Eisenberg „Wenn ich bei der Familie bin, dann bin ich ganz dort“

EISENBERG. Seit Januar 2014 führt eine Frau die Geschicke und Geschäfte der größten Krankenkasse im Südwesten, der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, die ihren Sitz in Eisenberg hat. Der RHEINPFALZ hat sie erzählt, auf welchem Weg sie das geschafft hat, wie sie Beruf und Privatleben vereinbart und welche privaten Ziele sie hat.

Die einzige Frau an der Spitze einer AOK-Landesdirektion möchte andere Frauen dazu motivieren, ihren eigenen beruflichen Weg zu gehen, diesen in Einklang mit der Familie zu bringen und durchaus auch Führungsaufgaben zu übernehmen. „Frauen sollten mutiger sein, ihre eigenen Ziele zu verfolgen“, ist daher ihr Rat. Irmgard Stippler hat das schon früh getan. „Als Schwester von zwei Brüdern bin ich auf dem Land bei Bonn aufgewachsen und auch dort zur Schule gegangen, und zwar gerne“, verrät Irmgard Stippler schmunzelnd. Sie traf sich gerne mit Freunden, las gerne, liebte Musik und Sport. Ganz entgegen dem Klischee „Mädchen können nicht rechnen“ war Mathe damals ihr Lieblingsfach. Schon früh interessierte sie sich für Politik und wählte nach dem Abitur die Studiengänge Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft, wobei sie ihre Interessen und Begabungen gut miteinander verbinden konnte. „Für Volkswirtschaft ist Mathematik das Handwerkszeug, logisches Denken und das Denken in Modellen spielen dabei eine große Rolle“, erklärt sie. Für ihr Studium wählte sie zunächst die Universität in Freiburg, der ein guter Ruf vorauseilte und wechselte später zur Ludwig-Maximilians-Universität nach München, da diese sich bereits international geöffnet hatte und dort bestmögliche Studienbedingungen herrschten. Hier promovierte sie auch. „Während der Studienzeit habe ich verschiedene Praktika gemacht, um Firmen und praktische Tätigkeiten kennenzulernen, aber auch, um Geld für mein Studium zu verdienen“, erinnert sich die heutige Vorstandsvorsitzende. Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Universität München und übernahm danach schnell Führungsaufgaben beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag sowie bei der Deutschen Telekom, bevor sie zum Rhön-Klinikum wechselte. „Nach zwei Jahren als Bereichsleiterin wurde ich dort in den Vorstand berufen, wo ich für die Bereiche Materialwirtschaft und IT verantwortlich war; später hatte ich die Zuständigkeit für das Uniklinikum Gießen und Marburg“, erzählt die zweifache Mutter, die mit ihrer Familie und dem temperamentvollen Jack Russell Terrier in der Rhön wohnt. Seit ihrem Wechsel an die Spitze der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland in Eisenberg im Januar vergangenen Jahres trägt sie Verantwortung für rund 1,2 Millionen Versicherte und 70.000 Arbeitgeber. Ihr Sohn und ihre Tochter – neun und elf Jahre alt – kommen gut mit der Situation, dass ihre Mutter meist nur am Wochenende zu Hause ist, zurecht. „Wir haben zuerst eine realistische Bestandsaufnahme gemacht und gemeinsam überlegt, wer wie in Beruf und Familie gefordert ist, und dann zusammen eine individuelle Lösung gesucht und gefunden, wie wir gemeinsam die Anforderungen der Familie meistern können“, erinnert sie sich. Ganz wichtig sei dabei allerdings, „Perfektionismus nicht als oberstes Ziel zu haben“. Bei allen wichtigen Ereignissen sei sie unbedingt bei ihrer Familie. „Und wenn ich bei meiner Familie bin, dann bin ich auch ganz bei meiner Familie“, betont sie und fügt hinzu, dass es dann mit den Kindern natürlich auch zum Fußballplatz, zum Schwimmwettbewerb oder zum Musikunterricht geht. Auch wird dann zusammen gekocht und gebacken. „Beim Essen mag ich es eher salzig als süß und am liebsten frisch aus dem Garten oder vom Bauern um die Ecke“, verrät sie. Mit frisch gepresstem Apfelsaft von der Streuobstwiese oder frisch geröstetem Kaffee kann man ihr eine Freude machen. Sich selbst beschreibt sie als gute Zuhörerin, die dadurch meist schnell die unterschiedlichen Anliegen versteht und durch gemeinsame Kommunikation die verschiedenen Interessen vernetzt und die Ziele dann klar und stringent durchsetzt. „Im Privaten habe ich mir für 2015 ein besonderes Ziel gesetzt: Ich möchte an einem Staffel-Marathon mit AOK-Kollegen teilnehmen und dafür auch gemeinsam trainieren“, verrät die 50-Jährige schmunzelnd. Und eine ihrer grundsätzlichen Lebenseinstellungen unterstützt sie dabei: „Das Ziel immer mit Zuversicht im Blick behalten, mit den Kräften haushalten und vor allem durchhalten, auch wenn’s mal steinig wird.“ (bbq)

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