Rheinpfalz Wassermassen sind nicht aufzuhalten

Große Mengen Hagelkörner verwandelten die Rumbacher Straßen im Juli zunächst in eine Winterlandschaft. Die Wassermassen überflut
Große Mengen Hagelkörner verwandelten die Rumbacher Straßen im Juli zunächst in eine Winterlandschaft. Die Wassermassen überfluteten dann etliche Keller.

Der 15. Juli 2018 wird den Rumbachern im Gedächtnis bleiben. An jenem Tag wurde die rund 450 Einwohner zählende Gemeinde im Dahner Felsenland durch ein Unwetter nahezu überflutet. Binnen weniger Minuten standen die Straßen unter Wasser, Wasser drang in Keller ein, Gegenstände – vom Trampolin bis zur Mülltonne – flogen durch die Luft und wurden weggespült. Wie man sich schützen kann, wenn ein solches Unwetter bevorsteht, war Thema der Einwohnerversammlung am Dienstag, zu der Ortsbürgermeister Ralf Weber eingeladen hatte.

24 Rumbacher nahmen aus der Veranstaltung wichtige Hinweise, Tipps und Anregungen mit. Denn nach dem Unwetter kann vor dem Unwetter sein. „Wenn innerhalb kürzester Zeit so große Mengen Wasser kommen, ist das nicht abzufangen. Innerhalb von wenigen Minuten herrschte Ausnahmezustand“, fasste Weber die heikle Situation von damals zusammen und legte den Fokus zugleich auf die Lehren für die Zukunft. Am Anwesen von Renate Cornet in der Ortsstraße beispielsweise waren Teile des Balkondaches weggeflogen, Ziegeln vom angrenzenden Schuppen lösten sich, wie bei vielen anderen Häusern auch. „Es war heftig, wir hatten alles in allem Glück im Unglück“, beschreibt sie die Situation gegenüber der RHEINPFALZ. Bürgermeister Weber wird in Absprache mit dem Gemeinderat darüber entscheiden, wie beispielsweise im Bereich des ehemaligen Sendemastes das Wasser abgeleitet werden kann, ebenso aus Richtung Hirschgatter. „Unser Ziel ist es nicht, das Wasser aufzuhalten, das geht gar nicht. Aber wir könnten die Spitzen wegnehmen und die Fließgeschwindigkeit verringern“, hofft er. Die Dimensionen beim Unwetter im Juli seien unglaublich gewesen. Sein Dank galt vor allem den Angehörigen der örtlichen Wehr, die teils Schäden am eigenen Eigentum unberücksichtigt ließen, um im Einsatz anderen Bürgern zu helfen. Über Möglichkeiten, sich zu schützen, berichtete Experte Patrick Cornet. Es ging beispielsweise um die Absicherung von Schäden über Versicherungen, wie Hausrat, Wohngebäude oder Elementarschäden. Und er schilderte, wie man sich in den eigenen vier Wänden, im Auto oder im Freien verhalten sollte, um das Schlimmste zu verhindern. Mit Blick auf die Versicherungsverpflichtung stellte Cornet fest: „In Deutschland gibt es seit 1994 keine Pflicht zur Gebäude- und Feuerversicherung mehr“. Dennoch sei es ratsam, Gefahren wie Sturm und Hagel abzusichern. Elementarschädenversicherungen regulieren Schäden von Naturgefahren wie Sturm und Hagel, aber auch Erdbeben und Überschwemmungen. Die Hausratversicherung deckt im Grundsatz das Inventar sowie bewegliche Gegenstände im Haus ab. Änderungen am Gebäude selbst, wie beispielsweise die Umnutzung des ehemaligen Kellers zu einer Wohnung oder die Anbringung einer Photovoltaik- oder Solaranlage auf dem Dach, sollte man der Versicherung anzeigen. Zu den Verhaltenstipps bei Unwettern gehöre, sich Informationen durch Radio, Fernsehen oder dem Internet zu verschaffen. Die Versorgung von Kranken müsse frühzeitig sichergestellt werden, Nachbarschaftshilfe sei wichtig, und den Anweisungen der Einsatzkräfte von Feuerwehren, THW, DRK oder anderen Hilfsorganisationen sollte man Folge leisten. „Sollte einmal der Strom ausfallen, begeben Sie sich ans Feuerwehrhaus, das ist besetzt“, so der Fachmann. Im Haus sollte man alle Fenster und Rollläden schließen und nicht in den Keller gehen. Überflutete Straßen sollten nicht betreten und schon gar nicht befahren werden. Tipps für diejenigen, die sich im Außenbereich aufhalten: Schutz suchen vor Sturm und Hagel. Hier zeigte der stellvertretende Wehrführer Nicolas Bauer Videoaufnahmen und Fotos, die er während und nach dem Unwetter gemacht hat. Sofern möglich, Gegenstände im Freien sichern, aber auch als Schutz vor Blitzen in einer Mulde in die Hocke gehen und die Füße eng zusammenstellen. Im Auto sitzend lautete der Appell: abbremsen und im nächsten Ort rechts ranfahren. Im Auto sitzen bleiben und mit Blick auf die Regenmassen Tiefgaragen und Unterführungen meiden. Droht Hochwasser, sollten Sandsäcke vorbereitet werden. Die gibt es beispielsweise bei Raiffeisen in Dahn zu kaufen, zum Füllen eignet sich Rheinsand aus dem Baumarkt. „Nicht ganz füllen, damit sich der Sack auch formen lässt“, rät der Experte. Harald Uri wollte wissen, ob Privatwaldbesitzer für Schäden, die umfallende Bäume anrichten, zur Rechenschaft gezogen werden können. Weber wies darauf hin, dass Gefahrenbäume zwar entfernt werden müssten – dazu gehörten beispielsweise dürre Bäume –, aber grundsätzlich werde ein Baum nicht als eine Gefahr angesehen. Notfall-Apps wie Katwarn (www.katwarn.de) oder die Notfall-Informations-und-Nachrichten-App des Bundes (www.bbk.bund.de) bieten Infos und Warnhinweise.

x