Rheinpfalz Wildschweinjagd: Jäger weisen Bauern zurück

In jüngster Zeit ist es vermehrt zu schweren Verkehrsunfällen mit Wildschweinen gekommen.
In jüngster Zeit ist es vermehrt zu schweren Verkehrsunfällen mit Wildschweinen gekommen.

Der rheinland-pfälzische Landesjagdverband sieht keine Möglichkeit, 70 Prozent aller heimischen Wildschweine zu schießen.

Das hat der Deutsche Bauernverband gefordert, um so die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu stoppen.

Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz hat Forderungen des Bauernverbands im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest zurückgewiesen. Es geht darum, die Anzahl der Wildschweine in heimischen Wäldern um 70 Prozent zu verringern. „Kein Mensch weiß, was diese 70 Prozent in konkreten Zahlen bedeutet“, sagte Stephan Angermayer vom Landesjagdverband im rheinhessischen Gensingen. „Wir wissen nicht: Sind das 100.000 oder 500.000 oder 268.723?“

Für Menschen harmlos, für Schweine tödlich

Die Afrikanische Schweinepest hat sich von Russland, die Ukraine und Weißrussland in die baltischen Länder ausgebreitet. 2016 wurde der Erreger in Tschechien und südlich von Warschau in Polen gefunden. Das Virus ist für Menschen ungefährlich, bei Haus- und Wildschweinen aber verläuft die Erkrankung fast immer tödlich. Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Werner Schwarz, hatte der Zeitung „Rheinische Post“ gesagt, dass 70 Prozent der Wildschweine in Deutschland geschossen werden müssten, um ein Übergreifen auf Hausschweine zu verhindern.

Es gibt nicht genug Jäger

Die Jäger bemühten sich nach Kräften, die hohen Bestände zu reduzieren, sagte Stephan Angermayer vom Landesjagdverband. Aber es gebe ganz praktische Probleme. „Größere Bewegungsjagden können zum Beispiel auf derselben Fläche nicht nach Belieben oft wiederholt werden, denn der jeweilige Organisationsaufwand ist erheblich. Und zudem kann jeder Jäger an einem Tag nur auf einer Jagd sein.“ Auch von Hochsitzen aus könnten nicht beliebig viele Wildschweine geschossen werden: „Die Jäger sind schon ständig draußen.“ Ihre Zahl sei endlich und auch die zur Verfügung stehende Zeit begrenzt.

Die Schweine sind gerissen

„Die Jagd erfolgt normalerweise auf freiwilliger Basis. Man kann niemanden verpflichten, 24 Stunden am Tag anzusitzen, der tagsüber seiner normalen Arbeit nachgehen muss.“ Hinzu komme, dass die Tiere sehr klug seien und auswichen: „Die Wildschweine haben ihre Feindvermeidungsstrategien. Sie gucken und prüfen: Ist da irgendwo ein Feind, der uns auf die Pelle rücken will?“

Jagd-Anreize durch Gebührensenkungen?

Rahmenbedingungen rund um die Jagd könnten durchaus erleichtert werden, machte Angermayer mit Blick auf Grundeigentümer, Behörden und Politik deutlich. Behörden könnten durch Senkung oder den Wegfall bestimmter Gebühren Anreize schaffen - Jäger zahlten zum Beispiel für die Verkehrsberuhigung während Drückjagden, für die Untersuchungen erlegter Tiere auf Krankheiten sowie Steuern für Jagdhunde.

Schneisen in Feldern

Angermayer schlug vor, die Landwirte könnten in Mais- und Rapsfeldern vermehrt Schneisen mit niedrigem Bewuchs anlegen, in denen die Tiere besser sichtbar sind. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau hatte erklärt, solche Schneisen seien möglich, wenn die Jagdpächter eine Entschädigung zahlten. Angermayer kommentierte das so: Es könne nicht sein, dass Entschädigungszahlungen den Jagdpächtern alleine auferlegt würden.

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