Rheinpfalz Vom Wohl und Wehe der Schuhindustrie

„Deutschlands Schuhregion Nr. 1“ heißt der Titel der Reihe „Blätter zum Land“, die die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz im Vierteljahresrhythmus zu geschichtlichen und wirtschaftlichen Themen herausgibt. Autor der Broschüre ist der Hauensteiner Frédéric Schächter (34), der die Berufe des Schuhtechnikers und des Modelleurs bei der ältesten deutschen Schuhfabrik, Peter Kaiser in Pirmasens, gelernt hat.

Die 1838 gegründete erste deutsche Schuhfabrik ist mit zwei Fotos vertreten. Die übrige Bebilderung der kleinen Broschüre gibt Einblicke in die Geschichte der Industrialisierung der Schuhregion, zeigt aber auch die Vision der Branche, die hier in Zukunft bei ihren Leisten bleiben will, untern anderem mit der Schuhmeile Hauenstein und den wissenschaftlichen Schuhinstituten in Pirmasens. Die „Blätter zum Land“ sind in übersichtlicher, knapper Form gehalten und besonders geeignet für Schüler und Studenten. Ältere Zeitgenossen erinnern sich noch an die ebenfalls von der Landesanstalt jahrzehntelang herausgegebenen Themen-Hefte im größeren Format zu allen relevanten gesellschaftlichen Themen, die man vor der Internetzeit für das Studium und die Examensarbeit nutzte. Die „Blätter zum Land“ greifen regionale Landesthemen in komprimierter Form auf; die Bibliothek umfasst mittlerweile mehrere Hundert Beiträge. Autor Schächter, der nach der Fachhochschule das „Schuhmachen“ als Schuhfertiger von der Pike auf lernte und als Jahrgangsbester von der Industrie- und Handelskammer ein Stipendium für ein Studium an der Design-Hochschule in Mailand erhalten hatte, beleuchtet kurz die historischen Grundlagen und wie die Schuhindustrie von Pirmasens ins Umland ausstrahlte. Einen besonderen Teil widmet er den Krisenjahren und dem Optimismus, der jedem Strukturwandel innewohnt, so dass das Ganze eine realistische, aber auch zuversichtliche Sichtweise hat. Einen wesentlichen Schwerpunkt setzte er bei der ersten Generationen von Schuharbeitern, die man heute als „Pendler“ bezeichnen würde, die aber zu ihrer Zeit Großartiges leisteten. Leseprobe: „Von der Metropole Pirmasens ist bekannt, dass die Arbeiter aus dem westlichen Bereich zur französischen Grenze hin aus den kleinen Gemeinden Hilst, Schweix, Vinningen, Trulben, Eppenbrunn und anderen täglich bis zu drei Stunden unterwegs waren, um morgens um 7 Uhr pünktlich zur Arbeit zu kommen.“ (ys)

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