Kultur Südpfalz Vom Einklang zwischen den Kulturen

Zum krönenden Abschluss der Klangwelten-Tournee gastierten Künstler mit ihren Heimatklänge aus Indien, Afrika und Amerika im Kulturzentrum Altes Kaufhaus in Landau. 25 Konzerte haben die Auserwählten in diesem Jahr in den vergangenen sechs Wochen absolviert.

Seit 30 Jahren zieht Rüdiger Oppermann auf der Suche nach exotischen Musikstilen in die Welt hinaus. Auf allen Kontinenten ist der 60-jährige Rheinhesse mittlerweile bekannt und die Musiker strengen sich mächtig an, um gehört zu werden. Denn die Originellsten engagiert der musikalische Weltenbummler für das jährliche Klangwelten-Festival. In bewährter Klangwelten-Tradition stellte Rüdiger Oppermann im ersten Teil des Konzertes seine Gastmusiker und ihre Instrumente vor, im zweiten Teil mischte er die Stile zu experimentellen Ausflügen in eine Weltmusik, die Grenzen sprengt und Unterschiede oder gar Rivalitäten oder Feindschaften zwischen unterschiedlichen Kulturen überwindet. Und wie immer staunten auch heuer die treuen Musikfreunde über selbst gebaute Xylofone und harfenähnliche Zupf- und Streichinstrumente. Der geniale Trommler und mittlerweile Stammgast der Klangwelten-Festivals, Jatinder Thakur, spielte in diesem Jahr lediglich eine Nebenrolle. Der Meister der indischen Tablas begleitete zum Beispiel die Musiker aus Rajasthan und lieferte sich mit dem indischen Perkussionisten einen minutenlangen mitreißenden Dialog „auf der Basis der Taketinna-Trommelsprache“, wie Oppermann erklärte. Ekstatische Sufigesänge einer Musikerkaste aus Rajasthan öffneten den Zuhörern am Sonntag die europäischen Ohren für eine Art traditionelle Volksmusik aus Indien. Am Rand der Wüste Thar hat Oppermann den 70 Jahre alten Hakam Khan entdeckt und den Meister der Khementche für das Klangwelten-Festival engagiert. Das Streichinstrument aus Maulbeerbaum und Ziegenfell des Inders ist vom Aussterben bedroht – unter anderem weil die Technik des Spiels auf drei Melodiesaiten aus Darm und 16 dünnen Metallsaiten sehr anstrengend und kompliziert ist, um die Klangschönheit aus erdiger Melodie, umspielt von einem Kometenschweif obertonreich metallisch glitzernder Resonanz, zu erzeugen. Sänger Faqir Khan erwies sich als genialer Künstler im theatralischen Schütteln hölzerner Klappern, die Oppermann als „Urmutter der Kastagnetten“ erklärte, die mit den indischen Zigeunern der Kaste der Manganyars über Kasachstan nach Europa kamen. Aus Uganda hatte Albert Bisasa Ssempeke die Ennanga mitgebracht, die Oppermann als „eine Art Urharfe“ vorstellte. Zum Spiel des auf dem Schoß liegenden hölzernen Instruments begleitete der Harfenist aus Worms den Afrikaner auf einer modernen Harfe. Den für westliche Ohren ungewohnten komplizierten Musikstil in rasanter Geschwindigkeit erklärte Oppermann als „Inherent Patterns“. Als Meisterin elektronischer Klänge integrierte Oppermann die Weltenbürgerin Diana Rosa in das Klangweltenspiel. Im „Song of the sea“ mischten sich der rauchige Gesang der Tochter eines Iren und einer Indianerin aus der Karibik mit britischem und amerikanischem Pass mit den Tablas Jatinder Thakurs und der indischen Khementche, überlagert und verzerrt von elektronischen Effekten, die Diana Rosa an einem kleinen roten Kasten erzeugte und steuerte. Das Publikum ließ sich verzaubern von den ungewöhnlichen Klangexperimenten und mitnehmen von den treibenden Rhythmen. Wippende Füße, zuckende Schultern, ab und an rhythmisches Mitgeklatsche und immer wieder Stürme heftigen Applauses und Beifallsbekundungen ließen die Musiker auf den mit farbenfroh glitzernden indischen Stoffen verkleideten Podesten auf der Bühne vor Freude und Stolz strahlen. In ihrer jeweiligen Heimat, erklärte Oppermann, werde die originäre Kunst weniger geschätzt und vor allem nicht entsprechend entlohnt. Weder mit Geld noch mit Beifall, dem sprichwörtlichen Brot für die Künstler. Dieses zumindest ernteten die Musiker des Festivals in Landau reichlich. (srs)

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