Dazu bedarf es in seinem Beruf betriebswirtschaftlicher Kenntnisse, denn es gebe immer ein natürliches Spannungsfeld zwischen optimaler Pflege und zur Verfügung stehender finanzieller Mittel. Auch Personalführung gehört dazu, wenn ein ganzes Team von Platzpflegern, dessen Arbeit koordiniert werden muss, sich um den Platz kümmert. Ab dem Frühjahr, wenn die Natur das Gras zum Wachsen, die Bäume zum Ausschlagen bringt, hat ein Greenkeeper vieles, nur nicht frei. Das gilt auch im Sommer, wenn aus Grüns Brauns würden, wenn nicht die Greenkeeper sich um den Platz kümmern würden. Ein Acht-Stunden-Tag ist dann nicht üblich. „Das sollte jeder wissen, der sich für diesen Beruf entscheidet“, sagt Michallek. Auch im Fußballbereich sei das nicht so. Beim FC Augsburg war der 25-Jährige tätig. „Beim Greenkeeping im Fußball liegt die Herausforderung darin, gerade wenn ein Club auch international spielt, dass alle drei, vier Tage eine optimale Spielfläche vorhanden sein muss, die in den 90 Spielminuten schon stark strapaziert wird“, möchte er die Erfahrung nicht missen. Ihn zog es aber auf die Golfplätze zurück. Unter anderem arbeitete er in Tirol. Jeder Golfplatz stelle aufgrund seiner Architektur, seiner geografischen Lage, die höchst unterschiedliche klimatische Bedingungen mit sich bringe, immer wieder neue Herausforderungen. Das mache den Beruf abwechslungsreich. Dass ein Greenkeeper gerade im Frühjahr und Sommer, wenn Arbeitstage schon mal um 4.30 Uhr beginnen, viel Zeit im Freien verbringt, sei ein weiterer Pluspunkt der Arbeit, steht für ihn fest. Im Winter, wenn Urlaub gemacht ist und Überstunden abgefeiert sind, gibt es für Greenkeeper aber auch einiges zu tun. Intensive Maschinenpflege steht dann beispielsweise auf dem Arbeitsplan. Leitungen, beispielsweise Drainagen, müssen gewartet werden. An den Bäumen, die Golfplätze zieren, gilt es notwendige Schnitte vorzunehmen. „Zu tun gibt es immer was, zu jeder Jahreszeit“, sagt Michallek.

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